Ich habe die Einladung in die Jury des KuBo-Awards in der Erwartung bestätigt, dass ich als Jurymitglied wie immer mit Kollegen an einem Tisch sitzen werde und in einer Blindverkostung Biere in unterschiedlichen Kategorien aufgrund der Sensorik, Qualität und der passenden Kriterien der verschiedenen Bierstile zu bewerten habe. Eine bekannte Nummer also, so dachte ich, und bin mit großer Motivation wie immer und der Gewissheit, dass ich jahrelange Erfahrung in der Jury internationaler Awards habe, nach Bozen zum KuBo-Award gefahren. Der übrigens zeitgleich zum Südtiroler Craftbeer Festival stattgefunden hat.
Siegessicher habe ich mich am ersten Tag in der Einführung im Sitz zurückgelehnt und war lediglich gespannt, an welchem Tisch ich mit welchem Table Captain die Vorrunden und das Finale zu absolvieren habe. Aber natürlich hatte ich nicht mit dem Ideenreichtum von Bobo Widmann, Inhaber des Batzenbräus und Impulsgeber für den Award, gerechnet. Bei der Einführungsrede wurde uns internationalen Juroren mitgeteilt, dass wir die Vorrunde in Zweierteams als sogenannte Face-to-Face-Interviews zu absolvieren haben. Das heißt, dass wir vor Öffnung des Craftbeer Festivals mit einer Liste von Stand zu Stand gehen und bei den Brauereien mit den Braumeistern über die Biere sprechen sollten, die sie zur Beurteilung im Award angemeldet haben. Wir sollten uns über die Brauerei, das Sortiment, die Geschichte zum Bier unterhalten und dann im Nachgang eine Bewertung des Bieres abgeben. Also entscheiden, ob sich das angemeldete Bier im Finale in einer Blindverkostung am Tisch von den Juroren für eine Medaillenvergabe eignet. Aha, dachte ich, eine neue Herausforderung, warum nicht? Ich bin dann mit meinem Teamkollegen losgezogen und habe mir die Präsentation der Brauer angehört, um dann mein Urteil zu fällen. Es war eine sehr emotionale Geschichte und nicht leicht, nach der begeisterten Beschreibung der Braumeister auch mal ein Bier nicht ins Finale zu schicken. Ein ganz neuer Weg, der für die Jury spannend war und von den Brauern befürwortet wurde, da ihnen ehrliches Feedback zum Bier wichtig ist. Nur so können sie ihre Biere weiterentwickeln und mit der Rückmeldung der Bierexperten optimieren.
Beim Award konnten daher nur Bierspezialitäten von Brauereien eingereicht werden, die beim Craftbeer Festival in Bozen mit einem Stand vor Ort waren und den Juroren Rede und Antwort zum Bier stehen konnten. 180 Biere galt es von der Jury in der Vorrunde zu beurteilen; 120 davon haben es ins Finale geschafft, wo die gut 25 internationalen Jurymitglieder in einer Blindverkostung die begehrten Medaillen vergeben haben. Dabei wurde von den Organisatoren sichergestellt, dass im Finale kein Bier von einem Juror verkostet wird, das er in der Vorrunde beurteilt und ins Finale geschickt hat.
Mein persönliches Fazit: Eine spannende Erfahrung, die so nur im Rahmen dieser Veranstaltung möglich ist, da die Brauer vor Ort sein müssen.
Wer sich weiter mit internationalen Bierwettwerben beschäftigen will, dem legen wir unser Interview mit Chris Swersey nahe, dem Mann, der alle Fäden des bekanntesten Bierwettwerbs der Welt, des World Beer Cups, in der Hand hält und für eine kontinuierliche Professionalisierung dessen verantwortlich ist.