Es gab eine Zeit, da kam keine Geburtstagsparty, kein Blog, keine Food-Zeitschrift ohne sie aus: Cake Pops. In den Küchenabteilungen der Kaufhäuser wimmelte es von Silikonbackformen für die kleinen runden Kuchen, von Holzstielen zum Aufspießen, Glitzerkram zum Verzieren und Schaumstoffblöcken, in die man die Kuchen am Stiel stecken und trocknen lassen konnte. In Buchhandlungen prangten Backbücher mit den bunten Kugeln auf dem Cover von den Regalen. Und heute? Man hat sie lang nicht mehr gesehen. Was ist aus den Cake Pops geworden?
2008 war es die Bloggerin Angie Dudley, die in ihrer Londoner Backstube die ersten Cake Pops entwickelte und diese auf ihrem Blog Bakerella präsentierte. Daraus entwuchs schnell ein weltweiter Trend, ihr Buch Cake Pops stand 2010 sechs Wochen in der New-York-Times-Bestsellerliste. Im Grunde kaum verwunderlich, bringen Cake Pops doch alle Voraussetzungen mit, die es für einen schnell wachsenden Foodtrend braucht: Sie sind einfach zuzubereiten, jeder kann sie mit nur wenigen Zutaten herstellen, man braucht nicht viel, aber doch ein bisschen Equipment – ein gefundenes Fressen für Küchenausstatter, die den Trend mit entsprechendem Merchandise zusätzlich befeuern – und – heutzutage das Wichtigste – sie sind äußerst hübsch anzuschauen und wahnsinnig fotogen. Dass sie ein besonderer kulinarischer Leckerbissen wären, kann man wahrlich nicht behaupten. Die Herstellung kann auf zwei Wegen erfolgen: Entweder wird zuerst ein Rührkuchen gebacken, dann zerbröselt, mit Frischkäse und/oder Butter sowie weiteren Zutaten zu einer formbaren Masse gepanscht, die dann zu Kugeln gerollt und auf Holzspieße gesteckt wird. Oder der Kuchen wird gleich in einer Cake-Pop-Silikonbackform (dank diverser Küchenausstatter in vielen Formen und Farben erhältlich) zu kleinen Kuchenkugeln gebacken. In beiden Fällen fängt die eigentliche Arbeit jetzt erst an: das Dekorieren. Frostings, Glasuren, Zuckerherzen, Glitzerperlen, Schokostreusel … das Auge isst schließlich mit. Beim Anblick manch einer Cake-Pop-Kreation reicht es einem dann aber auch schon, wenn die Augen gegessen haben. Die Zunge will man damit lieber verschonen. Zudem leiden gerade die gebackenen Cake Pops unter dem gleichen Problem wie alle Mini-Kuchen: Sie sind zu trocken. Kuchen müssen groß sein, damit sie saftig werden und bleiben. Von der Sinnhaftigkeit, einen schönen großen, leckeren, saftigen Kuchen zu zerbröseln, auf Spieße zu stecken und mit Deko-Kram zu überfrachten ganz zu schweigen.
Vielleicht waren es tatsächlich diese Mankos und die letztlich fehlende geschmackliche Brillanz, die dazu geführt haben, dass der Hype um Cake Pops ab 2011 langsam abflachte und sich heute kaum noch jemand für sie interessiert. Die Cake-Pop-Silikonbackform verstaubt zusammen mit ein paar restlichen Holzspießen und der Mini-Kuchen-Silikonbackform, der Mini-Gugelhupf-Silikonbackform, der Mini-Muffin-Silikonbackform, der Macaron-Silikonbackform, dem Mini-Tarte-Set und dem Schokoladenfondue im hintersten Küchenschrank. Macht nichts. Es gibt bestimmt bald wieder eine neue Silikonbackform für einen neuen großen Mini-Trend.
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