Kochen ist zum Lifestyle geworden und schöne Kochbücher gleich mit. Von dieser Entwicklung profitieren Lebensmittelindustrie wie Buchverlage – Kooperationen liegen auf der Hand. Denn Kochbücher, in denen die eigenen Produkte verwendet werden, können für Unternehmen ein wirkungsvolles Marketingtool sein. Umgekehrt ist es für Verlage wirtschaftlich mehr als sinnvoll, ihre Kompetenzen und Ressourcen auf möglichst vielen Wegen zu nutzen.
Das Potenzial solcher Kooperationen hat Dorling Kindersley als international tätiger Verlag mit einem besonderen Herz für Kochbücher schon vor längerer Zeit für sich entdeckt. Präsenz im Buchhandel zeigt der Verlag vor allem durch die deutschen Ausgaben der Bücher von Jamie Oliver, Yotam Ottolenghi & Co. Große Erfolge verzeichnet er aber auch durch gemeinsame Projekte mit der dm-Drogeriemarkt GmbH, der Badischen Staatsbrauerei Rothaus AG, Buitoni oder auch Emmi Deutschland und vielen anderen Unternehmen aus der Lebensmittel- und Getränkebranche.
Barbara Thieme ist Marketing- und Vertriebsleiterin des DK Verlags. Wir haben mit ihr über Kooperationsmöglichkeiten im B2B-Sektor gesprochen und auch gefragt, für welche Unternehmen ein eigenes Buch sinnvoll ist und wie der Weg von der Idee hin zum gedruckten Buch verläuft.
Frau Thieme, der DK Verlag hat eine eigene Abteilung namens „B2B und Kooperationen“. Was genau wird da gemacht?
Barbara Thieme: Unsere B2B-Abteilung stellt gewissermaßen das Bindeglied zwischen Unternehmen aus der Industrie und uns dar. Als einer der führenden Sachbuch- und Ratgeberverlage erarbeiten wir tagtäglich zahlreiche Inhalte zu aktuellen Trendthemen in Bereichen wie Kochen, Garten, Sport, Gesundheit, DIY etc., aber auch Kinderbücher sind ein Schwerpunkt von uns. Ein Großteil dieser Inhalte fließt in unsere äußerst umfangreiche Datenbank, die auch von unseren Schwesterverlagen in anderen Ländern gespeist wird. Wir sind ja ein international aufgestellter Verlag und produzieren jährlich insgesamt über 56 Millionen Bücher, übersetzen in 63 Sprachen und verkaufen in 105 Ländern. Da kommt einiges an Input zusammen.
Auf der anderen Seiten wissen wir, dass Industrieunternehmen immer auf der Suche nach hochwertigen Inhalten sind – Stichwort „content marketing“ – oder auch nach Materialien für unterschiedliche Promotions zur Kunden- oder auch Mitarbeiterbindung. Unsere Abteilung B2B und Kooperationen setzen hier an und wir bietet als Dienstleister eine kundenorientierte Content-Erstellung – egal ob Text, Fotografie oder Bewegtbild. Unser Know-how und unsere Ressourcen können wir dabei ideal nutzen. Gerne übersetzen wir zum Beispiel auch gleich in mehrere Sprachen, sodass Unternehmen das fertige Produkt für mehrere Zielmärkte nutzen können.
Wie kommt es denn zu solchen Kooperationen? Kommen Unternehmen von sich aus auf Sie zu oder sprechen Sie gezielt passende Firmen an?
Barbara Thieme: Sowohl als auch. Aufgrund unserer Stärke im Kochbuchbereich sind wir natürlich auf allen wichtigen Messen rund um Ernährung und Kochen vertreten. Mittlerweile wissen aber auch viele Unternehmen, dass DK über ein umfangreiches Rezeptarchiv und eine große Bilddatenbank zu zahlreichen Themen verfügt. Gerade im Bereich Sport und Gesundheit sind DK-Bilder einzigartig und werden sogar von Universitäten und Professoren immer wieder angefragt. Auf der anderen Seite sprechen wir aber auch gezielt Unternehmen an, die für Neuentwicklungen spannend sein können.
