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Knocking on beer-heaven’s door: BeerLovers in Wien

Wien soll sich laut Medienberichten weg von seiner behäbigen Kaiserreich-Beschaulichkeit hin zu einer der coolsten Metropolen weltweit entwickelt haben. Es soll sich sogar im Begriff befinden, Berlin in Sachen Hipness den Rang abzulaufen, viel lebensfreundlicher als London und kulturell ebenso bedeutsam wie Paris zu sein. Aber wo reiht sich die umjubelte Trendstadt Europas in Sachen Bierkultur und lässige Bierszene ein? Dieser Frage sind wir als PR-Agentur aus München bei einer Trendtour persönlich auf den Grund gegangen und dabei auf ein Eldorado für Bierbegeisterte gestoßen; auf einen Hot-, pardon Hopspot (aber dazu später), der durch Konzept und Auftritt sogar Menschen ins Innere zieht, die eigentlich gar kein Bier trinken. Nach einem kurzen Blick durch die bodentiefe Glasfront entscheiden sie beim Vorbeigehen spontan, doch schnell mal im stylischen Laden zu stöbern.

Im siebten (Bier-)Himmel

In der Gumpendorfer Straße in der Wiener Innenstadt, wo sich Vintageläden und Möbelgeschäfte mit Fünfzigerjahre-Design aneinanderreihen, finden Bierenthusiasten seit November 2015 ein Bierspezialitätenparadies der Sonderklasse vor. So lautet zumindest die generelle Aussage in all den Berichten, die dem Laden nach der Eröffnung zu einem schon fast hysterisch-positiven Hype in Österreichs Bierwelt verholfen haben. Wer sich von der Innenstadt dem BeerLovers, so heißt der Laden, nähert, sieht schon von Weitem die Biervielfalt in den Regalen durch die Scheiben blitzen, geht automatisch einen Schritt langsamer und schaut dann mal rein.

Mitten unter gefühlten 1.000 Bierspezialitäten in Flaschen und Dosen Markus Betz, geistiger Vater des Konzepts und amtierender Chef im Dienst von BeerLovers. Im Store-Konzept stecken 95 Prozent Markus Betz. Er war beim Getränkehändler Ammersin in den letzten Jahren für den Einkauf von Bieren verantwortlich und hat sich daher biertechnisch in der Welt umgeschaut. Schnell war ihm klar, dass sie einen Spezialitätenladen eröffnen müssen, um ihre Position als führender Getränkehändler in Sachen Bier halten und ausbauen zu können. „Du musst immer einen Gedanken weiter, immer einen Schritt schneller sein“, erklärt er.

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Ein Mann, eine Vision

Die final zündende Idee für das Konzept kam ihm in der Bierstadt Portland/USA: „Als ich dort in einem Laden stand, wusste ich genau, wie unser Shop aussehen wird. Ich habe mir dann auch in Hamburg noch den Craft Beer Store angeschaut und gedacht: Wahnsinn, was geht hier denn ab?“ Mit seiner Begeisterung, der Zusammenfassung seiner gründlichen Recherche und den Ergebnissen aus vielen Gesprächen mit Brauern, Shopbesitzern, Gastronomen und Bierbegeisterten weltweit hat er die Geschäftsleitung angesteckt und das Go für einen Laden in der Wiener Innenstadt bekommen. Er hat sich an die Umsetzung eines Konzepts gemacht, dessen Elemente sich schon jahrelang in seinem Kopf entwickelt hatten. „Wir sprechen von einem 360-Grad-Konzept: ein Flagship-Store mit Topberatern im Stil einer Bibliothek aufgebaut, der zu einer langen Verweildauer im Geschäft motiviert, weil wir nicht nur über 1.000 Biere anbieten, sondern auch viele Bücher, und jetzt auch Homebrew-Equipment und Merchandising-Artikel im Sortiment haben.“ Eine geeignete Location zu finden, war nicht so einfach. Alle guten Dinge sind drei, und der Standort in der Gumpendorfer Straße hat sich als perfekt für die Umsetzung aller Bausteine des Rundum-Bierkonzepts erwiesen. Die Planungs- und Umbauphase war spannend und hat das ganze Team gefordert, da es damit auch Neuland beschritten hat. „Wir haben wochenlang Flaschen in ein Proberegal geschlichtet, um zu schauen, wie viele Regale wir brauchen und wie viel Biere wir so gut präsentieren können“, berichtet Markus.

