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Foodfotografie: Tipps eines Profis

Gerichte hübsch anzurichten, wird nicht nur im Fine Dining Bereich praktiziert, auch auf den privaten Haushalt und besonders auf soziale Netzwerke ist dieser Trend übergeschwappt. Das Auge isst bekanntlich mit und so ist es dazu gekommen, dass Plattformen wie Instagram, Pinterest & Co an appetitlich inszenierten Foodfotos fast überquellen. Allerdings sind dort mehrheitlich ungelernte Hobbyfotografen am Werk. Der Beruf der Foodfotografie kann aber auch professionell erlernt werden. Wir haben uns mit Katrin Winner, einer gelernten Foodfotografin, unterhalten und von ihr spannende Einblicke erhalten, wie sie zu dem Beruf gekommen ist, welcher Aufwand hinter einem Foodfoto steckt und wie auch Anfänger mit ein paar Tipps und Tricks richtig gute Fotos schießen können.

Was war zuerst: Die Leidenschaft fürs Kochen und Backen oder für die Fotografie?

In erster Linie war die Leidenschaft für das Essen da. Gekocht habe ich schon immer gerne, und noch lieber gegessen. Dass ich diese Begeisterung mit Fotografie verbinden konnte, war eine Mischung aus Glück, Durchhaltevermögen und sehr viel harter Arbeit!

© Lara Freiburger

Wie bist du dazu gekommen, Foodfotografin zu werden?

Wenn ich ganz ehrlich bin – durch viele glückliche Zufälle. Zunächst habe ich eine Ausbildung als Mediengestalterin absolviert. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich nach meiner Ausbildung ein Design-Studium an der Fachhochschule in Nürnberg drangehängt habe. Dort habe ich mich auf Grafik-Design und Fotografie spezialisiert. Im zweiten Semester hatten wir im Fach Fotografie das Thema „Dokumentation“. Jeder musste dazu innerhalb einer Woche eine Bilderstrecke abgeben. Während ich zu Hause gerade ein kleines Blaubeertörtchen zubereitete, überlegte ich, was ich denn dokumentieren könnte. Als ich das Törtchen fertig hatte, dachte ich: Das sieht ja hübsch aus. Da kam mir die Idee: Ich dokumentiere, wie Essen zubereitet wird. So entstand mein erstes Food-Foto. Mein damaliger Professor hat das Foto gesehen und gesagt: „Foodfotografie ist genau das, was zu dir passt.“ Seit diesem Moment dreht sich bei mir alles um das Thema Essen. Nach einigen Jahren als festangestellte Fotografin in namhaften Food-Fotostudios in Hamburg und München habe ich mich dann 2018 mit meinem eigenen Tageslicht-Studio für Food- und Still-Life-Fotografie selbstständig gemacht.

Wie wird man Foodfotograf? Ist das ein Ausbildungsberuf oder Studium?

Der klassische Weg besteht wahrscheinlich darin, in einem Fotostudio eine Ausbildung zur Fotograf:in zu machen. Die Spezialisierung hängt dann von dem Ausbildungsbetrieb ab und kann z. B. in die Richtung Portrait-, Hochzeits- oder eben auch Foodfotografie gehen. Ich habe den Weg gewählt, Fotodesign zu studieren.

Allerdings wurde das Thema Foodfotografie bei mir im Studium eher weniger behandelt. Durch mein Praxissemester, ein zusätzliches freiwilliges Praktikum und viel Eigenengagement konnte ich mir einiges an Wissen aneignen und das alles jetzt in meinem eigenen Fotostudio umsetzen.

Wie sieht dein Alltag bzw. ein typischer Tag als Foodfotografin aus?

Bevor eine Fotoproduktion überhaupt starten kann, müssen zunächst mit dem Kunden verschiedene Punkte durchgesprochen werden: Anzahl der geshooteten Motive, Optikwünsche wie bestimmte Requisiten oder konkrete Lichtsituationen, Rezepte, Budgetvorgaben, Abgabetermine etc. Sind alle Informationen vorhanden, stelle ich ein Team aus Foodstylist:in, Setstylist:in oder auch Assistent:in zusammen. Wichtig ist: Alle Infos und Rahmenbedingungen müssen geklärt sein. Zuerst baue ich morgens im Studio mein Set auf und stelle das Licht ein.

Danach wird ein Plan erarbeitet, in welcher Reihenfolge wir die Rezepte fotografieren. Meistens schicken wir während des Shootings schon Bilder zum Kunden für die Abnahme. So können wir ggf. noch Änderungen vornehmen. Nach dem Shooting werden die finalen Bilddaten ausgewählt, bearbeitet und zum Auftraggeber geschickt. Wichtig ist auch die Organisation der Daten, dazu gehört das Erstellen von Back-ups sowie die Archivierung der Daten. Außerdem fällt die Organisation des Studios an. Requisiten reinigen und aufräumen, Lichtset abbauen und mein kleiner Kräutergarten an der Fensterbank benötigt auch viel Liebe.

Hat sich die Foodfotografie in den letzten Jahren gewandelt? Wenn ja, wie? Gibt es da immer wieder neue Trends?

