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Nährwertkennzeichnung: Bewusstes Einkaufen dank Signalfarben

Bei vielen Lebensmitteln ist nicht auf den ersten Blick erkennbar, welche Inhaltsstoffe enthalten sind. Wer Lebensmittel einkauft, ist auf Informationen auf der Verpackung angewiesen. Seit 2016 sind Hersteller EU-weit verpflichtet, für alle vorverpackten Lebensmittel den Gehalt von Fett, gesättigten Fettsäuren, Kohlenhydraten, Zucker, Eiweiß und Salz pro 100 g/ml in Nährwerttabellen anzugeben. Das tun sie aber meist nur klein gedruckt auf der Rückseite der Verpackung. Damit Verbraucher einfacher erkennen können, ob viel Zucker, Fett oder Salz in verarbeiteten und vorverpackten Produkten steckt, will die Große Koalition gemäß dem Koalitionsvertrag zusätzlich eine leicht verständliche und transparente Nährwertkennzeichnung auf der Vorderseite des Lebensmittels als zentralen Baustein einer Politik für gesunde Ernährung einführen. Andere Länder sind uns dabei schon voraus und haben bereits verschiedene Systeme auf freiwilliger Basis eingeführt.

Welches Logo ist das Beste?

Eine bessere Lebensmittelkennzeichnung, die mehr Orientierung und Hilfestellung bietet, ist ein wichtiger Baustein, die Verbraucher in ihrer Kaufentscheidung zu unterstützen. Grundvoraussetzung für den Erfolg einer Kennzeichnung ist die Verständlichkeit des Modells. Um herauszufinden, was sich Verbraucher bei einem Kennzeichnungssystem wünschen und welches Modell am besten wahrgenommen und verstanden wird, hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft eine repräsentative Verbraucherbefragung durchgeführt. Insgesamt wurden im Rahmen der Verbraucherforschung 1600 Personen zu folgenden vier Nährwertkennzeichnungsmodellen befragt: Nutri-Score, MRI-, Keyhole- und BLL-Modell. Das Votum der Befragten fiel eindeutig aus: Die Mehrheit sprach sich für eine Kennzeichnung mit dem Nutri-Score aus. Diesen werteten sie als am hilfreichsten und am leichtesten verständlich.

Nutri-Score als fünfstufige Farbskala
© kommunikation.pur

Der Gewinner: Nutri-Score

Der Nutri-Score ist ein freiwilliges, von unabhängigen Wissenschaftlern entwickeltes Nährwertkennzeichnungssystem. Hierbei handelt es sich um eine fünfstufige Farbskala, die dem Verbraucher helfen soll, im Produkt enthaltene Nährwerte pro 100 g zu bewerten. Er gilt ausschließlich für verarbeitete Lebensmittel mit mehr als einem Inhaltsstoff. Das Produkt wird anhand der Nährwerte und Zutaten ganzheitlich bewertet und mit einem farbigen Buchstaben auf der Vorderseite der Verpackung versehen – von dunkelgrün mit einem „A“ für die günstigste Nährwertbilanz bis dunkelorange oder rot mit einem „E“ für die ungünstigste.
Der Nutri-Score berechnet sich aus der Zusammensetzung des Produkts mit weniger erwünschten Nährwertelementen wie Energie, Zucker, Fett und Salz und erwünschten Nährwertelementen wie Ballaststoffe, Proteine, Obst und Gemüse. Die Verrechnung der beiden Werte führt zu einem Gesamtergebnis, aus dem sich die ernährungsphysiologische Einordnung mit dem entsprechenden farblich hinterlegten Buchstaben ableitet.

Nutri-Score Logo
© Santé Publique France

Umfassende wissenschaftliche Studien belegen sowohl die positive Bewertung des Logos in Bezug auf dessen Verständlichkeit als auch eine positive Auswirkung auf das Einkaufsverhalten.
Die Verwendung des Logos bedarf einer Anmeldung bei der Agence nationale de santé publique (Nationale Agentur für öffentliche Gesundheit), welche einen Standard für den Einsatz des Logos erlassen hat. Nach der Anmeldung müssen Unternehmen innerhalb von zwei Jahren alle Produkte mit dem Nutri-Score auszeichnen, auch Produkte mit einem ungünstigen Nutri-Score-Wert.
Seit Oktober 2017 gibt es den Nutri-Score in Frankreich. Dort nutzen bereits über 115 Unternehmen und Handelsketten die freiwillige Kennzeichnung. Zahlreiche weitere europäische Länder unterstützen bzw. prüfen das Logo derzeit und wollen dem französischen Beispiel folgen.

Nutri-Score – Wie geht es weiter?

Für das Bundesernährungsministerium ist das Ergebnis der repräsentativen Verbraucherbefragung maßgeblich und es wird handlungsleitend für den weiteren Prozess sein. Ausgehend von den europarechtlichen Vorgaben wird es sich auch in Deutschland um eine freiwillige Kennzeichnung handeln. Ziel ist es, den Rechtssetzungsprozess bis April 2020 abzuschließen und den Nutri-Score anschließend in Deutschland einzuführen. Neben den Verbrauchern haben sich bereits mehrere Unternehmen für die Einführung der Nutri-Score-Kennzeichnung in Deutschland ausgesprochen.

Bei der Fülle an unterschiedlichen Siegeln auf Lebensmittelverpackungen, kann man schnell mal den Überblick verlieren. Wir helfen euch den Durchblick im Dschungel der Biosiegel zu behalten.

 


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Autorin: team.pur
Datum: 29.01.2020



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