Aus welcher Branche kommen die Unternehmen, mit denen Sie kooperieren, überwiegend?
Barbara Thieme: Die meisten Kooperationen schließen wir mit Unternehmen aus der Lebensmittelindustrie. Heutzutage geht es vielen Unternehmen aber auch darum, ihre Zielgruppe über ein möglichst großes Themenspektrum abzuholen. Daher bekommen wir zum Beispiel auch Anfragen von der metallverarbeitenden Industrie für Backbücher oder von Pharmaunternehmen, die ihre Kunden mit Strickanleitungen überraschen möchten. Für uns ist letztendlich nur entscheidend, dass es sich um Themenfelder handelt, für die wir Content produzieren. Und die können in allen Branchen eine Rolle spielen.
Heißt das, ein eigenes Kochbuch kann im Grunde für alle Unternehmen, egal aus welcher Branche, ein sinnvolles Marketinginstrument sein?
Barbara Thieme: Auf jeden Fall! Denn Essen ist nicht nur lebenswichtig für uns, es ist heutzutage auch ein Lifestyle. Kochen spielt in allen Alters- und Zielgruppen eine wichtige Rolle. Außerdem lassen sich eigentlich alle Branchen und Produkte mit einem Kochbuch in Verbindung und somit langfristig in einen Haushalt bringen. Wir produzieren ja nicht nur Sonderausgaben für Unternehmen. Es werden auch immer wieder Geschenke für Anlässe wie Jubiläen, Weihnachten, Messen usw. gesucht. Ein Buch kommt hier besonders gut an und drückt auf eine sehr individuelle, persönliche Note Wertschätzung aus.
Wie genau läuft dann so ein gemeinsames Projekt ab? Wer steuert welche Inhalte zum Buch bei und wer übernimmt welche Aufgaben?
Barbara Thieme: Das kann man pauschal nicht beantworten, denn so unterschiedlich die Kunden und die Projekte sind, so unterschiedlich sind die Anforderungen und die Beteiligungen. Wir unterstützen unseren Kunden aber vom ersten Moment an, analysieren zunächst gemeinsam, was er überhaupt möchte, und können dann auch aus unserer Expertise und Fachkompetenz heraus vollumfänglich beraten. Wir haben ein wirklich tolles Team aus Vertriebs-, Marketing-, Lektorat-, Grafik- und Herstellungsprofis, das ein individuelles Konzept für den Kunden erstellt. Der Kunde selbst hat aber während des ganzen Prozesses einen festen Ansprechpartner bei uns, der alle internen Abläufe und Kommunikationen bündelt.
Wie lange dauert es, von dem Tag, an dem sich ein Unternehmen mit einer Buchidee bei Ihnen meldet, bis es fertig gedruckt auf dem Tisch liegt?
Barbara Thieme: Knifflige Frage, denn wir können auch mal innerhalb von drei Monaten ein ganz neues Thema aus dem Nichts stampfen. Aber das sollte nicht die Erwartung der Kunden sein und üblicherweise geht man eher von einem halben Jahr aus. Es spielen wieder einmal viele Faktoren eine Rolle, zum Beispiel ob Inhalte neu erstellt werden müssen oder wir aus unserer Substanz schöpfen können, welche Ausstattung der Kunde sich wünscht, wo wir drucken und so weiter.
Vermitteln Sie auch (prominente) Autoren oder Testimonials, die Bücher für ein Unternehmen schreiben?
Barbara Thieme: Selbstverständlich! Mit unserem sympathischen Promi-Koch Chakall haben wir beispielsweise für die Hornbach-Eigenmarke Tenneker ein Grillbuch produziert, das europaweit in allen Hornbach-Filialen distribuiert wird. Zusätzlich ist Chakall für Hornbach auch auf Grill-Events im Einsatz.
