Einen Fakt können wir Deutschen nicht leugnen: Wir sind die Brotnation schlechthin. Mit etwa 4.000 bislang anerkannten Brotspezialitäten macht uns so schnell kein anderes Land diesen Titel streitig. Durchschnittlich 21 Kilo Brot im Jahr kommen pro Person unters Messer. Deutschland is(s)t Brot und hat ihm sogar einen eigenen Tag gewidmet. Als Brot-Sommelière ist das für mich ein Moment zum Innehalten und um ein paar Worte über Brot zum Besten zu geben.
Beruflich mit Brot durchgestartet
Jeder von uns verbindet mit Brot besondere Genussmomente und Erinnerungen, die mit positiven Erlebnissen verbunden sind. Wer ist nicht morgens mit einem Pausenbrot in die Schule geschickt worden, hat den Hunger auf Reisen mit einer selbst gemachten Stulle gestillt oder die Mittagspause mit einem belegten Brot verbracht? Mein ganz persönlicher Brotmoment fand direkt nach dem Studium statt, als ich ein Vorstellungsgespräch in einer großen Bio-Bäckerei für meine erste Stelle als Ernährungswissenschaftlerin hatte. Im Erdgeschoss bin ich an alten Steinbacköfen vorbeigegangen, im dritten Stock an großen Kesseln, in denen der Teig auf die Verarbeitung wartete, und über allem lag der Geruch nach frisch gebackenem Brot; da war es um mich geschehen, und ich wurde als Brotfan wiedergeboren. Ich habe die Stelle bekommen und es als besonderes Privileg empfunden, ein Teil eines Teams sein zu dürfen, das täglich ein so wunderbares Produkt herstellt. Wenn morgens die Brote aus dem Ofen kamen und in die Filialen verteilt wurden, hat mich das mit Stolz erfüllt.
Brot zur Hauptsache machen
Heute arbeite ich zwar nicht mehr in einer Bäckerei, aber mit dem und für das deutsche Bäckerhandwerk und spreche im Auftrag von Kundinnen und Kunden aus der Bäckerbranche. Ich bin keine Bäckerin und werde es wohl auch nicht mehr werden, das ist richtig. Aber ich bin brotbegeistert und finde, dass wir den Wert eines guten Brotes wieder mehr schätzen lernen müssen. Denn irgendwie ist das tägliche Brot schleichend eine Nebensache geworden, mehr eine Begleiterscheinung als ein zentrales Element im täglichen Speiseplan. Aber wenn nicht wir als führende Brotnation, wer soll dann die Fahne hochhalten? Und das gilt es meiner Meinung nach zu ändern. Deswegen werde ich weiterhin als Brot-Sommelière tolle Geschichten über die Herstellung, die Tradition und den Wert von Brot erzählen und schreiben.
Es lebe das Butterbrot
Mein persönlicher Favorit in der ganzen Super- und Trendfood-Welle ist und bleibt ein schlichtes Butterbrot; ganz ohne Schnörkel, Schnickschnack und bunte Gemüsegarnitur. Ein frisches Brot vom Bäcker mit kühler Butter bestrichen ist für mich ein ehrlicher und besonderer Genussmoment. Es muss nicht immer kompliziert sein.
Wer nun mit dem Gedanken spielt, als Quereinsteiger ins Bäckerhandwerk einzusteigen, dem empfehlen wir zunächst unseren Beitrag zum Brotkurs für Quereinsteiger bei der Bundesakademie Weinheim.