Dr. Werner Gloßner, wahrlich kein Unbekannter in der Braubranche, aber doch irgendwie „neu“, und zwar in der Funktion des Schulleiters und Geschäftsführers der Doemens Akademie, erläutert im Gespräch, was ihn zum Wechsel weg vom Verband Private Brauereien Bayern hin zur Kaderschmiede von Braumeistern, Getränkebetriebsmeister, Getränkebetriebswirte, Lebensmittelmeistern und Biersommeliers bewegt hat. Er berichtet über räumliche Enge, die er mit dem geplanten Neubau gelöst werden sollen, von seiner Anfangszeit in Gräfelfing und von seinen Visionen für die Zukunft von Doemens.
Herr Dr. Gloßner, Sie haben den Verband Private Brauereien Bayern in den letzten 14 Jahren erfolgreich geführt. Schildern Sie die Gründe, warum Sie sich für eine berufliche Neuorientierung entschieden haben.
Beim Wechsel in neue Aufgaben wird von den Betroffenen häufig ein Bündel von Pull- und Push-Gründen genannt. Bei mir gab es aber in der Tat keinen Grund, der mich von den Privaten Brauereien Bayern „weggedrückt“ hätte. Vielmehr war der magische 50. Geburtstag im Sichtfeld, und daraus resultierte die Frage: „Weiter wie bisher oder noch einmal was Neues anpacken?“ Und in dieser Phase kam das Angebot des Doemens-Präsidiums. Doemens hat in der Branche national und international einen hervorragenden Ruf und, was mich besonders reizt, eine sehr breite Aufgabenvielfalt, ein Themenportfolio, das so in der Branche einzigartig ist. Unterm Strich, beim Abwägen aller Pros und Kontras, habe ich mich für das Doemens-Angebot entschieden – so ein Angebot bekommt man nicht alle Tage.
Doemens ist national und international eine starke Marke in der Getränkebranche, eine Marke mit starken Inhalten.
Richtig, schon immer hoch angesehen in der Ausbildung, hat das Doemens-Team es geschafft, in den letzten Jahren neue Themenfelder aufzubauen bzw. weiterzuentwickeln. Zu nennen sind hier die World Brewing Academy und natürlich die Genussakademie. Dieses Themenportfolio gezielt auszubauen, Geschäftsfelder zu entwickeln, ohne den Kern von Doemens zu vernachlässigen, das sehe ich gemeinsam mit dem Doemens-Team als Hauptaufgabe in der Zukunft.
Was zeichnet denn gerade Doemens aus?
Doemens „menschelt“, in jeder Hinsicht. Doemens besteht aus einem Team hochqualifizierter Individualisten, lauter eigenständige Persönlichkeiten. Das Doemens-Team zeigt aber, dass Team und Individualität kein Widerspruch sein muss. Extern ist Doemens in der Branche ständiger Diskussionspunkt. Es gibt kaum jemanden, der zu Doemens keine Meinung hat. Es ist genau diese interne und externe Gemengelage, die mich reizt und auf die ich mich freue.
Sie haben am 1. Oktober Ihre Tätigkeit als Geschäftsführer bei Doemens angetreten. Wie fällt bis dato Ihr Fazit aus?
Es geistert so ein Spruch herum, der lautet: „Setze Wesentliches gleich zu Beginn“. Ich halte nichts davon, denn man soll sich schon ein fundiertes Bild machen. Gute Entscheidungen sind fast nie oberflächliche Entscheidungen. Zudem ist Doemens gut aufgestellt. Deshalb bin ich froh, dass sich Dr. Wolfgang Stempfl bereit erklärt hat, bis Ende Juli 2017 gemeinsam mit mir weiterzumachen. Ich werde diese Phase intensiv nutzen, um in das Doemens-Innenleben einzusteigen.
Ein ambitioniertes Vorhaben wird sicherlich das Neubauprojekt „Doemens 2020“ sein, dessen Umsetzung Sie federführend begleiten werden. Skizzieren Sie kurz das Projekt und Ihre Erwartungshaltung.
Bei allem Charme, den das jetzige Gebäude mit dem angrenzenden Garten hat: Doemens braucht dringend diesen Neubau. Wir platzen bereits jetzt aus allen Nähten, schon in den letzten Jahren konnten aus Raumgründen Dinge nicht angegangen werden, von der Ausstattung ganz zu schweigen. Die Zielsetzungen für den Neubau sind klar: kein Hochglanzbau, aber doch ein eigenständiger Doemens-Bau und kein 08/15-Bürokomplex. Ein Campus-Charakter soll angestrebt werden, damit sich dort wieder das eigene Doemens-Flair entwickeln kann. Beim Innenleben brauchen wir Platz und Flexibilität, um für alle zukünftigen strategischen Optionen offen zu sein. In der Planung brauchen wir den wichtigen Input des Doemens-Teams, denn nur so kann der Neubau passen. Und für mich mit das Wichtigste: Doemens 2020 muss finanzierbar sein, ohne uns die Luft für zukünftiges Arbeiten abzuschnüren. Unterm Strich wird das eine richtige Herausforderung; eine Herausforderung, die insbesondere meine Zeitressourcen in Anspruch nehmen wird, aber auch eine Herausforderung, die wir schaffen. Und ich sage auch, das ist weniger Last, sondern vor allem eine Chance, denn es gab in der Geschichte von Doemens nur wenige Geschäftsführer, die an der Realisierung des Gebäudes derart intensiv mitwirken durften.