Mit Frank Rosin und Aral haben wir vor einiger Zeit ein sehr erfolgreiches Buchprojekt umgesetzt. Und aktuell haben wir ein Projekt abgeschlossen, mit einem unserer erfolgreichsten Autoren und einer renommierten deutschen Marke, das allerdings erst Anfang 2019 in den Filialen des Unternehmens zu sehen sein wird. Mehr dürfen wir noch nicht verraten …
Wie hoch ist die Mindestauflage? Also wie viele Bücher muss ein Unternehmen bei Ihnen mindestens drucken lassen?
Barbara Thieme: Rein theoretisch könnten wir auch ein Buch produzieren. Das lohnt sich nur meistens nicht. Im Grunde gibt es also keine Mindestauflage, aber das Preisleistungsverhältnis spielt ganz klar eine wichtige Rolle. Hier beraten wir Unternehmen auch gerne.
Apropos Preisleistungsverhältnis: Welche Kosten kommen denn auf ein Unternehmen zu, das mit Ihnen ein Buch produzieren will?
Barbara Thieme: Dazu sei nur so viel gesagt, dass die meisten Unternehmen tatsächlich positiv überrascht sind, wenn sie die Kosten sehen und vergleichen, was sie dafür bekommen. Von der Möglichkeit, sich mit einem eigenen Buch langfristig in einem Haushalt zu platzieren mal ganz abgesehen. Eine konkrete Summe kann ich natürlich nicht nennen, dafür sind die Projekte auch wieder zu unterschiedlich. Wir erstellen aber gerne individuelle Angebote.
Für welche Zwecke nutzen die Unternehmen die fertigen Bücher?
Barbara Thieme: Hier muss man zunächst mal unterscheiden, ob der Kunde einen Titel aus unserem regulären Programm gewählt hat und zum Beispiel nur ein neues Cover haben möchte, oder ob es sich um Sonderproduktionen handelt. Erstere werden gerne als Kunden- bzw. Mitarbeitergeschenk zu unterschiedlichen Anlässen genutzt. Sonderproduktionen wiederum werden häufig als Give-away im Rahmen von POS-Promotions eingesetzt.
Nicht außer Acht lassen darf man auch den wachsenden Anteil an digital content, das heißt, es werden gar keine Bücher mehr gedruckt, sondern der Kunde erhält von uns exklusiven, SEO-optimierten Content, den er auf seiner Website und in seinen Social-Media-Kanälen einsetzen kann.
Vertreibt Ihr Verlag solche Industrieausgaben auch selbst über den Buchhandel?
Barbara Thieme: Das ist durchaus möglich. Generell teilen wir alle Infos innerhalb des Verlags, und wenn unsere Programmleitung Interesse signalisiert, kann es schon vorkommen, dass der Titel im Buchhandel zu finden ist. Vorausgesetzt natürlich, der Kunde stimmt dem zu.
Gehen die Kooperationen zwischen Verlag und Unternehmen auch über die reine Buchproduktion hinaus? Also zum Beispiel hinsichtlich Marketing und PR?
Barbara Thieme: Das sollen sie sogar! Ganz nach dem Motto „Tue Gutes und sprich darüber“ nutzen wir unsere eigenen Kanäle und promoten die Aktionen unserer Industriepartner. Gerne auch mit gemeinsamen Events, Presseaussendungen, etc. Das kommt wieder ganz auf den Partner und das Projekt an.
Was würden Sie Unternehmen raten, die mit dem Gedanken an ein eigenes Buch spielen?
Barbara Thieme: Was ich raten würde? Telefonhörer in die Hand nehmen und die 089-442326221 wählen oder eine E-Mail an b2b@dk-germany.com schreiben. In beiden Fällen haben sie direkt einen Ansprechpartner, der ihnen sehr gerne behilflich ist.
Noch mehr spannende Gespräche findet Ihr bei unseren Interviews, zum Beispiel auch mit Klaus Einwanger über 25 Jahre Foodfotografie.