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Storyteller: Psychologie des Storytellings

Als leidenschaftliche Kommunikationsexpertinnen lieben wir es, die Geschichten unserer Kunden zu erzählen. Geschichten rund um Marken, Produkte und Menschen. Gute Geschichten informieren, vermitteln Botschaften, begeistern und reißen mit. Sie wecken Interesse, Neugier und Empathie und bleiben nachhaltig im Gedächtnis. Unser Jahresmotto für 2024 lautet daher „Storyteller“. In unserer regelmäßigen Branchentreff-Kolumne beleuchten wir verschiedene Aspekte rund um dieses Thema für euch. Heute: Psychologie des Storytellings.

Manchmal hören oder lesen wir Geschichten und sind sofort gefesselt, fasziniert oder gerührt. Die Psychologie des Storytellings zeigt, wie Geschichten unser Denken und Handeln beeinflussen, Emotionen wecken und bleibende Erinnerungen schaffen. Ob im Marketing, auf Social Media oder im täglichen Leben – das richtige Erzählen kann Wunder bewirken.

© pexels

Warum Menschen Geschichten lieben

Früher war das Erzählen von Geschichten der einzig mögliche Weg, um Erfahrungen, Wissen und Werte weiterzugeben, nur nannte es damals noch niemand Storytelling. Unsere Vorfahren nutzten Geschichten, um Informationen an die nächste Generation weiterzugeben und somit Traditionen zu bewahren, was ihr Überleben sicherte und letztlich zur menschlichen Evolution beigetragen hat. Kognitiv betrachtet sorgen Geschichten dafür, dass im Gehirn verschiedene Bereiche aktiviert werden, die dafür zuständig sind, Emotionen und Erfahrungen zu verarbeiten. Man taucht in eine fiktive Welt ab, wodurch es das Gehirn leichter hat, Informationen zu verarbeiten und zu speichern. Es wird eine emotionale Resonanz erzeugt, was bedeutet, dass eine Geschichte dazu beiträgt, sich mit den Gefühlen und Werten der Figuren darin zu verbinden und sich in deren Perspektive hineinzuversetzen. Somit fördern Geschichten Empathie und soziale Bindungen, weshalb sie sich einprägen und eine starke Wirkung erzeugen. Sowohl die evolutionären als auch die kognitiven Gründe sind dafür verantwortlich, dass Menschen Geschichten lieben.

Was gutes Storytelling in unserem Körper auslöst

Reine Zahlen und Fakten bleiben nicht so gut hängen wie spannende Geschichten. Aber warum ist das so? Emotionen sind die Antwort. Hören wir einen Vortrag, der von Zahlen und Fakten geprägt ist, werden lediglich die sprachverarbeitenden Bereiche unseres Gehirns beansprucht. Da kann der Vortrag noch so gut recherchiert sein, es ist schwierig, dass bei uns etwas hängen bleibt. Wenn das Ganze aber in eine spannende Geschichte mit einem dramatischen Spannungsbogen eingearbeitet wird, werden mehrere Sinne gleichzeitig und viele große Areale in unserem Gehirn, besonders solche, die für Emotionen verantwortlich sind, zusätzlich aktiviert. Gute Geschichten wirken dort, wo die Verarbeitung von Sinneseindrücken stattfindet, wo Lust und Liebe entsteht, wo wir Schmerzen verarbeiten und wo die Fähigkeit zur Empathie lokalisiert ist. All das wird auch aktiviert, wenn wir eigene Geschichten erleben.

© canva

Neurowissenschaftliche Forschungen haben ergeben, dass eine gute Story sogenannte Spiegelneuronen, also Nervenzellen im Gehirn, aktiviert. Diese werden immer dann aktiv, wenn man eine Handlung durchführt, beobachtet oder darüber nachdenkt, und sorgen dafür, dass wir die Gefühle unserer Mitmenschen wahrnehmen und uns in sie hineinversetzen. Je mehr uns eine Story berührt, desto stärker empfinden wir sie als emotionale Realität. Dies führt zu einem Gefühl der Empathie und einer emotionalen Verbindung, sodass die Informationen in Erinnerung bleiben und im episodischen Langzeitgedächtnis abgespeichert werden, genau dort, wo auch die Erinnerungen an eigene Erlebnisse gespeichert werden. Das heißt, die Erinnerung an gute Geschichten ist so präsent, als hätten wir sie selbst erlebt.

Noch dazu wirken sich gute Storys auch körperlich aus. Befinden sich die Charaktere einer Geschichte in einer spannenden oder emotionalen Situation, so reagieren wir mit erhöhtem Puls, Schwitzen, Lachen oder Weinen. Wir sind so tief in die Geschichte eingetaucht, dass wir theoretisch jederzeit handlungsbereit sind. Folglich werden jede Menge chemische Botenstoffe wie beispielsweise Cortisol, Dopamin und Oxytocin ausgeschüttet, was ein weiterer Grund dafür ist, dass wir uns an gute Geschichten besser erinnern als an reine Fakten. Das „Stresshormon“ Cortisol sorgt für die geschärfte Aufmerksamkeit und macht uns aufmerksam und fokussiert, um jederzeit handeln zu können. Das „Gefühls- oder Glückshormon“ Dopamin hat eine anregende und motivierende Wirkung, führt zu positiven Empfindungen, ist aber auch bei Schmerz und Trauer beteiligt. Das „Kuschel- oder Bindungshormon“ Oxytocin sorgt für Vertrauen und stellt ein Gefühl der emotionalen Verbindung her. Durch die Ausschüttung von Oxytocin spüren wir Mitgefühl und Fürsorge – je mehr ausgeschüttet wird, desto enger und empathischer fühlen wir uns mit den Figuren einer guten Story verbunden.

Gutes Storytelling führt nicht nur dazu, dass wir uns mit den Figuren einer Geschichte identifizieren, es entführt uns an fremde Orte, ruft Empathie hervor und berührt uns auf emotionale und körperliche Weise. Diese vielschichtige Wirkung sorgt dafür, dass wir aufmerksam zuhören, komplexe Botschaften besser verstehen und sich die Story in unser Gedächtnis einbrennt. Deshalb ist Storytelling derart wirksam und erfolgreich und lässt sich vielfältig nutzen und einsetzen, um Adressaten nachhaltig zu erreichen.


Ihr wollt noch mehr über unser Jahresmotto Storyteller erfahren? Dann lest hier mehr, zum Beispiel über Beispiele für erfolgreiches Storytelling.



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Datum: 21.08.2024



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