Entomophagie, schon mal gehört? Es bedeutet „das Essen von Insekten“ wie Grillen, Termiten, Heuschrecken oder Raupen. Iiihh, denkt jetzt der eine oder andere vermutlich. Was in Ländern wie Thailand, Korea und Papua-Neuguinea ganz normal ist, kommt nun auch zu uns nach Europa. Über zwei Milliarden Menschen ernähren sich täglich von Insekten, so schlecht können Grillen & Co. also gar nicht sein. Mehlwürmer sollen angeblich nussig schmecken und Grillen durch ein intensiveres Aroma überzeugen.
Grashüpfer & Co. überzeugen durch Nährstoffzusammensetzung und Nachhaltigkeit
Den kleinen Krabbeltieren werden aufgrund ihrer günstigen Nährstoffzusammensetzung gesundheitliche Vorzüge nachgesagt: Ein hoher Proteingehalt, ungesättigte Fettsäuren, Zink, Eisen und viele verschiedene Vitamine stecken in ihnen. Das Chitin in den Panzern von Mehlwürmern und Grashüpfern kann nach ersten Studien den Cholesterinspiegel senken. In Anbetracht der wachsenden Weltbevölkerung stellen Insekten vielleicht den Proteinlieferanten der Zukunft dar, denn auch was die Nachhaltigkeit betrifft, sind sie positiv zu bewerten.
Für die Herstellung von einem Kilogramm Rind werden beispielsweise zehn Kilogramm Futter und 11.000 Liter Wasser benötigt, für die Herstellung eines Kilogramms Grillen dagegen nur 1,7 Kilogramm Futter und gerade mal 4,5 Liter Wasser. Sie lassen sich in großer Zahl ressourcenschonend produzieren, denn für die Aufzucht wird wenig Platz benötigt, außerdem verursachen sie nur geringe Emissionen.
Novel-Food-Verordnung macht es möglich
Nudeln aus Mehlwurmmehl, Heimchen in Zimt und Zucker gewendet oder Cookies aus Insektenmehl. Die europäische Novel-Food-Verordnung Nr. 2015/2283, die im Januar in Kraft getreten ist, hat es möglich gemacht. Sie regelt den Umgang mit neuartigen Lebensmitteln wie beispielsweise Algen oder eben Insekten. Die Novel-Food-Verordnung harmonisiert die bisher unterschiedlichen Vorgehensweisen zur Zulassung von Insekten innerhalb der EU. Bevor Insekten oder insektenhaltige Produkte als Lebensmittel in den Verkehr gebracht werden, müssen sie vorab gesundheitlich bewertet und zugelassen werden. Wer einen Antrag auf die Zulassung eines insektenhaltigen Lebensmittels stellt, muss diesen bei der europäischen Kommission einreichen. Die Bewertung des Lebensmittels erfolgt dann durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Nur wenn belegt werden kann, dass ein Lebensmittel in einem Drittstaat seit mindestens 25 Jahren verzehrt wurde und keine Sicherheitsbedenken auftraten, kann in manchen Fällen ein Anzeigeverfahren für traditionelle Lebensmittel aus einem Drittstaat genutzt werden.
Insektennahrung – Schon probiert?
In Europa essen wir Krabben, Austern und Schnecken, aber in einen Grashüpfer zu beißen widerspricht unserer Kultur. Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov ergab, dass sich nur jeder siebte Deutsche vorstellen kann, Insekten zu essen. Wer die kleinen Krabbeltierchen mal probieren möchte, findet unter www.insektenrestaurant.de vielleicht ein passendes Restaurant oder sogar einen Kochkurs in seiner Nähe. Essbare Insekten und Insektensnacks jeglicher Art können außerdem hier bestellt werden. Heimchen in verschiedenen Geschmacksrichtungen bietet das Münchner Start-up „Wicked Cricket “.
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