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15.06.2021: Gemeinsam gegen das Reizdarmsyndrom

15.06.2021: Gemeinsam gegen das Reizdarmsyndrom
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Yakult bringt mit Medcram-Fortbildung Fachkräfte zusammen

In einer aktuellen Yakult Fortbildung in Zusammenarbeit mit dem Veranstalter Medcram wird das Thema Reizdarm ausführlich besprochen und mit zwei Expertinnen ein ganzheitlicher Überblick der Behandlungsoptionen gegeben. PD Dr. med. Miriam Goebel-Stengel übernimmt dabei die medizinische Sichtweise und führt die Teilnehmer*innen von der Diagnose bis zur Behandlung. Die große Bedeutung der Ernährungstherapie beleuchtet Dr. oec. troph. Maike Groeneveld in ihrem Vortrag. Die Aufzeichnung der Medcram Live-Fortbildung vom 20. April 2021 mit dem Titel „Reizdarmsyndrom: Behandlungsoptionen ganzheitlich betrachtet“ ist online abrufbar unter: https://cme.medcram.de/cme-kurs/reizdarmsyndrom/

Seit jeher setzt Yakult seine Expertise in der Wissenschaft ein, um dem Hauptanliegen seines Gründers Dr. Minoru Shirota gerecht zu werden: die Gesundheit aller Menschen auf der Welt zu verbessern. In diesem Sinne bot die Wissenschaftsabteilung von Yakult in Zusammenarbeit mit Medcram am 20. April 2021 Ernährungsfachkräften und Medizinerinnen die Teilnahme an einer Live-Fortbildung zum Thema Reizdarmsyndrom an. Das Webinar ist im Nachgang online verfügbar und richtet sich sowohl an Ernährungsfachkräfte als auch an Ärztinnen aus den Fachbereichen Ernährungsmedizin, Allgemeinmedizin, Innere Medizin und Gastroenterologie. Unter dem Titel „Reizdarmsyndrom: Behandlungsoptionen ganzheitlich betrachtet“ werden Schritt für Schritt Therapiemöglichkeiten und Behandlungsablauf aus der Sicht einer Internistin und einer Ernährungstherapeutin erläutert.

Reizdarmsyndrom aus der Sicht der Gastroenterologie
PD Dr. med. Miriam Goebel-Stengel macht in ihrem Teil des Vortrags deutlich, wie wichtig die Differenzialdiagnose bei Patientinnen ist, bei denen ein Verdacht auf Reizdarmsyndrom besteht. Nur so lassen sich unnötige und wiederholte Untersuchungen vermeiden. Im ersten Schritt muss geprüft werden, ob die folgenden drei Diagnosekriterien für das Reizdarmsyndrom erfüllt sind: Erstes Kriterium sind chronische, also länger als drei Monate anhaltende Beschwerden, wie Bauchschmerzen und Blähungen sowie Veränderungen im Stuhlgang. Diese Beschwerden müssen so stark sein, dass ein Arzt aufgesucht wird und die Lebensqualität deutlich beeinträchtigt ist, was Kriterium zwei entspricht. Abschließend müssen als drittes Kriterium andere Erkrankungen, die ähnliche Beschwerden auslösen, durch geeignete Untersuchungen ausgeschlossen werden. Auf Warnsymptome, wie Entzündungszeichen, Blut im Stuhl, nächtliche Beschwerden oder Anämien zu achten ist essenziell, da diese Indizien für andere Erkrankungen sein können. Weiterhin legt PD Dr. med. Miriam Goebel-Stengel besonderes Augenmerk auf das Thema Stuhldiagnostik. Vielen Patientinnen ist nicht klar, was ein normaler Stuhlgang ist, sowohl hinsichtlich der Stuhlfrequenz als auch seiner Beschaffenheit. Sie empfiehlt das offene Gespräch und Hilfsmittel wie die Bristol Stuhlformen Skala zu nutzen, um zu einer eindeutigeren Diagnose zu gelangen. Gelangt man schlussendlich zur Diagnose Reizdarmsyndrom, ist diese mit hoher Wahrscheinlichkeit richtig, da die Zuverlässigkeit einer Reizdarmsyndrom-Diagnose sehr hoch ist und selten zu einem späteren Zeitpunkt geändert wird.(1) „Machen Sie es einmal richtig, dann können Sie auch dazu stehen“, schließt PD Dr. med. Miriam Goebel-Stengel den Punkt Diagnose ab. Auch im Hinblick auf Therapieoptionen macht sie die Komplexität und umfangreiche Arbeit gemeinsam mit der Patientin oder dem Patienten deutlich. Die wichtigsten Säulen dabei sind die ärztliche Betreuung, die Ernährungstherapie sowie ggf. auch die Psychotherapie.

