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Insekten in Lebensmitteln

Insekten als Nahrungsmittel

Insekten essen? Ein kontroverses Thema, das seit einigen Jahren heiß diskutiert wird. Doch was sind eigentlich die Vor- und Nachteile einer Ernährung, die auch Insekten als Nahrungsquelle einschließt, und welchen ernährungsphysiologischen Mehrwert bieten uns Insekten? Das erfahrt ihr hier bei uns:

Für viele kaum vorstellbar: Weltweit essen bereits mehr als zwei Milliarden Menschen Insekten. Vor allem in Afrika, Asien, Südamerika und Australien gehören die kleinen (und großen) Krabbeltierchen schon lange auf den Speiseplan und sind kulturell fest verankert. Aktuell gibt es nach Schätzungen über 2000 essbare Insektenarten, deren Geschmack und Verwendung unterschiedlich sind. Die für uns berühmtesten Vertreter sind wohl die Buffalo- oder Mehlwürmer. Darüber hinaus gibt es aber auch andere essbare Würmer, Heuschrecken, Grillen, Spinnen, Raupen und Käfer, die nach Nüssen, Mais, Avocado oder sogar ähnlich dem Kaviar schmecken sollen.

Aktuell sind Produkte mit oder aus Insekten noch die absolute Seltenheit im Supermarkt. Bei uns kommen Insekten vor allem verarbeitet in Form von Mehl, Riegeln, Nudeln oder Chips in Lebensmitteln vor. Teilweise findet man sie aber auch in Fleischersatzprodukten wie Burgerpatties.

Schokobons, Riegel und Co. – Ist der Verzehr von Insekten unbedenklich?

Bevor Insekten oder insektenhaltige Produkte als Lebensmittel in den Verkehr gebracht werden, müssen sie in Deutschland vorab gesundheitlich bewertet und zugelassen werden. Wer einen Antrag auf die Zulassung eines insektenhaltigen Lebensmittels stellt, muss diesen bei der europäischen Kommission einreichen. Die Zulassung und gesundheitliche Bewertung der neuen Lebensmittel übernimmt dann die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). In manchen Fällen kann auch auf das Anzeigeverfahren für traditionelle Lebensmittel aus einem Drittstaat zurückgegriffen werden, um eine Zulassung für den europäischen Lebensmittelmarkt für Lebensmittel aus bestimmten Insektenarten zu erhalten. Nämlich dann, wenn belegt werden kann, dass das Lebensmittel dort seit mindestens 25 Jahren verzehrt wurde und keinerlei Sicherheitsbedenken aufgetreten sind. Für alle zugelassenen Insekten sind also Maßnahmen zur Allergenkennzeichnung und Keimreduktion vorgeschrieben.

Vor allem Allergikerinnen und Allergiker, die auf Krebstiere und Hausstaubmilben reagieren, sollten beim Verzehr vorsichtig sein, denn bei ihnen scheinen auch allergische Reaktionen auf Insekten möglich zu sein. Um eine Sicherheit für diese Verbrauchergruppe bieten zu können, müssen Lebensmittel mit Insektenanteil deswegen als solche erkennbar gekennzeichnet sein. Verbraucherzentralen weisen darauf hin, dass immer der lateinische Name des Insektes angegeben werden sollte, um dieses gut identifizieren und zuordnen zu können.

Proteine, Fette, Vitamine – Welchen Nährwert haben Insekten?

Betrachtet man Insekten rein ernährungsphysiologisch, haben diese durchaus ein interessantes und günstiges Nährwertprofil. Ähnlich wie bei anderen Tieren variiert auch der Nährwert von Insekten mit der jeweiligen Art, dem Lebensraum und dem dort vorherrschenden Nahrungsangebot. In der Regel sind Insekten reich an Proteinen und können je nach Art sogar 50-60% Protein in der Trockenmasse (i.d.Tr.) beinhalten. Spitzenreiter scheint die Wanderheuschrecke mit 62g Protein pro 100g i.d.Tr. zu sein. Somit ist der Proteingehalt von Insekten teilweise höher als der traditioneller Proteinquellen wie Rindfleisch oder Hühnchen. Je nach Art und Nahrungsangebot können Insekten 30-40% Fett i.d.Tr. enthalten, darunter ungesättigte Fettsäuren wie Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Sie sind außerdem reich an Vitaminen, beispielsweise an B-Vitaminen und Mineralstoffen wie Calcium, Magnesium, Eisen und Zink.

