Tierwohl-Labels sind Gütesiegel, welche den Verbraucherinnen und Verbrauchern Informationen über die Bedingungen der Haltung, des Transports und der Schlachtung der Tiere liefern sollen. Doch um diese Faktoren beurteilen zu können, muss man die einzelnen Labels kennen und wissen, was hinter jedem einzelnen steckt. Wir bringen Licht ins Tierwohl-Label-Dunkel.
Tierwohl ist wichtig
Wie viel Auslauf hat die Kuh? Wie viel Platz hat das Huhn im Stall? Hat das Schwein im Stall Beschäftigungsmöglichkeiten? Diese und viele weitere Fragen rund um die Umstände, in welchen Nutztiere gehalten werden, interessiert viele Deutsche laut dem aktuellen Ernährungsreport 2021 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). 88 Prozent der Befragten möchten bei tierischen Produkten Informationen zu den Haltungsbedingungen der Tiere bekommen, 55 Prozent achten beim Einkauf auf Labels, die Fleisch aus besonders tiergerechter Haltung kennzeichnen. Ein staatliches Kennzeichen, das sicherstellt, dass Nutztiere besser gehalten werden, als es gesetzlich vorgeschrieben ist, wäre 86 Prozent der Befragten wichtig beziehungsweise sehr wichtig.
Haltungsform
Das Label „Haltungsform“ wurde von der Initiative Tierwohl, einem Zusammenschluss der Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und des Lebensmitteleinzelhandels, entwickelt. Das einheitliche Kennzeichnungssystem kennzeichnet Fleisch, das in den Selbstbedingungstheken ausliegt und von Schweinen, Rindern, Hühnern und Puten stammt. Es teilt bestehende Standards in vier Stufen ein:
- Haltungsform 1 „Stallhaltung“: Diese Stufe entspricht der gesetzlichen Mindestanforderung für die Haltung von Schweinen und Masthühnern. Für Rinder und Puten ist es die branchenübliche Haltung, da es für diese Tierarten keine speziellen Haltungsvorschriften gibt. Die Betriebe müssen zudem am Prüfsystem „QS“ teilnehmen.
- Haltungsform 2 „StallhaltungPlus“: Die Tiere haben etwas mehr Platz im Stall und ihnen steht zusätzliches Beschäftigungsmaterial zur Verfügung, bei Kühen ist die Anbindehaltung verboten.
- Haltungsform 3 „Außenklima“: Die Tiere haben mehr Platz im Stall als bei Stufe 2 und zudem Kontakt mit dem Außenklima. Dies kann beispielsweise ein überdachter Außenbereich oder eine nach außen offene Stallseite sein. Nur gentechnikfreies Futter darf verwendet werden.
- Haltungsform 4 „Premium“: Diese Stufe bietet den meisten Platz im Stall und Auslauf im Freien. Das Futter ist ebenfalls ohne Gentechnik.
Das Label macht weder Vorgaben zur Gesundheit der Tiere noch zum Transport oder zur Schlachtung.
Initiative Tierwohl
Die Initiative Tierwohl unterstützt Landwirte finanziell, welche Maßnahmen zum Wohl von Mastschweinen, Hähnchen und Puten umsetzen, die über die gesetzlichen Standards hinaus-gehen. Zu diesen Maßnahmen zählen mehr Platz im Stall, Beschäftigungsmaterial oder die Teilnahme an einem Überwachungsprogramm zum Einsatz von Antibiotika. Dieses Fleisch wird von den Supermärkten als „Haltungsform 2“ eingeordnet.
Tierschutzlabel
Das Tierschutzlabel vom Tierschutzbund deklariert Schweine- und Geflügelfleisch sowie Eier und Milch, die aus tiergerechter Produktion kommen. Das zweistufige System geht über die vom Gesetzgeber vorgegebenen Mindeststandards hinaus:
- Einstiegsstufe (ein Stern): Schweine müssen unter anderem in Ställen mit Komfortliege-bereichen, Beschäftigungsmöglichkeiten und etwa 45 Prozent mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben, gehalten werden. Das Kupieren (Kürzen des Schwanzes) ist verboten. Bei Masthühnern wird durch eine Begrenzung der täglichen Gewichtszunahme verhindert, dass Tiere eingesetzt werden, die genetisch darauf getrimmt sind, sehr schnell zu wachsen. Kühe dürfen unter anderem nicht angebunden sein und die Schlachtung tragender Kühe ist verboten.
- Premiumstufe (zwei Sterne): Der Zugang zu Frischluft und Auslauf muss bei dieser Stufe gewährt sein. Im Supermarkt entspricht dieses Fleisch der „Haltungsform 3“.
In beiden Stufen des Labels müssen zudem tierbezogene Kriterien erfüllt werden, mit denen Rückschlüsse auf das Wohlbefinden der Tiere möglich sind. Der Einsatz gentechnisch veränderten Futters ist in beiden Stufen verboten.
Es scheint, als wäre das Bewusstsein für artgerechte Tierhaltung in den letzten Jahren gestiegen. Fast drei Viertel der Befragten (73 Prozent, im Vergleich zum Vorjahr 66 Prozent) gaben bei der Befragung durch das BMEL an, dass ihnen eine artgerechte Haltung der Tiere sehr wichtig ist. Besonders deutlich war der Anstieg bei den 14- bis 29-Jährigen (70 Prozent, im Vergleich zum Vorjahr 57 Prozent). Zahlreiche Discounter und Supermärkte haben bereits reagiert und angekündigt, bis zum Jahr 2025 auf Fleisch aus der Haltungsform 1 komplett verzichten zu wollen. Ab 2030 soll es auch Fleisch der Haltungsform 2 nicht mehr zu kaufen geben.
Wenn du nicht nur Wert auf Tierwohl, sondern auch auf klimafreundliche Ernährung legst, dann erfährst du in unserem Blogbeitrag alles, was du über klimaneutrale Lebensmittel wissen musst.