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22.06.2021: Mikrobiota und Probiotika im Sport

22.06.2021: Mikrobiota und Probiotika im Sport
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Mikrobiota und Probiotika im Sport

Mit einem interaktiven Online-Event feierten Yakult und der Olympiastützpunkt (OSP) Bayern am 19. Mai 2021 ihre zehnjährige partnerschaftliche Zusammenarbeit. Live aus dem Olympiastadion in München wurden Fachjournalist*innen, Fach-Blogger*innen und Ernährungsberater*innen durch drei namhafte Referent*innen auf den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse rund um das Thema „Mikrobiota und Probiotika im Sport“ gebracht. Alle Unterlagen und einen Mitschnitt der Veranstaltung gibt es unter https://scienceforhealth.de/fortbildung-und-termine/.

10 Jahre Yakult Deutschland und Olympiastützpunkt Bayern

Nach einer kurzen Begrüßung durch die beiden Veranstalter stellte Frau Dr. Heinritz, verantwortlich für die Wissenschaftskommunikation bei der Yakult Deutschland GmbH, die Yakult-Studie bei Leistungssportler*innen vor, die die Zusammenarbeit mit dem OSP Bayern vor zehn Jahren begründet hat. Seit September 2011 ist Yakult offizieller Partner und Lieferant des OSP Bayern. Startschuss der Zusammenarbeit waren überzeugende wissenschaftliche Erkenntnisse zum positiven Einfluss von L. casei Shirota (LcS) auf das Immunsystem von Sportler*innen. Dr. Michael Gleeson, emeritierter Professor von der „School of Sport, Exercise and Health Sciences“ der britischen Loughborough Universität, veröffentlichte 2011 dazu eine Studie im „International Journal of Sport Nutrition and Exercise Metabolism”.[1] Dabei wurden 84 gesunde Ausdauersportler*innen mit einem Trainingsumfang von durchschnittlich zehn Stunden pro Woche in zwei Gruppen eingeteilt. Über einen Zeitraum von 16 Wochen tranken 42 Sportler*innen täglich zwei Fläschchen eines probiotischen Getränks (mit insgesamt 1,3 x 1010 LcS), die anderen 42 erhielten ein Placebo (ohne LcS). Im Ergebnis lag bei den Probiotika-Proband*innen die durchschnittliche Anzahl der Atemwegsinfekte um 50 Prozent niedriger als in der Placebo-Gruppe. Der positive Effekt von LcS auf das Immunsystem wurde in einer aktuellen Studie von Vaisberg et al. 2019 mit insgesamt 42 Marathonläufer*innen bestätigt.[2]

Somit kann LcS in Bezug auf Atemwegsinfektionen und damit verbundene Trainingsausfälle von Top-Athlet*innen eine positive Rolle spielen.

Am OSP Bayern werden die Sportler*innen von vielen Expert*innen unterstützt: Trainingswissenschaftler*innen, Physiotherapeut*innen, Sportmediziner*innen und -psycholog*innen sowie Ernährungsberater*innen geben ihr Wissen weiter und arbeiten zusammen mit den Athlet*innen an deren Erfolg. Yakult versteht die Zusammenarbeit mit dem OSP Bayern als unmittelbare Förderung des olympischen Nachwuchses und des Spitzensportes. Gleichzeitig setzt das Unternehmen seine Firmenphilosophie „Working on a healthy society” in die Tat um.

Höher, schneller, weiter: Ohne den Darm geht nichts

„Wenn es um Essen vor und während einer Belastung geht, stecken Sportlern*innen in einem Dilemma.“, erklärte Frau Dr. Osterkamp-Baerens, Ernährungsberaterin am Olympiastützpunkt Bayern. In ihrem Vortrag lieferte die promovierte Oecotrophologin auf Grundlage ihrer langjährigen Erfahrung interessante Einblicke, wie sich Sport und Sporternährung auf den Darm auswirken und welche Darmprobleme diese bei Athlet*innen hervorrufen können. „Eigentlich wäre die Aufnahme von Kohlenhydraten und Flüssigkeit kurz vor und auch während intensiver (> 70 % der VO2max) und langandauernder Belastungen günstig für die Leistung. Genau diese Belastungen schränken jedoch gleichzeitig die Darmfunktion ein.“, beschrieb sie das Dilemma der Sportler*innen. So sinkt beispielsweise die Magenentleerungsrate, der Reflux wird begünstigt und die Motilität des Darms verändert sich. Sodbrennen, unangenehmes Völlegefühl bis hin zu Bauchkrämpfen und Durchfall seien, laut der Expertin, häufig die Folge. Sie kommen sowohl bei Ausdauersportlern*innen als auch bei Athlet*innen im Spielsport und vielen anderen Sportarten vor, sind sehr unangenehm und können die Leistungsfähigkeit massiv beeinträchtigen. „Die Angst vor diesen Beschwerden führt vielfach dazu, dass Sportler*innen vor und während Belastung deutlich unter den Kohlenhydratzufuhrempfehlungen bleiben, was für persönliche Spitzenleistungen kontraproduktiv ist.“, schlussfolgerte die Ernährungsberaterin.

