Wissenschaftler haben den Klimawandel schon lange vorhergesagt. Politiker wurden gewarnt, Klimagipfel abgehalten, Kennzahlen und Handlungsstrategien festgelegt – doch allem zum Trotz, wird der Klimawandel für alle immer spürbarer. Die Sommer werden trockener und heißer, es kommt zu Waldbränden, Überschwemmungen und Erdbeben. Neben großen Unternehmen und Politikern sind auch Privatpersonen gefragt, zu handeln. Doch wie geht eine klimafreundliche Ernährung?
In Deutschland verursacht jede Person ca. 11 Tonnen Treibhausgase in CO2-Äquivalenten. Dabei entfällt der größte Anteil auf den Bereich Wohnen (2,04 Tonnen), jedoch dicht gefolgt von dem Bereich der Ernährung (1,69 Tonnen). Jeder Einzelne sollte daher seine Ernährung und Lebensweise betrachten und diese, wenn möglich klimafreundlicher gestalten.
Kleine Klimakunde
Unsere Erde wird von der Atmosphäre, die sich um die Erde hüllt, umschlossen. Dabei setzt sich die Erd-Atmosphäre aus verschiedenen Treibhausgasen wie Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan, Stickstoff, Sauerstoff und einigen weiteren zusammen. Diese Gase fungieren quasi als Wärmeschutzschild und tragen dazu bei, dass ein Teil der Sonnenwärme in der Atmosphäre gespeichert wird.
Dieser natürliche Treibhauseffekt ist für unser Klima verantwortlich, sodass sich eine Änderung der Gaszusammensetzung direkt auf das Klima auswirkt. Durch Faktoren wie die Verbrennung fossiler Energieträger, das Abholzen von Wäldern sowie die Massentierhaltung gelangen immer mehr Treibhausgase in die Atmosphäre. Die Folgen sind gravierend, denn dadurch verstärkt sich der Treibhauseffekt, die Erderwärmung schreitet voran, das Klima verändert sich und es kommt vermehrt zu extremen Wetterlagen.
Was steckt hinter dem ökologischen Fußabdruck?
In den 1990er Jahren haben Wissenschaftler ein System entwickelt, welches über die Umweltressourcen unserer Erde Auskunft gibt. Dabei stehen sich die vorhandene und die genutzte Biokapazität der Erde gegenüber. Mit dem ökologischen Fußabdruck kann man diese beiden Seiten berechnen und vergleichen. Daraus ergibt sich, wie viel Naturressourcen wir für unseren aktuellen Lebensstil benötigen.
Seit den 1970er Jahren ist der Verbrauch der Biokapazität durch die Weltbevölkerung größer als das, was die Ökosysteme auf Dauer zur Verfügung stellen können. Aktuell leben wir im weltweiten Durchschnitt so, als hätten wir 1,7 Erden zur Verfügung. Da es aber nur eine Erde gibt, besteht dringender Handlungsbedarf.
Tipps für eine klimafreundliche Ernährung
In Deutschland macht die Ernährung über ein Drittel des ökologischen Fußabdrucks aus, sodass wir mit unserem Lebensstil und unserer Ernährungsweise einiges für das Klima tun können. Folgende Punkte können zu einer klimafreundlicheren Ernährung beitragen:
1. Mehrheitlich auf pflanzliche Produkte setzen
Beim Blick auf die Klimabilanz von Lebensmitteln zeigt sich deutlich, das pflanzliche Produkte besser abschneiden als tierische. Die Produktion von tierischen Lebensmitteln benötigt wesentlich mehr Fläche und Energie, was sich auch auf den CO2-Fußabdruck auswirkt. Beispielsweise für die Herstellung von Butter werden circa 10 bis 15 Liter Milch benötigt, sodass der CO2-Fußabdruck für ein Kilogramm Butter bei neun Kilogramm CO2-Äquivalenten liegt und bei der Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch werden 14 Kilogramm CO2-Äquivalente freigesetzt, während es bei Gemüse nur etwa 150 bis 200 Gramm sind. Aktuell liegt der Fleischverzehr bei ca. 60 kg pro Kopf und Jahr. Würde jeder nur die von der DGE empfohlenen 300 bis 600 g Fleisch pro Woche konsumieren, so würden die ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen um circa neun Prozent sinken. Sich klimafreundlicher zu ernähren, bedeutet also nicht zwangsläufig, das geliebte Steak komplett vom Speiseplan zu eliminieren, aber zumindest die Menge und die Qualität zu überdenken und auch Fleisch- und Milchersatzprodukten eine Chance zu geben.
