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Kreativitätstechniken: Tipps für neue Ideen

Um in Teamarbeit Ideen zu entwickeln, setzen viele Unternehmen auf das Brainstorming – eine der wohl bekanntesten Kreativitätstechniken. In einer Gesprächsrunde werden spontane Ideen zu einer konkreten Fragestellung gesammelt, z.B. auf einem Flipchart. Danach wundern sich alle, warum immer wieder die gleichen Ergebnisse herauskommen. Erst durch wesentliche Brainstorming-Regeln, eine zielführende Moderation und verschiedene kreative Methoden können wirklich neue Ideen entstehen.

© Claudia Carl, Design Thinking Coach, www.claudia-carl.de

Warum Techniken und Methoden für mehr Kreativität und neue Ideen hilfreich sind und wie man Kreativität trainieren kann? Diesen und weiteren Fragen gehen wir im Interview mit Claudia Carl auf den Grund. Als Design Thinking Coach unterstützt sie Teams und Unternehmen mit agilen Methoden dabei, Innovations- und Mitarbeiterpotentiale zu entdecken und zu entwickeln.

Liebe Claudia, was bedeutet Kreativität für dich?

Kreativität bedeutet für mich, gewohnte Denkpfade zu verlassen und an Fragestellungen oder Probleme einmal ganz anders heranzugehen. Wir alle haben persönliche Vorgehensweisen bei dem, was wir tun. Manche entwerfen Tabellen, andere gehen ins Gespräch mit jemandem. Das heißt nicht, dass gewohnte Pfade grundsätzlich schlecht sind.

Doch Ideen, die ganz anders sein sollen als das, was es bisher gab, brauchen auch Perspektiven, die bisher noch nicht da waren. Was kann ich also tun, um anders an die Fragestellung heranzugehen? Hier kommen die Kreativitätstechniken ins Spiel.

Warum brauchte es Kreativitätstechniken?

Kreativitätstechniken sind dafür da, Impulse zu geben. Ideenimpulse, damit wir uns der Fragestellung auf eine andere, neue Art nähern. Außerdem macht es wirklich Spaß, diese Techniken anzuwenden und sich zum Beispiel bei der Superhero-Methode in eine andere Person hineinzuversetzen.

Überlege doch mal: Was würden zum Beispiel Pippi Langstrumpf oder Superman machen? Wie würden sie dieses Problem lösen? Und schon ist unser Gehirn angeregt und wir kommen auf Ideen, die uns ohne diese Methode nicht eingefallen wären.

Überraschend kreativ: Wie kann man Kreativität lernen oder trainieren?

Am sinnvollsten finde ich es, bei Fragstellungen immer zu überlegen: Wie kann ich aus einer anderen Perspektive draufschauen? Was würde ich einer Kollegin oder einer anderen Abteilung raten? Was auch viel Spaß machen kann, ist die Kopfstand-Methode, bei der wir die Fragestellung ins Gegenteil umkehren. Statt zu fragen, wie wir neue Kunden und Kundinnen gewinnen können, fragen wir: Was müssen wir tun, um sie zu vergraulen? Danach darf man natürlich nicht vergessen, die Ideen wieder ins Gegenteil zu verwandeln, damit wir sie auch nutzen können.

Wenn wir an Fragestellungen immer wieder anders herangehen, trainieren wir unseren Kreativitätsmuskel und es wird immer normaler „outside the box“ zu denken. Das macht natürlich auch etwas mit den Menschen.

Welche sind die größten Hürden, die aus deiner Erfahrung Kreativität einschränken?

Eine der größten Hürden für kreatives Denken ist die „Ja, aber“-Einstellung. In der Ideenentwicklung mit „Es geht nicht, weil“ auf Ideen zu reagieren und sie direkt zu bewerten, sollte im ersten Schritt unbedingt vermieden werden.

Um tolle Ideen zu finden, wollen wir weit und offen denken. Erst im zweiten Schritt bewerten und sortieren wir die Ideen und prüfen, welche zu uns passen und wie wir sie umsetzen.


