Als Oecotrophologin und Brot-Sommelière nehme ich in unserer Kolumne Brotkrümel Ernährungsmythen über Brot unter die Lupe.
Weizen und einige andere Getreidesorten enthalten ein Eiweiß namens Gluten. Ich weiß das, weil Ernährung der Schwerpunkt meines Studiums war. Damals, vor fast 30 Jahren, wusste das aber sonst kaum jemand. Gluten? Hatten die meisten noch nie gehört. Und die, die es kannten, sprachen es falsch aus. Heute ist Gluten in aller Munde – oder eben auch nicht. Denn der Markt mit glutenfreien Produkten boomt. Das Label mit der durchgestrichenen Ähre prangt inzwischen auf unzähligen Verpackungen, und zwar nicht nur im Reformhaus oder im Bioladen, sondern auch im ganz normalen Supermarkt. Und dort nicht nur auf Lebensmitteln, in denen man Gluten vermuten würde, etwa Brot. Hier ergibt die Kennzeichnung ja durchaus Sinn. Aber muss man auch bei Wasser extra darauf hinweisen, dass es kein Gluten enthält? Wo es doch noch nie Gluten enthalten hat und nie enthalten wird? Fehlt nur noch, dass Katzenfutter als glutenfrei beworben wird … ach halt, das gibt es ja auch schon. Aber warum das alles? Sind glutenfreie Produkte gesünder? Ja, sind sie. Für etwa ein Prozent der deutschen Bevölkerung. So viele bzw. wenige sind es, die an einer Zöliakie leiden, also einer Unverträglichkeit gegenüber Gluten. Sie müssen das Eiweiß vollständig meiden. Schon Spuren davon können heftige Reaktionen auslösen. Aber für den Rest von uns sind glutenfreie Produkte nicht gesünder. Viel diskutiert wird zwar auch das Krankheitsbild der Glutensensitivität, genauer gesagt der Weizensensitiviät, und noch genauer gesagt der Nicht-ZöliakieNichtWeizenallergieWeizensensitivität. Doch die Studienlage hierzu ist in etwa so diffus wie die Bezeichnung. Betroffene sind in jedem Fall gut damit beraten, zunächst einen kompetenten Arzt zu suchen statt eine durchgestrichene Ähre auf einer Verpackung. Sicher kann gesagt werden, dass der Verzehr von Gluten und allgemein von Weizen für gesunde Menschen völlig unbedenklich ist. Getreide und die daraus hergestellten Produkte versorgen uns mit wichtigen Vitaminen, Mineral- und Ballaststoffen und bereichern vor allem auch geschmacklich unseren Speiseplan. Ich möchte auf ein schönes knuspriges Brot jedenfalls nicht verzichten müssen.
Wer noch weitere Fragen rund um ernährungswissenschaftliche Aspekte im Hinblick auf Brot hat, die in der Kolumne mal besprochen werden sollten, kann diese gern an branchentreff@kommunikationpur.com schicken.
Dieser Beitrag erschien erstmalig im BÄKO-magazin.
Willst du wissen, ob man abnimmt, wenn man abends auf Brot verzichtet? Hier bekommst du die Antwort.