Durchaus. Geprägt von Social Media wird neben einer klassischen Fotoproduktion immer mehr nach Video-Content gefragt. Allerdings keine groß aufwendig produzierten Filme, sondern kurz, knapp und am besten mit etwas Witz dabei.

Was ist das Wichtigste bei einem guten Foodfoto? Das Gericht, der Untergrund, das Licht, die Requisiten …?

Ich würde sagen, am Ende ist es eine Kombination aller Faktoren. Aber natürlich muss in erster Linie das Essen frisch und appetitlich aussehen. Es hilft der schönste Teller und Untergrund nicht, wenn zum Beispiel die Kräuter auf dem Essen schon schlapp sind, oder das Gericht total trocken oder geschmacklos aussieht. Deswegen lege ich großen Wert darauf, immer frische und hochwertige Lebensmittel zu verwenden. Das Licht ist natürlich auch ein wichtiger Faktor. Vor allem bei Suppen und Saucen sollte darauf geachtet werden, dass keine unschönen Spiegelungen entstehen.

Fotografierst du lieber mit künstlichem oder natürlichem Licht?

Bei mir im Fotostudio ist beides möglich und ich nutze sehr gerne beide Optionen. Bei künstlichem Licht besteht die Möglichkeit, die Lichtsituation jederzeit genauso wieder nachzustellen, es ist kalkulierbarer. Das ist vor allem bei Werbeaufnahmen wie z. B. Packaging, bei denen jedes Bild exakt gleich aussehen soll, von großem Vorteil. Mit künstlichem Licht steht dem Overtime nach Sonnenuntergang nichts mehr im Wege. Außerdem gibt es auch Sonnenschein, wenn es draußen regnet.

Der Reiz bei natürlichem Licht ist, dass ich völlig den aktuellen Gegebenheiten ausgesetzt bin. An einem Tag ist von direktem Sonnenlicht, über Wolken, bis hin zu Regen alles möglich. Unter Umständen muss man sehr flink sein, was die Kameraeinstellungen anbelangt. Aber, wenn das Licht und die Kameraeinstellung perfekt passen, bekommt ein Foto mit Tageslicht eine ganz besondere und individuelle Stimmung.

Hast du Wünsche/Ideen/Projekte für die Zukunft?

Zurzeit befasse ich mich viel mit Bewegbild. Heutzutage ist das gar nicht mehr wegzudenken. Es muss nicht immer ein High-End-Video sein. Für Social Media genügt auch schon eine kleine StopMotion oder ein unkompliziertes Filmchen. Ich hoffe, zukünftig auf meinem Instagram Kanal mehr davon zeigen zu können.

© Katrin Winner, Kunde: Elsa Publishing, Projekt: Das Kochbuch der Märchen

Katrins Tipps für Anfänger

  • Mit einem Foto-Motiv starten, das simpel ist und nicht allzu schnell „kaputtgeht“. Zum Beispiel mit einem Still Life von Tomaten oder anderen schönen Gemüse- oder Obstsorten anfangen, anstatt einen aufwendig angerichteten Teller zu fotografieren.
  • Vor dem Anrichten das Set (Requisiten wie Geschirr, Servietten, Besteck und Untergründe) sowie das Lichtsetting vorbereiten, um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren.
  • Vorab überlegen, wie das jeweilige Gericht angerichtet werden soll.
    • Wie ist die Farbkomposition bzw. die Bildsprache?
    • Auf welchem Teller wird das Essen angerichtet?
    • Welche zusätzlichen Zutaten können verwendet werden?
    • In welcher Perspektive wird das Gericht fotografiert?
    • Soll das Produkt im Vordergrund stehen oder eher im Hintergrund und wie genau soll es zu sehen sein?
  • Bevor wild drauflos fotografiert wird, vorab einmal alles mit dem Auge erfassen und erkunden.
    • Wie verhält sich die Oberfläche von meinem Essen bei unterschiedlichen Lichtsituationen?
    • Gibt es starke Reflexionen bei direktem Sonnenlicht? Oder ist es besser, wenn das Licht abgehalten wird, z. B. mit einem Diffusor (einem weißen, halb-lichtdurchlässigen Material)?
    • Wie sind die Schatten? Beispielsweise lassen sich Schatten durch einen weißen Karton aufhellen und wirken dadurch sanfter.
    • Wirkt die Oberfläche meines Objekts besser, wenn die Sonne nicht direkt drauf scheint oder wirkt mein Motiv besser, wenn das Licht seitlich drauf strahlt oder die Lichtquelle von hinten leuchtet?
  • Bevor in Studiolicht investiert wird, ist das Tageslicht eine super Option, um zu starten und sich auszuprobieren.
  • Mit einem Fenster und einfachen Hilfsmitteln (wie schwarzem und weißem Karton, lichtdurchlässigem Stoff etc.) ist es möglich, das vorherrschende Tageslicht seinen Wünschen entsprechend umzugestalten.

Wer noch nicht genug vom Thema hat, der sollte auch noch einen Blick in unseren Beitrag über die besten Tipps und Apps zur Foodfotografie werfen.



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