Orientalische Küche ist so eine Küche, die genießt man einfach. Sie ist so vollgepackt mit Kräutern und Gewürzen, dass bei jedem Bissen ein Aromenfeuerwerk im Mund explodiert. Ob da jetzt Fleisch drin ist oder nicht, interessiert keinen. Es schmeckt einfach. Wie gemacht also für vegane Rezepte, von denen es im Kochbuch „Orient vegan“ gleich über 60 gibt, allesamt aromatisch, würzig, bunt, wie der Untertitel verspricht. Bunt ist auch das schön gestaltete Cover, das auf den ersten Blick verfängt.
Will man die deutsche Küche veganisieren, ist das irgendwie immer schwierig. Klar, es gibt Omas Linseneintopf, da kann man die Würstchen weglassen, dann geht’s. Aber bei uns ist die Dreiteilung aus einem Stück Fleisch, einer Gemüse- und einer Kohlenhydrat-Beilage schon sehr verhaftet. Suppen und Eintöpfe verfeinern wir standardmäßig mit Speck und Wurst. Spaghetti gibt’s am liebsten mit Bolognese oder wenigstens mit Sahnesauce, Füllungen kommen selten ohne Hack aus. Kein Wunder, dass man immer das Gefühl hat, es fehlt irgendwas, versucht man es mal ohne tierische Produkte.
Andere Länder, andere Küchen
In der orientalischen Küche ist das anders, es fehlt nichts und es muss nichts ersetzt werden. Im Mittelpunkt stehen von jeher Gemüse, Hülsenfrüchte, Brote, Gewürze, Kräuter. Dass hieraus echte Schmackofatz-Gerichte entstehen, die weder fad noch langweilig sind, ist der Verdienst der Köchinnen und Köche aus Vorderasien und Nordafrika, die ihre Kochkünste von Generation zu Generation weitergegeben haben. Menschen wie Fatima, deren Tochter bis ins Erwachsenenalter so von den Rezepten ihrer Mutter schwärmt, dass sie ihnen ein eigenes Kochbuch gewidmet hat.
Orient vegan – aromatisch, würzig, bunt
Im August 2023 erscheint Ikrame El Bouayadis Buch „Orient vegan“ im Stiebner Verlag. Ikrame ist nicht nur geschmacklich von der Küche ihrer Mutter überzeugt, sie weiß als zertifizierte Ernährungsberaterin und Heilpraktikerin auch, warum sie so gesund ist. Dieses Wissen teilt sie in ihrem Buch zusammen mit über 60 köstlichen Rezepten mit ihren Leserinnen und Lesern.
Ihre Mutter hat bei der Erstellung des Buches tatkräftig mitgeholfen. Auch wenn sie es schwer fand, ihre Rezepte dafür mit genauen Mengenangaben zu versehen. „Präzise Vorgaben und genaues Abwiegen sind mir beim Kochen eher fremd“, schreibt sie im Vorwort. Aber: „Ich habe mithilfe meiner Tochter mein Bestes getan, um alles so genau wie möglich wiederzugeben.“
Von Grießfladen bis Minztee
Das Ergebnis kann sich sehen, lesen und schmecken lassen. Schon beim Durchblättern meldet sich der Appetit. 184 Seiten verheißen Wohlfühlküche im besten Sinne.
Brote sind ein wichtiges Thema in der orientalischen Küche und so startet auch gleich das erste Kapitel damit. Hier gibt es nicht nur das „Hausbrot“ der Familie, sondern auch Grießfladen, Hefekringel und Brötchen mit Gemüsefüllung.
Erst danach kommen die Vorspeisen mit allerlei bunten Salaten, gebackenen Bällchen, gerösteten Hülsenfrüchten und eingelegten Spezialitäten. Hummus darf natürlich nicht fehlen.
Bei den Hauptgerichten spielt Tajine eine zentrale Rolle, eine traditionelle orientalische Form des Schmoreintopfs. Aber keine Sorge, man braucht keine speziellen Gerätschaften, darauf hat die Autorin Wert gelegt. Es reicht ein einfacher Topf. „One-Pot“ also, um es etwas modischer auszudrücken. Jedenfalls muss man hinterher nicht viel abwaschen. Neben Tajines warten aber auch viele weitere Köstlichkeiten, wie Gewürzlinsen, Gewürzmangold, Auberginenrouladen und Pastilla mit Gemüse.
Als Beilage gibt es unter anderem Kartoffeltaler, Rosinenreis und Bohnen nach Berberart. Besonders vielversprechend klingen auch die Süßspeisen: Zimt-Couscous, Pfannkuchen mit tausend Löchern, Kokosbällchen mit Marmelade, Orangenblütenplätzchen, süßer Gewürzkuchen, Datteln mit Mandel-Walnuss-Füllung … wem läuft da nicht das Wasser im Mund zusammen? Zu Recht heißt das Kapitel aber „Süßspeisen“ und nicht „Nachspeisen“. Selbst von den Pfannkuchen dürfte man trotz der vielen Löcher ziemlich satt werden.
Den Abschluss bildet eine kleine, aber feine Auswahl an Getränken: Minztee, Zaatar-Kräutertee, Zitronen-Minz-Limonade sowie vier Smoothie-Variationen.
Ach ja, und die Rezepte sind alle vegan, verrät ja schon der Titel des Buchs. Aber eigentlich ist das gar nicht so wichtig. Es schmeckt einfach.
Ikrame El Bouayadi: Orient Vegan – aromatisch, würzig, bunt.
184 Seiten, 26 x 19 cm, Hardcover. Stiebner Verlag, August 2023.
ISBN 978-3-8307-1071-4. 28,00 €
Im Stiebner Verlag ist auch schon das tolle Buch Afrika vegan erschienen – für noch mehr leckere, tierfreie Rezepte.