Yakult unterstützt das Herzwerk
Isolation, mangelhafte Ernährung, Krankheiten – Altersarmut hat viele Gesichter, auch in einer wohlhabenden Stadt wie Düsseldorf. Und sie betrifft immer mehr Menschen, denn laut einer Bertelsmann-Studie könnte in 20 Jahren mehr als jeder Fünfte von Altersarmut betroffen sein.[1] Fehlt das Geld im Alter, hat das viele Folgen. Vereinsamung ist eine davon und weitverbreitet. Jenny Jürgens hat daher 2009 gemeinsam mit dem DRK-Düsseldorf die Initiative „Herzwerk – Aktiv gegen Armut im Alter“ gegründet. Ziel von Herzwerk ist es, möglichst vielen bedürftigen Seniorinnen und Senioren ein Altern in Würde zu ermöglichen. Aktuell erreicht die Initiative ca. 220 Personen. Die Yakult Deutschland GmbH mit Sitz in Nordrhein-Westfalen unterstützt seit Februar 2020 das gemeinnützige Projekt. Denn für das Unternehmen mit japanischen Wurzeln gehören soziales Engagement und vor allem die Fürsorge für ältere Menschen von jeher zur Firmen-Philosophie, weswegen Yakult sich schon immer proaktiv um das Wohl älterer Menschen kümmert.
Hilfe gegen Altersarmut und Einsamkeit
In Nordrhein-Westfalen und auch in der wohlhabenden Landeshauptstadt Düsseldorf nimmt die Altersarmut schneller zu als im Bundesdurchschnitt. [2] „Altersarmut hat viele Gesichter“, sagt Mara Kern, die die Herzwerkstatt auf der Oberbilker-Allee 233 in Düsseldorf leitet. „Neben materiellen Engpässen kommt es zu Isolation und Einsamkeit, weil häufig kein Geld für Freizeitaktivitäten, wie Theater- oder Konzertbesuche, übrig ist. Die älteren Menschen schämen sich, trauen sich nicht mehr aus der Wohnung, Krankheiten werden nicht mehr ordentlich behandelt, weil sogar an Medikamenten gespart wird. Dazu kommen eine unzureichende Ernährung und Depressionen.“ Das Herzwerk unterstützt nicht nur bei den materiellen Folgen der Armut, sondern auch bei den sozialen und emotionalen Aspekten. In der festen Anlaufstelle arbeitet ein Team aus haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, bei denen Interessenten Gesprächstermine vereinbaren und eine soziale Beratung in Anspruch nehmen können. „Die Initiative hilft beim Ausfüllen der Sachanträge und leistet dann finanzielle Unterstützung für einfache Dinge, wie eine neue Brille, ein Paar Schuhe, eine Waschmaschine oder ein Zugticket, um Kinder und Enkelkinder besuchen zu können. Auch ein Friseurbesuch oder eine notwendige Taxifahrt können davon finanziert werden.“, erklärt Jasmin Schürgers, Leiterin Kommunikation & Marketing beim Deutschen Roten Kreuz Düsseldorf. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die Räumlichkeiten als Treffpunkt zu nutzen, an Spielenachmittagen oder Kursen teilzunehmen. Inzwischen gibt es dort viele regelmäßige Angebote für die Seniorinnen und Senioren, wie zum Beispiel monatliche Frühstücke, einen gesunden Mittagstisch, Gesprächskreise, Bastelangebote und ein Internet-Café. Hier trifft man sich zum Plaudern und es sind bereits viele Freundschaften unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern entstanden. „Seit Anfang des Jahres haben wir einen Pool an ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aufgebaut, die sich regelmäßig um die Seniorinnen und Senioren kümmern, sie zu Hause besuchen, mit ihnen spazieren oder einkaufen gehen“, berichtet Mara Kern.