2. Bio-Produkte bevorzugen
Beim ökologischen Landbau wird möglichst umwelt- und ressourcenschonend gewirtschaftet, sodass sich Produkte aus dieser Form der Bewirtschaftung positiv auf den Klimaschutz auswirken. Bio-Bauern verzichten auf mineralischen Stickstoffdünger und chemisch-synthetische Pestizide, das spart Energie und verursacht weniger Emissionen. Zudem werden die Tiere artgerechter, das heißt weniger Tiere pro Fläche, gehalten, was sich positiv auf das Tierwohl auswirkt. Ebenfalls hervorzuheben sind die ökologisch bewirtschafteten Böden. Diese sind besser mit Humus versorgt und deshalb in der Lage, mehr Kohlenstoff zu binden und zu speichern. Die Humusschicht schützt den Boden außerdem vor Austrocknung und Überschwemmung.
3. Saisonalen und regionalen Produkten den Vorrang geben
Lebensmittel die aus fernen Ländern per Flugzeug zu uns reisen weisen eine wesentlich schlechtere Klimabilanz auf als inländische Lebensmittel. Deshalb ist es absolut empfehlenswert, Produkte möglichst regional einzukaufen, dies trägt zusätzlich dazu bei, die regionale Landwirtschaft zu erhalten. Zudem ist es nicht nur positiv für das Klima, sondern auch für den Geschmack und die Nährwerte, Obst und Gemüse dann zu kaufen, wenn sie Saison haben und möglichst ausgereift und ohne langen Weg auf dem Teller landen.
4. Gering verarbeitete Produkte vorziehen
Stark verarbeitete sowie gekühlte oder tiefgekühlte Produkte benötigen für die Herstellung und Lagerung viel mehr Energie und verbrauchen demnach wesentlich mehr CO2 als frische sowie rohe oder gering verarbeitete Produkte. Des Weiteren sind frische Produkte auch in Bezug auf Zusatzstoffe und Nährwerte zu bevorzugen.
5. Auf die Verpackung achten
Wo immer es möglich ist, sind unverpackte Lebensmittel unnötig verpackten Lebensmitteln vorzuziehen. Obst und Gemüse sollten nicht in Plastiktüten verpackt werden, sondern entweder lose mitgenommen oder in mitgebrachte Beutel gefüllt werden. Zudem ist es sinnvoll, Kunststoffverpackungen zu meiden und auf Mehrwegsysteme zu setzen.
6. Möglichst keine Lebensmittel wegwerfen
In Deutschland werden jedes Jahr über 12 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Pro Person liegt der Anteil bei circa 85 Kilogramm. Dies ist nicht nur erschreckend, sondern lässt sich auch mit einfachen Mitteln reduzieren. Es ist hilfreich, sich einen Speiseplan und Einkaufszettel zu erstellen, bewusst einzukaufen und Lebensmittel richtig zu lagern. Sind nach dem Essen noch Reste übrig, so sollten diese entweder zweitverwertet oder eingefroren werden. Zusätzlich ist es hilfreich immer mal wieder das Mindesthaltbarkeitsdatum der Produkte im Kühl- oder Vorratsschrank zu überprüfen und zuerst das zu verwerten, was nicht mehr lange haltbar ist. Dennoch sollte auch bei bereits abgelaufenen Produkten überprüft werden, ob das Lebensmittel nicht trotzdem noch genießbar ist.
7. Das Auto lieber stehen lassen
Wer kann, sollte seinen Einkauf möglichst zu Fuß, mit dem Fahrrad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln erledigen. Wer auf das Auto angewiesen ist, der sollte seinen Einkauf gut planen, am besten mit einem Einkaufszettel für die ganze Woche und die Fahrt am besten noch mit anderen Erledigungen verbinden.
8. Effizienzklassen der Haushaltsgeräte beachten
Zur klimafreundlichen Ernährung gehört auch die Berücksichtigung in welcher Art von Kühl- und Gefrierschrank Lebensmittel gelagert und mit welchen Geräten Speisen zubereitet werden. Beispielsweise lässt sich mit effizienten Geräten wie Wasser- oder Eierkochern Energie einsparen. Wenn Neuanschaffungen bezüglich Herd, Kühlschrank, Tiefkühltruhe oder Spülmaschine anstehen, sollte unbedingt auf energieeffiziente Geräte mit den Effizienzklassen A++ oder A+++ gesetzt werden.
Grundsätzlich lässt sich mit einfachen Mitteln und ein wenig um- und mitdenken viel in Richtung klimafreundliche Ernährung bewirken. Es muss nicht jeder Tipp umgesetzt werden, aber wenn jeder Einzelne ein paar Dinge umsetzt, macht sich das in der Summe aller Konsumierenden bemerkbar.
Wer sich tiefergehend mit dem Thema vegane Ernährung beschäftigen möchte, für den gibt es in unserem Beitrag zum Thema Fünf beliebte Fleischersatzprodukte viele interessante Informationen.