Wie muss man reden, damit andere zuhören? Was macht ein glückliches Leben aus? Was geht in Menschen vor, die immerzu Dinge auf morgen verschieben?
In maximal 18 Minuten bieten TED Talks unterhaltsame Antworten auf diese Fragen – und auf noch viele, viele mehr. Es gibt kaum ein Thema, zu dem es nicht einen TED Talk gibt. Wer einmal angefangen hat, TED Talks zu schauen, wird schnell süchtig danach.
Was TED Talks sind, woher sie kommen und warum es sogar TED Talks darüber gibt, dass TED Talks sinnlos sind.
TED Talks – Wie aus einer Konferenz ein weltweites Video-Phänomen wurde
TED ist die Abkürzung für „Technology, Entertainment, Design“ und ist der Titel einer regelmäßig stattfinden Konferenz. Erstmalig wurde sie 1984 in Kalifornien abgehalten und war kein großer Erfolg. Erst sechs Jahre später wagten sich die Organisatoren an einen erneuten Anlauf. Diesmal fand die Konferenz mehr Zuspruch und die von da an jährliche Veranstaltung etablierte sich im Laufe der Zeit zu einer festen Größe für die Präsentation von Innovationen aus verschiedenen Disziplinen. Bildeten zu Beginn noch die namensgebenden Bereiche den Schwerpunkt, wurden die Redner und ihre Themen schnell bunter. Wissenschaftler, Musiker, Philosophen oder Manager – sie alle bekamen die Gelegenheit, ihre Ideen und Gedanken vorzustellen. Auch das enge Korsett des Innovations-Aspekts lockerte sich schließlich. Zum wichtigsten Kriterium wurde, dass es um spannende und besondere Themen geht, die bewegen. Themen, die es wert sind, besprochen zu werden. Ideas worth spreading wurde zum Motto von TED.
TED talks, and talks, and talks
2001 wurde TED eine gemeinnützige Veranstaltung. In den folgenden Jahren änderten sich drei wichtige Dinge: 1. Die Schwester-Konferenz TEDGlobal wurde ins Leben gerufen und an verschiedenen Orten rund um den Globus abgehalten, 2. Der TEDPrize wurde vergeben, mit dem Ideen, die die Welt verändern könnten, monetär bei der Umsetzung unterstützt werden sollten, 3. Die besten Vorträge der TED-Konferenzen wurden kostenlos ins Netz gestellt.
Es war nicht der Preis, der die meisten Veränderungen bewirkte, sondern die Videos. Die ersten sechs TED Talks wurden Ende Juni 2006 veröffentlicht und bis zum September des gleichen Jahres über eine Million Mal abgerufen. Bis 2009 wuchs das begeisterte TED-Talk-Publikum auf 100 Millionen Zuschauer. 2014 waren es mehr als drei Milliarden Aufrufe.
Der Erfolg von TED war so groß, dass der Ableger TEDx entstand. Unter diesem Namen ermöglicht es TED bis heute unabhängigen Organisationen, Konferenzen nach dem gleichen Prinzip zu veranstalten. Eine Bedingung ist allerdings, dass Videos der Vorträge online veröffentlicht werden. Das Format wird oft und gerne genutzt von Universitäten, aber auch von Schulen oder Bibliotheken oder ganzen Städten, wie z.B. Berlin, Hamburg und München. Inzwischen finden TEDx-Konferenzen in mehr als 2500 Städten auf der ganzen Welt statt. Mehr als 50.000 TEDx Talks sind daraus entstanden und die Zahl wächst stetig weiter. Man findet sie auf YouTube und teilweise auch auf ted.com, wo ausgewählte TEDx Talks in die Riege der Original-TED-Talks aufgenommen werden.
Wer an der Original-TED-Konferenz teilnehmen möchte, die inzwischen in Vancouver stattfindet, 5 Tage geht und mehr als 80 Rednern eine Plattform bietet, muss sich um eine Einladung bewerben.