Um den erwähnten gastrointestinalen Symptomen während der Belastung vorzubeugen, gab Frau Dr. Osterkamp-Baerens folgende Empfehlungen für die Nahrungszusammensetzung und Flüssigkeitszufuhr in den Stunden vor einer intensiven Belastung:

  • wenig Fasern und Rohes,
  • wenig bis kein Fleisch,
  • Mahlzeiten, die sehr moderat im Eiweiß- und Fettgehalt sind,
  • Lebensmittel mit eher weicher und warmer Konsistenz,
  • ausreichendes Trinken während des Tages.

Darüber hinaus sollte sich die Kohlenhydrat- und Flüssigkeitsaufnahme während der Belastung an den Resorptionskapazitäten des Dünndarms für Glukose und Fruktose orientieren. Die Aufnahme zu konzentrierter Kohlenhydratlösungen sei zu vermeiden.

Zudem empfahl Frau Dr. Osterkamp-Baerens, den Magen-Darm-Trakt an die Verarbeitung von Kohlenhydraten und Flüssigkeit während intensiver Belastungen langfristig zu gewöhnen. „Wer im Training nie Flüssigkeit und Kohlenhydrate aufnimmt, kann nicht erwarten, dass Magenentleerung und Resorption im Wettkampf problemlos funktionieren. Nicht nur die Muskeln und das Herz-Kreislauf-System, sondern auch der Magen und der Darm brauchen Training.“

Mehr Power für den Darm – Sport für Millionen Freunde

Welchen Einfluss haben Sport und Sporternährung auf die Mikrobiota? Dieser Frage ging Dr. Georg Abel, Ernährungswissenschaftler, Coach, Fachreferent und Dozent im Bereich Sport und Ernährung, in seinen Ausführungen zur aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnislage auf den Grund. Unbestreitbar sei laut Abel, dass die Mikrobiota eine wesentliche Rolle für die Gesundheit des Menschen spiele. „Die Zusammensetzung und Fermentationsaktivität der Mikroorganismen sind individuell und werden durch verschiedene Faktoren wie Alter, Krankheit, Nahrungszufuhr, Medikamente und Geburt beeinflusst“, erklärte er. Nur wenig untersucht und beschrieben sei hingegen der Einfluss von Sport und der damit verbundenen Einflussgrößen wie Stress oder sportartspezifischer Ernährung auf die Mikrobiota. Gleichwohl deuteten Untersuchungen darauf hin, dass sich physiologische Unterschiede zwischen Sportler*innen und Nichtsportler*innen nicht nur in Bezug auf höhere Muskelkraft und aerober Leistungsfähigkeit sowie Energie- und Wärmeproduktion zeigten. Auch in der Zusammensetzung und Fermentationsaktivität der intestinalen Mikrobiota bestünden signifikante Unterschiede zwischen Sportler*innen und Nichtsportler*innen. „Moderater Sport und eine kohlenhydratbetonte Sporternährung scheinen die Mikrobiota gesundheitsförderlich zu beeinflussen, was sich u.a. in einer höheren Diversität und Aufkommen günstiger Bakterienspezies, höheren metabolischen Kapazität und vermehrter Bildung mikrobieller Metabolite zeigt.“, folgerte Abel und verwies auf Untersuchungen, die zudem andeuteten, dass über die „Gut-brain-axis“ und „Gut-muscle-axis“ durch mikrobielle Stoffwechselprodukte leistungsbestimmende Faktoren beeinflusst werden könnten. Trotz der Tatsache, dass die Wissenschaft noch in den Kinderschuhen stecke, scheint laut Dr. Abel „…eine darmgesunde, nährstoffreiche Ernährung mit hohen Anteilen an Gemüse, Obst, Ballaststoffen, einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren und ggf. fermentierten Lebensmitteln und/oder Probiotika das Potenzial zur Unterstützung und Förderung der Leistungsfähigkeit von Sportler*innen mitzubringen“.

Die Vorträge und Handouts der Referent*innen sowie ein Mitschnitt der gesamten Veranstaltung gibt es unter https://scienceforhealth.de/fortbildung-und-termine.


[1] Gleeson et al. Daily Probiotic´s (Lactobacillus casei Shirota) Reduction of Infection Incidence in Athletes. Int J Sport Nutr Exerc Metab, 2011: 21, 55–64

[2] Vaisberg et al. Daily Intake of Fermented Milk Containing Lactobacillus casei Shirota (Lcs) Modulates Systemic and Upper Airways Immune/Inflammatory Responses in Marathon Runners. Nutrients, 2019: 11, 1678


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