Gemeinschaft ist wichtig
„Die Situation älterer Menschen, die von Einsamkeit, psychischen und sozioökonomischen Notlagen oder Gebrechlichkeit betroffen sind, hat sich im Zuge der Covid-19-Pandemie stark verschärft“, berichtet Mara Kern. Aufgrund der Kontaktbeschränkungen konnten Bedürftige bereits seit März nicht mehr vom Frühstücksangebot und dem kostenlosen gesunden Mittagstisch, die von Herzwerk regelmäßig angeboten wurden, profitieren. Doch der finanzielle Aspekt ist nicht der einzige Grund, warum ältere Menschen zum Mittagstisch kommen. „Es geht nicht nur ums Essen, sondern auch darum, aus der Isolation zu kommen“, erklärt Leiterin Mara Kern. „Die Vereinsamung ist eines der schwierigsten Felder beim Thema Altersarmut und hat sich durch die Pandemie dramatisch verstärkt.“ Seit Juni bietet die Initiative Essensangebote im To-Go-Service an. Nach vorheriger Anmeldung können die bedürftigen Seniorinnen und Senioren die Speisen zu festen Zeiten und unter Einhaltung der Abstandsregeln und Hygienevorschriften an der Tür der Herzwerkstatt in Oberbilk abholen. „Wir sind dankbar, dass Yakult uns seit August nicht nur finanziell unterstützt, sondern auch fachlichen Input bei der Zusammenstellung einer seniorengerechten, ausgewogenen Frühstücksmahlzeit gibt“, erläutert Schürgers.
Hilfe in Zeiten der Pandemie
In Zeiten, wo Abstand halten das Gebot der Stunde ist, hatte das Herzwerk seine Telefonsprechstunden ausgeweitet – nicht nur um die Seniorinnen und Senioren weiterhin beim Ausfüllen von Anträgen zu unterstützen. „Vielmehr ging es darum, die Isolation und Vereinsamung aufzufangen, abzufedern und den Menschen die Möglichkeit zu geben, Sorgen und Nöte loszuwerden, wie eben bei der Telefonseelsorge“, erklärt Mara Kern. Dabei wurde und wird sie von 24 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie einem Zivildienstleistenden unterstützt, die in der Zeit der Ausgangsbeschränkungen mit viel Herzblut und Einfühlungsvermögen nicht nur telefonisch Kontakt gehalten haben, sondern auch für die Seniorinnen und Senioren eingekauft und die Waren kontaktlos vor die Tür gestellt haben. Der erste Einkauf wurde dabei von Herzwerk mit 25 Euro bezuschusst. Allmählich, unter Wahrung des gebotenen Abstands, werden aber auch persönliche Besuche wieder wahrgenommen, zum Beispiel um die Seniorinnen und Senioren zu Spaziergängen abzuholen oder um einfach mal ein Eis zu essen. Inzwischen hat die Herzwerkstatt ihre Räumlichkeiten wieder geöffnet und bietet seit Juli persönliche Antragsstellungen mit Termin und seit Anfang September ein seniorengerechtes Programm an. Allerdings dürfen sich hier aktuell nur fünf Personen, und das auch nur nach vorheriger Anmeldung, treffen. „Ältere Menschen sehnen sich nach Zuwendung und gemeinsam verbrachter Zeit.“, weiß Mara Kern. Und meist, so ihre Erfahrung, seien es die kleinen Dinge, die große Freude bereiten und das Leben lebenswerter machen: Vorlesen aus der Zeitung, gemeinsam ein Brettspiel spielen, der gemeinsame Gang in die Stadt oder zum Arzt. „Deshalb sucht das Herzwerk aktuell intensiv nach Zeitpaten für Seniorinnen und Senioren. Beim Besuchsdienst ist jeder willkommen, der sich engagieren möchte. Die Arbeit ist nicht körperlich anstrengend, außerdem geben wir Hilfestellung, denn alle Ehrenamtlichen werden vorab angemessen geschult.“, erklärt die Kommunikations- und Marketingleiterin, Jasmin Schürgers.
[1] Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung/Bertelsmann Stiftung: Anstieg der Altersarmut in Deutschland 2019
[2] Rheinische Post 06.04.2020