In unserer schnelllebigen Gesellschaft werden immer mehr Produkte einmalig genutzt und anschließend weggeworfen. Dies führt zu einem enormen Abfallaufkommen und beeinträchtigt die Umwelt auf vielen Ebenen. Um diesem Trend entgegenzuwirken, werden immer häufiger Mehrweg-Pfandsysteme eingeführt. Diese ermöglichen es, Produkte wiederholt zu verwenden und somit Abfall zu vermeiden.
Der Einwegbecher steht sinnbildlich für unsere Wegwerfkultur. Sind Kaffee, Tee und Wasser einmal ausgetrunken, landet der Becher nach rund 15 Minuten im Müll. Für seine Produktion werden wertvolle Ressourcen wie Holz, Erdöl und Wasser benötigt, die am Ende in der Tonne landen.
Diese Zahlen verdeutlichen das enorme Ausmaß des Problems von Einwegbechern und zeigen, wie dringend wir Maßnahmen ergreifen müssen, um die Umweltbelastung zu reduzieren.
In Deutschland werden pro Jahr etwa 2,8 Milliarden Kaffee-Einwegbecher verkauft. Das entspricht rund 320.000 Bechern pro Stunde und verursacht mehr als 40.000 Tonnen Müll pro Jahr. Wenn man diese Becher aneinanderreihen würde, könnten sie mehrmals die Erde umrunden.
Mehrwegpflicht seit Januar 2023
Seit Januar 2023 gibt es die Mehrwegangebotspflicht für Restaurants, Cafés und Bistros in Deutschland. Von der Mehrwegpflicht betroffen sind alle Gastronomiebetriebe, die Getränke oder Speisen zum Mitnehmen anbieten. Durch die Änderung des Verpackungsgesetzes sollen weniger Einwegverpackungen aus Kunststoff im To-go-Bereich verbraucht werden. Gerade beim Kaffee-to-go und beim Takeaway Essen entsteht jedes Jahr ein riesiger Berg an Verpackungsmüll. Durch das neue Gesetz soll dieser weitestgehend reduziert und die Umwelt durch nachhaltige Alternativen entlastet werden.
Die Mehrwegpflicht 2023 ergibt sich aus dem im Mai 2021 beschlossenen Verpackungsgesetz. Bereits seit Anfang 2022 müssen Getränkedosen und Einweg-Getränkeflaschen aus Kunststoff Pfand kosten. Entscheidend für die Mehrwegpflicht in der Gastronomie ist aber, dass Einweg-Lebensmittelverpackungen dennoch als Alternative erlaubt sind. Entscheidend hierbei ist, dass die Mehrwegprodukte nicht mehr kosten dürfen als die Einwegverpackung. Dennoch darf der Betrieb Pfand für die Mehrwegverpackungen verlangen, das bei Rückgabe erstattet wird.
Vorteile eines Mehrweg-Pfandsystems
Ein großer Vorteil von Mehrweg-Pfandsystemen ist natürlich, dass diese wiederholt angewendet werden können. Die gängigsten Mehrwegverpackungen bestehen aus recyceltem Kunststoff, Glas oder Edelstahl. Diese Materialien sind robust und haben eine lange Lebensdauer. Die Anschaffungskosten von Mehrweg-Pfandsystemen erscheinen auf den ersten Blick teurer als von Einwegverpackungen, dennoch haben die Mehrwegprodukte eine lange Lebensdauer und können immer wieder gereinigt und wiederverwendet werden. Durch ein Mehrweg-Pfandsystem entsteht weniger Verpackungsmüll und es werden Rohstoffe und Ressourcen eingespart.
5 Mehrweg-Pfandsysteme unter der Lupe
Wir haben fünf Mehrweg-Pfandsysteme in der Gastronomie unter die Lupe genommen und stellen euch diese vor.