„Wer zu spät an die Kosten denkt, ruiniert sein Unternehmen. Wer immer zu früh an die Kosten denkt, tötet die Kreativität.“ Philip Rosenthal, Porzellanikon und Politiker (1916–2001)


Gute Ideen entstehen, wenn Hierarchien keine Rolle spielen, alle Freude haben und sich trauen, mitzumachen. Im Team befeuern sich Ideen dann gegenseitig. Alle Ideen sind gleich wichtig und zählen. Eine wunderbare Voraussetzung für neue Ideen ist es, in möglichst diversen Teams zusammenzuarbeiten, also mit Menschen unterschiedlichster Expertise und Erfahrungen.

Eine weitere Hürde ist der Zeitfaktor – und zwar in beide Richtungen, mit zu viel oder zu wenig Zeit. Manchmal werden Brainstormings nach dem ersten Ideensprudeln beendet. Geht man aber über den Punkt der ersten Flaute hinaus, die oft entsteht, kommen die richtig guten Ideen. Andersrum kann Kreativität in knapper Zeit entstehen. Mit Time-Boxing steuert man getaktetes Arbeiten. Dabei wird eine Fragestellung in kurzer Zeit mit einer Methode bearbeitet. Das darf sich natürlich abwechseln mit entspannteren Methoden, beispielsweise einer fantasievollen Gedankenreise. Ein Methoden-Mix spricht verschiedene Persönlichkeiten an, sowohl die Introvertierten als auch die Extrovertierten.

Die Top-3-Tipps hast du für mehr Kreativität im Team

Tipp Nr. 1: Unbedingt auf das ABER achten

und es beim Ideenfinden weglassen. Dazu gehört, Ideen nicht vorschnell zu bewerten, um wirklich viele unterschiedliche Ideen im ersten Schritt entwickeln zu können. Alle Ideen werden gehört. Erst im nächsten Schritt bewerten, sortieren und prüfen wir.

Tipp Nr. 2: Die richtige Atmosphäre schaffen.

Das ist wichtig, um im Miteinander anzukommen. Alle im Team sind in der Ideenfindung gleichberechtigt und Hierarchien spielen keine Rolle. Zur Atmosphäre trägt auch bei, eine Person zu haben, die moderiert und alle Persönlichkeitstypen einbindet.

Tipp Nr. 3 ist, Spaß zu haben.

Macht den Ideenworkshop an einem anderen Ort als in der gewohnten Arbeitsumgebung, warum nicht mal in der Natur? Findet der Workshop online statt, kann man die Teilnehmenden mit kreativen Päckchen vorab einstimmen.

© k.pur

Design Thinking ist die Technik deiner Wahl. Welche Vorteile bietet diese Methode aus deiner Sicht?

Design Thinking ist nicht nur eine Technik oder Methode. Es ist ein agiler Prozess, in dem die Kreativitätstechniken nur eine Phase darstellen. Ein ganz wesentlicher Punkt im Design Thinking ist das menschenzentrierte Arbeiten. Es geht um das Nutzungserlebnis. Für wen suchen wir diese Idee? Was ist die Herausforderung? Es geht darum, „in den Schuhen“ der Kundinnen und Kunden zu laufen. Das Besondere am Design Thinking ist das frühe Befragen der Zielgruppe und das Testen und Entwickeln der Ideen mittels Prototypen. Aus dem Feedback zum Prototypen entstehen sehr viele praktische Ideen und neue Ansätze. Design Thinking ist einsetzbar für komplexe Themen, wenn es beispielsweise um neue Produkte oder Kampagnen geht. Fragestellung können sein: „Wie können wir Menschen für einen Job bei uns begeistern?“ oder „Wie können wir das Nutzungserlebnis verbessern?“

Was möchtest du unseren Lesern noch mit auf den Weg geben?

  • Traut euch, neue Methoden auszuprobieren.
  • Bewahrt euch Offenheit.
  • Bewertet nicht zu früh.
  • Fragt euch: Aus welcher Perspektive können wir noch auf unser Thema schauen?
© Claudia Carl, Design Thinking Coach, www.claudia-carl.de

Bei Food-PR und kommunikation.pur gehen Kreativität und Food Hand in Hand. Deshalb gibt es in dem folgenden Artikel noch mehr Profi-Tipps – und zwar Foodfotografie-Tipps.



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Datum: 14.09.2022



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