Entwickelt sich Food von der Lebensnotwendigkeit hin zum Lebensinhalt, in Form von sogenannten Foodprints? Betrachten wir die Frage mal ganz oberflächlich und beginnen mit Kleidung, die nicht erst seit märchenhaften Kaiserzeiten Leute macht. Sie kann passen, kann vorteilhaft sein, kann einen jünger machen, älter, die Persönlichkeit hervorheben oder auch verstecken. Darüber hinaus hat Kleidung eine versteckte Fähigkeit – die zur nonverbalen Kommunikation. Seit vielen Jahrzehnten übermitteln Leute ihre Liebe zu Sportvereinen und Musikern durch die Wahl ihres T-Shirts. Für alle erkenntlich tragen sie so Teile ihres Innersten zur Schau. So ist ein Bob-Marley-T-Shirt (gewiss ein Reggae-Fan) ein ebenso klares Statement wie das St.-Pauli-Trikot (Support eines unkonventionellen Fußballteams).
Von Avocado bis Zitrone
Ein Blick auf die virtuelle und die reale Welt zeigt: Food ist jetzt mit dabei. Vom weltweit beliebten Pizza-Shirt (kein Food steht mehr für die freie Seite des Lebens, 410.000.000 Treffer bei Google), über T-Shirts mit Printdruck von zwei aufgeschnittenen Hälften der Frucht des exotischen Lorbeergewächses Avocado (hier schätzt jemand eine gesunde, nicht zwingend regionale Ernährungsweise) bis hin zu Pullis mit dezenten Aufdrucken wie „Peanutbutter“ (leicht wird hier der Hauch des weltreisenden Frühstückers versprüht) – dies sind nur ein paar wahllos herausgegriffene Beispiele der schier unendlichen neuen Foodstyle-Welt.
Lecker Klamotten
Sowohl große Lebensmittelunternehmen als auch bekannte Modelabels haben den neuen, Umsatz versprechenden Markt schon erkannt. Dabei zeigte sich eine große Fast-Food-Kette mit der Einführung eines Onlineshops zu Ehren eines ihrer Klassiker wieder federführend.
So konnte 2018 der 50-jährige Geburtstag der doppelstöckigen Cheeseburgervariante mit Big-Mac-Boardshorts, Big-Mac-Regenjacke, Big-Mac-Gummistiefeln, Big-Mac-Leggings und Big-Mac-Thermounterwäsche gebührend gefeiert werden. Mit dem Big-Mac-Dog-Coat wird hier auch der beste Freund des Menschen nicht im Regen stehen gelassen.
Wer den Foodprints Trend mitmachen will, aber den ganz großen Auftritt bevorzugt, für den hat das Schuhlabel Buffalo genau das Richtige. Mit der Pommesversion des weltweit bekannten Schuhmodells sind einem hungrige Blicke sicher. Kein Freund von Fast Food? Ein Fruchtshirt ist dir auch irgendwie zu simpel? Dass auch Haute Cuisine tragbar ist, zeigt Sternekoch Sascha Stemberg mit seiner Kollektion „LEKKER KLAMOTTEN“. Mit T-Shirts wie „Ochsenbacke“ oder „Butter bei die Fische“ zeigt er mit charmantem, norddeutschem Humor, dass sich guter Geschmack nicht nur auf den Tellerinhalt beschränken muss.
Foodprints als Identifikation
Wann war die Wende, wann war der Umschwung von „du bist, was du isst“ zu „du trägst, was du isst“? Und vor allem – warum? In den frühen 2010er-Jahren explodierte das mediale Angebot und es wächst immer noch exponentiell. Der Wunsch nach Identifizierung und Einzigartigkeit ist groß; in einer Zeit, in der nichts von Dauer ist, wird es schwierig, Felsen zu finden, an denen man sich festhalten kann. So greift der Trend vor allem bei jüngerem Publikum um sich. Scheinbar unendlich wirkt die Menge an Kunst und Kultur, nichts scheint jedoch von Bestand zu sein; hier wiederkehrende Konstanten zu finden ist nahezu utopisch. Darum wird auf das Kulturgut Nahrung zurückgegriffen: Essen muss man. Essen kann man sich frei gestalten. Für Essen gibt es immer Zeit. Mit Essen beleidigt man niemanden. Ja, Food ist einfach eine unfassbar unverfängliche Möglichkeit, sich selbst zu verwirklichen – und gleichzeitig noch eine sympathische.
Die perfekte Veranstaltung, um seine neuesten Klamotten mit Foodprints zu zeigen, ist sicherlich eines der vielen Food Festivals, aber das ist wieder ein ganz anderes Thema … wer Lust hat zu einem hinzugehen, findet Termine dazu sowie zu Messen & Co. in unserem Kalender.