Seit 1,5 Jahren kann der Nutri-Score in Deutschland rechtssicher eingesetzt werden. Doch was ist seitdem passiert? Wie viele Unternehmen nutzen diese Kennzeichnung und wie soll es weitergehen?
Was ist der Nutri Score?
Der Nutri-Score ist ein freiwilliges Kennzeichnungssystem, das auf einen Blick die Beurteilung der Nährstoffzusammensetzung eines Lebensmittels für Verbraucherinnen und Verbraucher erleichtern soll. Das Logo besteht aus einer fünfstufigen Farbskala mit den Buchstaben A bis E. Das grüne „A“ steht für die günstigste Nährwertbilanz, das rote „E“ für die ungünstigste. Der Nutri-Score berechnet sich aus negativ sowie positiv bewerteten Inhaltsstoffen. Als negativ angesehen werden gesättigte Fettsäuren, Salz, Zucker und der Energiegehalt, positiv wirken sich dagegen Ballaststoffe, Proteine, Obst und Gemüse aus. Mehr dazu findet ihr auf unserem Beitrag zum Thema Nutri-Score.
Wie viele Unternehmen haben sich in Deutschland für den Nutri-Score registriert?
Aktuell haben sich 282 aus Deutschland stammende Unternehmen für eine Verwendung des Nutri-Scores registriert (Stand 04.04.2022, die aktuellsten Zahlen findet ihr hier). Die Nutzung des Nutri-Scores ist für die Lebensmittelunternehmen kostenfrei. Nach der Anmeldung sind sie dazu verpflichtet, innerhalb von zwei Jahren das komplette Sortiment mit dem Nutri-Score zu kennzeichnen.
Welche Vorteile bringt der Nutri-Score?
Mit 57 Prozent hat sich der Nutri-Score bei einer repräsentativen Verbraucherumfrage gegen drei andere Modelle durchgesetzt, dennoch ist die Kennzeichnung nicht unumstritten. Ein Kritikpunkt ist, dass der Score nicht alle Inhaltsstoffe mit einbezieht. So hat weder die Verwendung von Süß-, Farb- und Konservierungsstoffen oder Palmöl noch das Vorkommen positiver Inhaltsstoffe wie sekundäre Pflanzenstoffe und Probiotika einen Einfluss auf die Bewertung. Zudem werden weder der Verarbeitungsgrad des Lebensmittels noch Merkmale wie Bio-Qualität oder gentechnikfrei berücksichtigt. Da die Kennzeichnung nichts darüber aussagt, ob ein Lebensmittel gesund ist oder nicht, eignet sie sich nur für einen Vergleich innerhalb derselben Lebensmittelkategorie. Als weiterer großer Nachteil gilt die Freiwilligkeit. Jedes Unternehmen kann selbst entscheiden, ob es den Nutri-Score auf seinen Produkten abbildet oder nicht. Das macht den Vergleich von Lebensmitteln unterschiedlicher Hersteller teilweise nicht möglich.
Wie geht es weiter?
Serge Hercberg, Ernährungswissenschaftler und einer der Entwickler des Nutri-Scores, schlägt vor den Nutri-Score um den schwarzen Buchstaben F zu erweitern und alle alkoholischen Getränke damit zu kennzeichnen. Bisher sind Getränke mit einem Alkoholgehalt von über 1,2 % von der Regelung ausgenommen.
Allgemein kann der Nutri-Score als Orientierungshilfe für Verbraucherinnen und Verbraucher dienen, dennoch lohnt sich zusätzlich einen Blick auf die Nährwertangaben, um ein Lebensmittel umfassend bewerten zu können.
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