Insekten als Nahrungsquelle – Chancen und Risiken

Die Nutzung von Insekten als menschliche Nahrungsquelle bietet mehrere Vorteile, die sowohl in ökologischer als auch in ernährungsphysiologischer Hinsicht bedeutsam sind.

Fasst man die oben aufgeführten Nährwerte zusammen, so lässt sich festhalten, dass Insekten ballaststoff- sowie proteinreich sind, gesunde Fette sowie Vitamine und Mineralstoffe liefern. Insgesamt also positive Eigenschaften, die sich ideal für eine Ergänzung einer ausgewogenen Ernährung eignen würden. Weiter wäre es denkbar, dass Insekten(-produkte) bei Nährstoffmängeln wie Zink- oder Eisenmangel Anwendung finden, womit diese dann auch gesundheitliche Vorteile bieten könnten. Allergiker und Allergikerinnen sollten beim Verzehr vorsichtig sein. Allergische Reaktionen können ein Gesundheitsrisiko darstellen, insbesondere wenn die Insekten in Lebensmitteln nicht ordnungsgemäß gekennzeichnet sind.

Insektenzucht erfordert im Vergleich zur konventionellen Tierhaltung weniger Ressourcen. Sie benötigen weniger Platz, Wasser und Futter. Insekten wachsen im Vergleich zu Säugetieren schneller aus und haben einen hohen Vermehrungsfaktor, was die Produktion von Nahrungsmitteln beschleunigt. Würden Insekten in unserem Kulturkreis mehr akzeptiert, so könnten diese eine Chance bieten, konventionelle Tierhaltung zu reduzieren. Die Massenproduktion von Nutztieren, insbesondere Rindern, trägt erheblich zur Freisetzung von Treibhausgasen bei. Die Zucht von Insekten hingegen erzeugt im Allgemeinen deutlich weniger Emissionen, dies würde zu einer geringeren Umweltbelastung führen. Die Zucht von Insekten in großem Maßstab könnte ethische Fragen hinsichtlich des Tierwohls aufwerfen, insbesondere wenn die Zucht- und Tötungs-Bedingungen nicht angemessen sind.

2022 waren weltweit über 700 Millionen Menschen von unterschiedlichen Formen des Hungers betroffen. Nahrung aus Insekten könnte einen Beitrag leisten, die Situation um globalen Hunger und Ernährungssicherheit zu verbessern. Denn Insekten sind weltweit verbreitet und in vielen Regionen verfügbar. Weiter benötigen sie wenig Platz, Wasser und Futter, um zu wachsen und sich zu vermehren. Dies könnte dazu beitragen, einen einfacheren Zugang zu Proteinen und anderen Nährstoffen zu gewährleisten.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Insekten aufgrund ihres hohen Proteingehalts, ihres geringen Ressourcenverbrauchs und ihres vielfältigen Nährstoffprofils eine vielversprechende Quelle für eine nachhaltige und nahrhafte Ernährung, insbesondere angesichts der globalen Herausforderungen in Bezug auf Ernährungssicherheit, Umweltschutz und Bevölkerungswachstum darstellen. Ethische Fragen zu Haltung und Tötung sowie Fragen zu Hygiene- und Kennzeichnungsstandards müssen weiterhin im Zusammenhang mit Insekten-Produkten gestellt und diskutiert werden.

Quellen:

chrome-extension://efaidnbmnnnibpcajpcglclefindmkaj/https://www.vzhh.de/sites/default/files/medien/171/dokumente/Akzeptanz%20u.%20Potenzial%20v.%20Insekten%20i.d.%20Humanern%C3%A4hrung_Saskia%20Vetter.pdf

https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/auswaehlen-zubereiten-aufbewahren/insekten-essen-eine-alternative-zu-herkoemmlichem-fleisch-33101

https://www.annualreviews.org/content/journals/10.1146/annurev-ento-020123-013621


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Datum: 10.12.2024



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