Wir schreiben das Jahr 2011. An gefühlt jeder Straßenecke sprießen neue Läden aus dem Boden, die alle das gleiche Getränk in unterschiedlichen Farben verkaufen: Die Rede ist von Bubble Tea. Wer dieses Getränk heute genießen möchte, sucht einen entsprechenden Laden – zumindest in Deutschland – mittlerweile meist vergebens. Doch was ist aus den Kügelchen im Getränk geworden? Wie es zu dem Trend gekommen ist und warum er so kurzlebig war, erfahrt ihr hier.
Woher kommt Bubble Tea überhaupt?
Ursprungsland des bunten Getränks ist Taiwan. Hier entstand es in den 80er-Jahren, wo ein Mix aus Tee, Milch und Eis ursprünglich geschüttelt wurde (ähnlich wie beim Milchshake), wodurch Blasen auf der Oberfläche entstanden. So entstand der Name Bubble Tea. Wer genau die Idee hatte, schwarze Kugeln in das Getränk zu werfen, ist bis heute unklar. Von Taiwan aus verbreitete sich Bubble Tea im asiatischen Raum und landete schließlich auch in den USA, von wo aus es weitere Länder eroberte.
Bubble Tea: Ein Trend war geboren
Zwischen 2010 und 2012 erlebte Deutschland einen Boom des Getränks. An gefühlt jeder Straßenecke entstand ein neuer Laden, der den gesüßten grünen oder schwarzen Tee mit Milch und Fruchtsirup verkaufte, in dem farbige Kügelchen aus Speisestärke schwammen. Innenstädte wurden von Bubble Tea regelrecht „überschwemmt“. Alleine die Kette BoboQ, einer der ersten Anbieter und Marktführer von Bubble Tea in Deutschland, betrieb zu Hochzeiten deutschlandweit rund 100 Filialen. Es war das Trendgetränk unter Jugendlichen und selbst eines der größten Franchise-Unternehmen für Fast Food nahm es kurzzeitig mit ins Angebot. Kurzzeitig ist hierbei allerdings genau das richtige Stichwort, denn dieser Trend währte nicht lange.
Wie Bubble Tea ausblubberte
Mit einem Artikel der Rheinischen Post, veröffentlicht am 22. August 2012, begann der Absturz. Wissenschaftler der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) warnten darin vor krebserregenden Stoffen in dem Getränk. Der Artikel wurde von weiteren Medien aufgenommen und die Aussage der Wissenschaftler, dass die bunten Kugeln „jede Menge Dreck“ enthalten, verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Mit weitreichenden Folgen: Die Skepsis der Verbraucher war geweckt, wirklich natürlich erschien das Modegetränk sowieso niemandem. Der Umsatz der Läden brach von heute auf morgen zusammen. Nach und nach machte eine Filiale nach der anderen dicht.
Ist das Trendgetränk doch nicht schädlich?
Eine Veröffentlichung der RWTH Aachen zum Thema Bubble Tea sucht man vergebens. Auch Manfred Möller, Mitarbeiter des in der Rheinischen Post zitierten Forschungsteams, hat seine damalige Aussage mittlerweile entkräftet und ist über deren plakative Verwendung durch die Medien enttäuscht. Das Verbraucherschutzministerium Nordrhein-Westfalen konnte bei eigenen Untersuchungen keine gesundheitsschädlichen Stoffe nachweisen. Für den Ruf des Bubble Teas kommen diese Ergebnisse jedoch (leider) zu spät.
Wie steht es heute um Bubble Tea?
Bubble Tea war definitiv einer der kürzesten Trends, die es in den letzten Jahren im deutschen Einzelhandel gegeben hat. Wer einen blubbernden Tee probieren möchte, wird in Berlin gleich zweifach fündig. Hier trifft man hauptsächlich auf Asiaten, die nach wie vor in den authentischen Genuss ihrer Heimat kommen möchten. Sogar die Menge des Zuckers im Getränk kann hier bestimmt werden. Schaut man sich die heutigen Trends rund um natürliche Lebensmittel und Nachhaltigkeit an, hat Bubble Tea es allerdings schwer. Ein neues Konzept samt neuem Ruf muss her. Natürliche Inhaltsstoffe und Bio-Zutaten könnten da der richtige Weg sein. Vielleicht sind aber auch Cafés mit individualisierbaren Waffeln die Bubble Tea-Läden von heute.
Ein nachhaltigeres Trendthema aus dem Bereich Ernährung ist Insektennahrung, auch wenn sie vielleicht nicht jedermann „schmeckt“.