Was TED Talks so erfolgreich macht
Das Format ist eigentlich simpel: Jeder Redner bekommt eine Bühne und 18 Minuten Zeit. Nicht mehr. Das ist eines der großen Erfolgsgeheimnisse der TED Talks. Egal wie komplex das Thema, egal wie schlau der Vortragende – er muss das Wesentliche in 18 Minuten auf den Punkt bringen. Die Redner sind fast ausnahmslos begnadete Redner, was bei der Auswahl sicherlich ein Hauptaugenmerk bildet. Entscheidend sind aber die Themen. Scrollt man durch die Liste der Videos, fühlt man sich wie die Maus im Käseladen. „Ui, das klingt aber interessant!“, „Ach, jenes wollte ich schon immer wissen!“, „Krass, das hier könnte mein Leben verändern!“. TED hat ein gutes Händchen für Themen, die bewegen. Themen, die jeden irgendwie betreffen. Themen, die uns emotional berühren. Ideas worth spreading? Titles you just have to click on!
Der erfolgreichste TED Talk mit über 30 Millionen Views ist „Do schools kill creativity?“ von Ken Robinson. Die Frage ist natürlich rhetorisch. In der Hitliste der Top 20 finden sich zudem noch Themen wie „Your body language may shape who you are“, „How to speak so that people want to listen“, „What makes a good life“ sowie der Vortrag von Autorin Mary Roach „10 things you didn’t know about orgasm“. Ich wusste sieben Dinge davon tatsächlich noch nicht.
TED(x) Talks können süchtig machen und das liegt auch an vielen Titeln wie „The 100 percent rule that will change your life“, „Choices that can change your life“ oder „How waking up every day at 4.30 am can change your life“. Letzteres würde sicher nicht nur mein Leben ändern, sondern auch das meiner Mitmenschen in Gefahr bringen. Manche Vorträge versprechen viel und halten wenig. Weshalb es wiederum TED Talks gibt wie „Why TED talks don’t change your life“. Was zeigt: Es gibt kaum ein Thema, zu dem es nicht einen TED Talk gibt. Auch zu aktuellen Debatten, wie welche Rolle Facebook beim Brexit spielt, gibt es Beiträge, wobei TED vorsichtig ist bei politischen Themen, da die Organisation wegen Veröffentlichung oder eben Nichtveröffentlichung umstrittener Videos auch schon in der Kritik stand.
Meine Top 3 TED Talks
Ich oute mich: Auch ich gehöre zu den TED-Talk-Süchtigen, die sich immer wieder von den vielversprechenden Video-Titeln verführen lassen. Oft genug wird man nicht enttäuscht. Es gibt wirklich viele sehenswerte TED und TEDx Talks. Hier meine persönlichen Top 3:
Auf Platz 3:
Bis zu diesem Video war mir nicht bewusst, wie wunderbar logisch die deutsche Sprache ist und wie bizarr Wörter wie Nacktschnecke und Brustwarze auf Menschen wirken, die unsere Sprache gerade erst lernen: How learning German taught me the link between maths and poetry
Auf Platz 2:
Statistik ist langweilig? Sicher nicht, wenn sie so präsentiert wird wie in diesem Vortrag von Hans Rosling: The best stats you’ve ever seen
Auf Platz 1:
Ja, auch ich gehöre zu den Menschen, die gerne Dinge auf morgen verschieben. Und dann auf übermorgen und dann auf überübermorgen. Der Vortrag von Tim Urban erklärt sehr anschaulich, was dabei im Kopf von Menschen wie mir vorgeht. Daran ändern tut sich durch den Vortrag selbstverständlich nichts. Spaß macht er trotzdem: Inside the mind of a master procrastinator
Vielleicht kommt man ja mit Sisu schneller zum Ziel – was sich dahinter verbirgt, lest ihr ebenfalls in unserem Branchentreff.