Die Substantive Spaß, Gruß und Fuß, die Verben genießen, fließen und gießen sowie die Adjektive heiß, weiß und süß – all diese Wörter haben eine offensichtliche Gemeinsamkeit: Sie beinhalten den Buchstaben ß.
Manche sagen dazu Eszett, andere bezeichnen ihn als das scharfe S. Doch egal, wie wir ihn nennen, der Buchstabe ß ist ein ganz besonderer. Warum er so außergewöhnlich ist und wie er entstanden ist, diese Geheimnisse wollen wir lüften.
Der Buchstabe ß steht für die Wiedergabe eines stimmlosen s-Lautes und ist kein gewöhnlicher Vertreter im deutschen Alphabet. So gibt es kein Wort, das mit dem Buchstaben Eszett beginnt. Auch einen Großbuchstaben ß sucht man vergeblich – nicht nur auf der Tastatur. Daher wird ß meist durch ein doppeltes S ersetzt, wenn ein Wort ausschließlich in Großbuchstaben geschrieben wird.
Das Eszett – typisch deutsch
Im lateinischen Schriftsystem gibt es neben dem Eszett keinen anderen Buchstaben, der ausschließlich zur Schreibung in der deutschen Sprache verwendet wird. In der Schweiz sowie in Liechtenstein wird ß jedoch nicht verwendet. Anders sieht es bei deutschen Muttersprachlern in Italien (besonders Südtirol), Belgien, Dänemark, Namibia und Luxemburg aus: Hier wird der Buchstabe ß gemäß deutschen Rechtschreibregeln verwendet.
Von sz zu ß
Während der germanischen Lautverschiebung, die auf etwa das 8. Jahrhundert n. Chr. datiert wird, veränderte sich die deutsche Aussprache. An bestimmten Stellen wurde ein S gesprochen statt wie bisher üblich ein T. Für diesen Laut setzte sich seit dem 14. Jahrhundert in diesen Fällen die Schreibweise „sz“ durch. Dies war nicht nur prägend für den Namen Eszett, sondern ebenso für das Schriftzeichen. Denn der Buchstabe ß ähnelt der bildlichen Zusammensetzung des langen S und Z.
Wie steht es heute um das ß?
Seit der Rechtschreibreform 1996 wird ß für den stimmlosen s-Laut verwendet und sehr viel seltener benutzt als noch vor der Reform. In der Regel folgt dieser nach einem betont langen Vokal (z.B. Grüße oder Straße) oder nach einem Doppelvokal (z.B. heiß oder außen). Eigennamen – wie für Personen, Orte oder Marken – bilden hierbei natürlich Ausnahmen. Trotz der Rechtschreibreform existiert jedoch keine einheitliche Regel, wann ß oder Doppel S verwendet wird. Hier nur eins der unzähligen Beispiele: Die Aussprache des Buchstabens s in „Haus“ und des Buchstabes ß „weiß“ ist gleich und folgt jeweils auf einen Doppelvokal, trotzdem ist die Schreibweise unterschiedlich. Wie so häufig bestätigen auch hier Ausnahmen die Regel. Was bei Unsicherheit jedoch stets zuverlässig hilft, ist der Blick ins Wörterbuch.
Der Buchstabe ß ist und bleibt ein kleines, deutsches Kuriosum.
Nicht nur der Buchstabe ß ist in unserer Sprache von Veränderungen geprägt. Wie und wieso sich unsere Sprache verändert, erfahrt ihr in unserem Beitrag zum Thema Sprachwandel.