Ein Ergebnis, das sich sehen lassen kann

Es hat sich gelohnt, das Auspacken von Bierflaschen und das testweise Einräumen in Regale. Der Laden bietet alles, was das Bierherz begehrt. In einem begehbaren Kühlschrank befinden sich die leichteren, empfindlichen Biere, draußen in den Regalen finden Verbraucher die alkoholreichen Bierspezialitäten. Die Tatsache, dass es Einkaufswagen gibt, macht deutlich, dass man hier nicht nur ein Fläschchen einkauft. Wer sich nicht sicher ist und erstmals mit internationalen Bierstilen in Kontakt kommt, wird durch das Leitsystem perfekt durch die Bierwelt geführt. Die Biere sind nach Bierstilen und dann nach Brauereien in den Regalen angeordnet. An den Regalen geben Schilder Hinweise auf die geschmackliche Ausprägung, wie bitter oder wie sauer ein Bier ist und welchen Alkoholgehalt es hat. Und wer sich dennoch unsicher ist, kann immer nachfragen, denn das Team kennt sich in Sachen Bier bestens aus und wird laufend geschult.

„Der nächste Schritt, den wir nach der Eröffnung in Angriff genommen haben, waren die Workshops: In circa zwei, drei Stunden erklären Biersommeliers alles rund ums Bier und verkosten und besprechen dann auch mindestens acht Bierstile. Das fängt bei Basiskursen wie dem Einmaleins der Biere an, geht um die Welt der IPAs und ist auch für Kenner hochinteressant, wenn wir Spezialkurse wie z.B. zu Sauerbieren anbieten. Erstaunlicherweise ist der Workshop über klassisch österreichische Bierstile der Renner im Angebot“, berichtet er. Damit hatte das Team nicht gerechnet. „Wir sind davon ausgegangen, dass der Wiener seine Biere kennt und sich daher nicht in einen Kurs setzt, damit er sie erklärt bekommt.“ Wer sich interessiert, muss sich aber auf lange Wartezeiten gefasst machen, denn die Workshops  sind mittlerweile drei Monate im Voraus ausgebucht. „Ziel ist es, Full Service zu bieten für alles, was das Herz eines Bierbegeisterten begehrt, egal ob es ein konsumierender Genussmensch oder ein Bierfreak ist, der zu Hause mit dem Brauen angefangen hat“, fasst Markus die Vision des BeerLovers schlicht zusammen.

Ach ja, wir wollten noch die Sache mit den Hopspots aufklären. Das ist eine kleine Faltkarte, in der das Team die besten Wiener Lokale mit den meisten und kreativsten Bieren auf einem Stadtplan markiert hat. Die Karte gibt’s im Shop. Noch ein Grund, mal reinzuschauen, wer in Wien ist.

Ganz am Ende bleibt die Frage offen, ob das BeerLovers vor dem Ersten Weltkrieg die Chance gehabt hätte (hätte es damals schon geöffnet gehabt, wohlgemerkt), in die Reihen der Institutionen der luxuriösen Lebensart schlechthin, die der k.-und-k.-Hoflieferanten, aufzusteigen. 500 gab es zu Beginn des 19. Jahrhunderts wohl allein in Wien, 2.500 in der gesamten k.-und-k.-Monarchie. Die Antwort auf diese Frage werden wir natürlich nie erhalten. Denn das Gütesiegel, das mit allerhöchster Qualität verbunden war, wurde vom Kaiser persönlich verliehen, und den gibt es bekanntlich ja nicht mehr. Den k.pur-Check hat das BeerLovers aber in jedem Fall erhalten: als lebendige Verkaufsstelle moderner Bierkultur und -vielfalt mit viel Verständnis für Craftbier, aber auch für klassische Bierstile. Damit verkörpert der Bierspezialitätenladen in der Gumpendorfer Straße das neue Bild des heutigen Wiens ganz famos. In unseren Augen ein Muss, dem jeder Tourist und Wiener zumindest einen Antrittsbesuch abstatten sollte. Dass dann der Funke zum Bierliebhaber überspringt und Stammkunden geboren werden, dafür sorgen Markus und sein Team.

 


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