1. Vorreiter in Sachen Mehrweg: Recup und Rebowl
Recup und Rebowl sind Teil des größten Mehrweg-Pfandsystems für die Gastronomie in Deutschland. Recup hat das Ziel, Mehrwegkaffeebecher flächendeckend im ganzen Land anzubieten, und kann bis zu 1.000 Einwegbecher ersetzen. Der Becher wird wie normales Geschirr in der Spülmaschine gereinigt und wieder in den Kreislauf zurückgeführt. Mit Rebowl bietet das Unternehmen auch eine umweltfreundliche Schüssel an, in der Restaurants Essen zum Mitnehmen verpacken können. Die Schüssel ist mikrowellentauglich, zu 100 Prozent recycelbar, BPA-frei und kann bis zu 500 Einwegverpackungen ersetzen. Eine Rückgabe ist bei allen Partnern möglich.
2. Pfandloses Mehrwegsystem für die Gastronomie: Vytal
Vytal, ein Unternehmen aus Köln, hat ein Mehrwegsystem für die Gastronomie kreiert, das auf das Konzept des Pfandes verzichtet. Kunden haben die Möglichkeit, die durch QR-Code identifizierten Schüsseln innerhalb von 14 Tagen kostenlos zurückzugeben. Überschreitet man diesen Zeitrahmen, fallen 10 Euro Gebühren an, die jedoch für einen Euro verlängert werden können. Über 500 beteiligte Restaurants können mühelos über die Vytal-App gefunden werden.
3. 100 % Edelstahl: Tiffin Loop
Tiffin Loop ist eine App-basierte Mehrweg-Lösung für die Gastronomie, die von Anfang an auf Plastik verzichtet und stattdessen 100 Prozent Edelstahl-Behälter verwendet. Die Pfandbehälter sind gastrotauglich, schnittfest und können über 3000 Spülgänge aushalten. Am Ende sind sie zu 100 Prozent recycelbar und je länger sie genutzt werden können, desto besser fällt die CO2-Bilanz aus. Die Partner von Tiffin Loop sind auf einer interaktiven Karte auf der Website zu finden. Derzeit fällt für die hochwertigen Gefäße ein Pfand von 15 Euro an.
4. Nachhaltige Alternative zum Pizzakarton: Pizzabow
Pizzabow bietet eine nachhaltige Alternative zum herkömmlichen Pizzakarton: Anstelle eines ganzen Kartons gibt es lediglich einen kleinen Pappteller, auf dem die Pizza an Laschen aus einer grünen Mehrwegschale herausgehoben werden kann. Das System spart laut Angaben des Unternehmens bis zu 55 Prozent Pappmüll ein und ist zudem einfach zu transportieren.
5. Verbindung von Bequemlichkeit und Mehrweg: Relevo
Relevo ist ein digitales Mehrwegsystem für die Gastronomie mit hoher Rückgabequote und Gamification. Gäste lassen sich ihr Essen im nachhaltigen Mehrweggeschirr ausgeben und scannen per App den QR-Code, um das Ausleihen zu starten und es innerhalb von 14 Tagen bei einem Partnerrestaurant zurückzugeben. Das System spart Verpackungsmüll ein und ist für Kunden kostenlos. Gastrobetriebe zahlen nur für tatsächlich anfallende Ausleihen.
Nachhaltigkeit im Alltag: Müllvermeidung durch Mehrweg-Pfandsysteme als einfache Lösung
Jede Person hat die Möglichkeit, aktiv zur Müllvermeidung beizutragen, indem sie bestehende Angebote nutzt. Mehrweg-Pfandsysteme sind nicht nur nachhaltiger, sondern auch kosteneffizienter, da die Produkte über einen längeren Zeitraum genutzt werden können. Außerdem werden Ressourcen geschont, da weniger neue Produkte hergestellt werden müssen. Nicht nur Getränkeflaschen können Teil eines Mehrweg-Pfandsystems sein, auch Verpackungen für Lebensmittel, Elektrogeräte und Bekleidung können mehrfach genutzt werden. Mehrweg-Pfandsysteme bieten eine große Chance, das Abfallaufkommen zu reduzieren und einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Zusammenfassend kann man sagen, dass Mehrweg-Pfandsysteme ein wichtiger Schritt in Richtung Nachhaltigkeit sind und es gilt, immer mehr Unternehmen und Konsumenten zu motivieren, diese Systeme zu nutzen.
Du fragst dich, wie du noch mehr für unsere Umwelt tun kannst? Dann schau gerne in unserem Blogbeitrag Vor(aus)denker: Was zeichnet eine nachhaltige Verpackung aus? vorbei.