Reizdarmsyndrom aus der Sicht der Ernährungstherapie
Dr. oec. troph. Maike Groeneveld stellt in ihrem Vortrag drei Thesen auf. Mit der ersten These „Unverträglichkeiten sind individuell“ arbeitet sie heraus, dass eine Ernährungstherapie für Reizdarmpatient*innen keine Allzweck-Diät parat hat, sondern jeder Mensch für sich betrachtet werden muss. Neben der ausführlichen Anamnese und dem Beurteilen der ärztlichen Befunde ist ein Ernährungs-Symptom-Tagebuch das Mittel der Wahl, um Bauchbeschwerden auf den Grund zu gehen. Es ist die Basis der Ernährungstherapie und bietet die Möglichkeit, jede Unverträglichkeit individuell zu betrachten, Triggerfaktoren zu ermitteln und Probleme sichtbar zu machen. „Unverträglichkeiten sind individuell und sollten auch individuell behandelt werden. Pauschaldiäten sind nutzlos“, schließt Dr. oec. troph. Maike Groeneveld ihren ersten Teil. Die zweite These besagt, dass viele Darmbeschwerden „hausgemacht“ sind. Hierbei geht es vor allem um die Bedeutung des Duodenums für die Verdauungsphysiologie. Dort findet die hormonelle Regulation der Verdauung statt, die durch eine ungünstige Zusammensetzung der Nahrung gestört werden und so zu Beschwerden führen kann. Wer sich jedoch ausgewogen ernährt, mit einem großen Gemüseanteil und angemessenen Protein-, Kohlenhydrat- und Fettgehalten in jeder Mahlzeit, sorgt für viele positive Effekte auf die Verdauungsphysiologie und kann so Darmbeschwerden vorbeugen. In der dritten und letzten These behauptet die Ernährungswissenschaftlerin: „Bei modernen Ernährungsgewohnheiten fehlen harmlose Bakterien.“ Das Problem der heutigen Ernährung ist, dass die überwiegend industriell hergestellten Lebensmittel oftmals länger haltbar, also hygienisch sicher, gemacht werden. Auf der Strecke bleiben dabei auch Mikroorganismen, die früher ganz natürlich in unserer Nahrung vorkamen. Dies führt zu einem Mengen- und Diversitätsverlust unserer Mikrobiota. Eine aktuelle Veröffentlichung von Marco et al. 2020 (2) empfiehlt sogar, eine tägliche Aufnahme von Mikroorganismen in offizielle Ernährungsempfehlungen aufzunehmen. Dies könnte am einfachsten in Form fermentierter Milchprodukte wie Joghurt, Buttermilch oder Probiotika geschehen. Das Beratungskonzept aus Sicht der Ernährungstherapie umfasst somit die Säulen der Linderung von Beschwerden, der Optimierung von Essgewohnheiten und einer Verbesserung der Mikrobiota.

Die Referentinnen:
PD Dr. med. Miriam Goebel-Stengel beschäftigt sich seit 20 Jahren sowohl grundlagenwissenschaftlich als auch klinisch mit den Auswirkungen von Stress auf den Magen-Darm-Trakt. Sie hat über 80 Veröffentlichungen zum Thema geschrieben. Dr. Goebel-Stengel leitet ehrenamtlich das Informationsforum MAGDA für Patientinnen mit Magen-Darm-Erkrankungen (www.magendarm-forum.de) und engagiert sich für die fundierte Aufklärung von Betroffenen mit Reizdarmsyndrom und Weiterbildung von Ärztinnen zum Thema.

Dr. oec. troph. Maike Groeneveld befasst sich seit mehr als 25 Jahren mit dem Einfluss der Ernährung auf den Darm und seine Mikrobiota. In ihrer Praxis für Ernährungsberatung in Bonn berät sie täglich Menschen mit Darmerkrankungen. Sie versucht, ihnen die Freude am Essen durch ein individuell angepasstes Essverhalten wieder zu geben. Sie schreibt Bücher und Beiträge in Fachzeitschriften und ist in der Weiterbildung von Ernährungsfachkräften sowie von Ärzt*innen tätig.

(1) Owens, Ann Intern Med 1995. Harvey, Lancet 1987; Svendsen, Scand J Gastroent 1985
(2) Marco ML, Hill C, Hutkins R: Should There Be a Recommended Daily Intake of Microbes? J Nutr 2020; 00:1–7


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