Als Ernährungsexperten und bekennende Foodies liegt uns Genuss besonders am Herzen. Als Jahresmotto haben wir uns 2020 „Genussmanager“ auf die Fahnen geschrieben. In unserer monatlichen Branchentreff-Kolumne beleuchten wir verschiedene Aspekte rund um dieses Thema für euch. Heute: Kulinarische Stadtführungen.
Ich war nie ein großer Fan von Stadtführungen. Im Tross trottet eine Gruppe erwachsener Menschen einer fremden Person hinterher, die irgendetwas in die Höhe hält, damit man sie nicht aus den Augen verliert. Dann bleibt diese Person alle paar Meter stehen und erzählt irgendwas, was man schon rein akustisch nicht richtig versteht. Man kann sich aber ohnehin meist nur darauf konzentrieren, den Mantel enger um sich zu ziehen und die Kapuze überzustülpen, denn bei Stadtführungen ist das Wetter chronisch schlecht. Und seien wir mal ehrlich: So richtig interessiert das auch keinen, was da genau erzählt wird.
Mein Verhältnis zu Stadtführungen änderte sich allerdings grundlegend, als ich nach München zog und die wunderbare Welt der kulinarischen Stadtführungen, der Schmankerl-, Food- und Schlemmertouren entdeckte. Das ist mal eine Art und Weise, eine Stadt kennenzulernen, die mir gefällt und die sich vor allem wirklich lohnt! Das macht sicher auch in fremden Städten Spaß, in der eigenen hat man aber doppelt und dreifach was davon. Denn man lernt alteingesessene und besonders traditionelle Geschäfte kennen, erfährt, wo es gute Metzgereien, Bäckereien oder Weinhandlungen gibt. Man erkundet gemeinsam Märkte und bekommt Tipps, wo abseits der großen überfüllten Stände kleine Familienunternehmen gutes Gemüse aus regionalem Anbau anbieten. Solche Geheimtipps sind unbezahlbar und man profitiert auch noch lange davon, wenn die eigentliche Führung vorbei ist. Nicht zuletzt lernt man auch auf diese Weise oft noch spannende Fakten über die Historie einer Stadt und wie sie sich entwickelt hat. Und mit einem leckeren Häppchen im Mund, hört man hier sogar aufmerksam und gerne zu.
Inzwischen habe ich mich durch mehrere Viertel Münchens gefuttert, habe die besonderen Delikatessen des Viktualienmarkts verkostet und bin bei einer kulinarischen Nachtwächterführung mit einer historisch gewandeten Person in alte Wirtshäuser eingekehrt, wo es „Betthuperl“ und „Schlummertrunk“ gab. Natürlich war auch hier das Wetter immer schlecht. Aber wenn’s was Gutes zu essen gibt, ist das halt nur halb so schlimm.
Ihr seid auch solche Genießertypen wie wir? Dann lest hier noch mehr über unser Jahresmotto Genussmanager, zum Beispiel den Beitrag über Genuss Around the World.