Wir Deutschen lieben Honig. Er schmeckt wunderbar süß und macht sich toll auf dem Butterbrot oder im Tee. Allein 2022 lag der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch an Honig bei etwa 935 Gramm. Doch dass er mehr ist als nur ein reines Nahrungsmittel, wussten bereits frühe Hochkulturen, bei denen er als Opfergabe, Grabbeigabe und Zahlungsmittel diente. Zudem gilt Honig als Heilmittel in der Antike.
Honig – die Speise der Götter
Schon die Steinzeitmenschen kamen auf den Geschmack von Honig, wie über 9000 Jahre alte Höhlenmalereien von „Honigjägern“ eindrucksvoll belegen. Honig diente zur damaligen Zeit nicht nur als Nahrungsmittel, sondern wurde auch gezielt als Köder für die Jagd auf Bären eingesetzt. Der Ursprung der Hausbienenhaltung mit gezielter Honiggewinnung wird im 7. Jahrtausend vor Christus in Anatolien vermutet. Honig war in vielen frühen Hochkulturen weit mehr als ein bloßes Lebensmittel, er diente als Opfergabe, Grabbeigabe, Heilmittel und Zahlungsmittel. Honig galt im alten Ägypten als „Speise der Götter“ und Quelle der Unsterblichkeit. Ein Topf des kostbaren Guts hatte denselben Wert wie ein Esel. Auch bei den Mayas besaß der Honig einen hohen religiösen Wert. Er diente ihnen als Opfergabe an die Götter.
Neben der religiösen Bedeutung wurde die medizinische Wirksamkeit des Honigs bereits 400 v. Chr. von Hippokrates erkannt. Zudem wurde er als Schönheitsmittel unter anderem in Gesichtsmasken und Bädern eingesetzt. Bevor Zucker industriell aus Zuckerrüben gewonnen werden konnte, war Honig über viele Jahrhunderte hinweg das einzige Süßungsmittel.
Die Entstehung des Honigs
Honig entsteht aus Blütennektar oder Honigtau. Honigbienen saugen den Nektar mit ihren Rüsseln auf und transportieren ihn in ihrer Honigblase. Um die Blase komplett zu füllen, ist der Besuch von circa 200 Blüten nötig. Für 500 Gramm Honig müssen Arbeitsbienen rund 40.000 Mal ausfliegen und dabei eine Flugstrecke zurücklegen, die dem dreifachen Erdumfang entspricht. Zurück im Bienenstock übergibt die Sammelbiene den Nektar an die Stockbiene. Damit aus dem Nektar haltbarer Honig wird, muss dem Saft Wasser entzogen werden. Dies geschieht, indem das Insekt den Nektar tropfenweise nach außen presst und ihn anschließend wieder aufsaugt. Der eingedickte Nektar wird dann in Wabenzellen gelagert, wobei weiteres Wasser verdunstet.
Durch das Fächeln der Bienen mit ihren Flügeln wird die feuchte Luft aus dem Bienenstock transportiert und durch trockene Außenluft ersetzt. So schaffen es die Bienen, ohne technische Hilfsmittel, den Wassergehalt von anfangs etwa 75 Prozent auf unter 20 Prozent zu reduzieren. Sobald der gewünschte Wassergehalt erreicht ist, schließen die Bienen die Honigzellen mit Wachsdeckeln. Der Imker kann anhand dieser Deckel erkennen, dass der Honig reif ist und diesen ernten.
Honig als Nahrungsmittel
Honig spielt als Süßungsmittel heute nur noch eine untergeordnete Rolle, dennoch ist er als Nahrungsmittel nicht aus unserem Leben wegzudenken: ob auf Brot, im Tee, zum Backen oder zum Naschen aus dem Glas. Nach Marmelade und Konfitüre ist Honig – noch vor Nuss- und Nougatcremes – der beliebteste Brotaufstrich der Deutschen. Er eignet sich auch als Retter für verbranntes oder versalzenes Essen, denn mit seinem süßen Geschmack kann er bittere oder saure Geschmacksstoffe gut ausgleichen. Für eine möglichst lange Haltbarkeit sollte das Glas gut verschlossen an einem dunklen Ort aufbewahrt werden, sodass er vor direkter Lichteinstrahlung und Wärme gut geschützt ist. Sollte der Honig doch einmal Kristalle bilden, einfach das Glas in ein warmes Wasserbad bei maximal 40 °C geben, warten, bis sich die Zuckerkristalle aufgelöst haben und der Honig wieder schön cremig ist.
Honig als Heilmittel in der Antike
Honig wird seit Jahrtausenden allerlei heilende Wirkung nachgesagt. Bereits 400 v. Chr. wusste Hippokrates mit Honigsalben Fieber zu senken und die Leistung der Teilnehmer an den antiken Olympischen Spielen zu verbessern, indem er ihnen mit Honig versetztes Wasser reichte. Der griechische Arzt und Anatom Galenos von Pergamon glaubte, Honig eigne sich ausgezeichnet für die Therapie von Darmleiden sowie bei Vergiftungen durch verdorbene Speisen. Honig als Heilmittel in der Antike hat sich bis heute in der Ernährung und Medizin bewährt.
Dafür verantwortlich sind seine natürlichen Inhaltsstoffe; hochwertige Honigsorten enthalten bis zu 245 davon. Darunter sind verschiedene Zuckerarten und sekundäre Pflanzenstoffe wie Flavonoide und Phenolsäuren, aber auch Enzyme, Vitamine, Spurenelemente. Die genaue Zusammensetzung des Honigs ist abhängig von der Jahreszeit und dem Sammelgebiet. Seinen Einsatz als natürliches Heilmittel findet er unter anderem bei bakteriell ausgelösten, inneren sowie äußeren Krankheiten, Pilzinfektionen, Erkältungen und Magen- und Darmbeschwerden. Auch zur Behandlung von Wunden kann Honig verwendet werden. Eine Honigsorte hat sich dabei als besonders hilfreich erwiesen: der Manuka-Honig aus Neuseeland. Dieser wird aus dem Blütennektar der Südseemyrte gewonnen. Er hat noch einen Zusatzstoff, Methylglyoxal, mit dem er besonders aggressiv gegen Bakterien ankämpfen kann. Abhängig von der Konzentration des Wirkstoffes im Honig, können Preise von über 60 Euro pro 100 g erzielt werden.
In jüngerer Zeit gibt es zunehmend Hinweise darauf, dass Honig die Schleimproduktion und akuten Husten bei Kindern reduzieren kann. Wissenschaftler empfehlen für optimale Ergebnisse eine Einzeldosis von 2,5 Millilitern vor dem Zubettgehen für Kinder ab einem Jahr. Aber auch ein frischaufgebrühter Kräutertee kann lindernde Wirkung haben. Alles über die vielseitige Heilwirkung der Melisse erfahrt ihr hier.