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Der Gin geht Rum – Spirituosentrends 2018

Seit 2015 sind wir nun auf der Suche nach dem Gin des Lebens, bei dem alle Uhren auf Gin o’clock gestellt sind. Da stellt man sich doch langsam die Frage: „Was sind eigentlich die Spirituosentrends 2018?“ Als Genussmensch aus der Food-PR gehe ich dieser Frage gerne auf den Grund. Und wie bei jeder Suche nach neuen Trends schaue ich mir zunächst den Status quo, die knallharte Sachlage sozusagen, an, bevor ich es wage, die Glaskugel aus der Schublade zu holen und meine Prognose für die Spirituosentrends 2018 bekannt zu geben.

Jetzt gib deinem Leben doch endlich einen Gin!

Für alle Skeptiker, die meinen, Gin wäre Schnee von gestern, hier ein paar Zahlen: 3.179.902 Beiträge mit dem Hashtag Gin findet man bei Instagram, 1.022.549 sind es für den Gin Tonic. Die App Ginventory listete im Oktober 3.920 verschiedene Ginsorten weltweit. Die Aktien von Fever Tree, einem englischen Limonadenhersteller, die zur Zubereitung von Gin Tonics verwendet werden, stiegen von 165 Pfund beim Start 2014 auf über 2.100 Pfund im Oktober 2017. (Quelle: GINspiration). Der Umsatz im Segment Gin lag 2017 bei 102 Mio. Euro, 2016 waren es 91 Mio. und 2015 waren es 69 Mio. Euro (Quelle: Statista). Unumstritten ist Gin also 2017 immer noch die Nummer eins in den Bars, auf der Shoppingliste fürs Wochenende und im Instagram Feed. Aber hat dem Gin jetzt die letzte Stunde geschlagen, oder ist es in Deutschland 2018 immer noch Gin o’clock?

Von Aquavit bis Vermouth

Eine Spirituose ist jede alkoholische Flüssigkeit, die für den menschlichen Genuss bestimmt ist und mindestens 15 Umdrehungen, sprich Vol.-% Alkohol hat. Diese sehr allgemeine Definition lässt die Vielfalt schon erahnen. Schnaps wird aus (fast) allem gemacht: Obst, Getreide, Kartoffeln, Zuckerrohr, Agaven, Wachholder, Anis, Kümmel und und und. Gin hingegen wird aus Neutralalkohol, Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs, hergestellt. Er bekommt erst durch Aromatisierung, Färbung und Zuckerung seinen Geschmack. Die Vorlieben für den harten Stoff sind je nach Land unterschiedlich, und es gibt weltweit regionale Spezialitäten, die abseits von Hipstertum und Trendbewegungen ihren festen Platz haben. Sogar so fest, dass wir bestimmte alkoholische Assoziationen haben, wenn wir an bestimmte Länder denken: Griechenland und Ouzo, Kuba und Rum, Schottland und Whisky, Brasilien und Cachaça, Mexiko und Tequila, Italien und Limoncello.

Doch welche der vielen Spirituosen wird der neue Stern am Barhimmel? Da ich es nicht weiß, weil meine Glaskugel einen Sprung hat, habe ich beim Experten nachgefragt. Und wer kennt die Spirituosentrends 2018 besser als der beste Bartender Deutschlands 2017, Sven Goller aus Bamberg?

Sven Goller über Spirituosentrends 2018

In den letzten Jahren ist niemand um Gin herumgekommen. Wird der Hype 2018 weitergehen?

Sven Goller: Ich denke, aus Verbrauchersicht wird der Gin-Hype weitergehen, zu Hause hat man mindestens eine Flasche guten Gin stehen: Genauso wie man seinen Gästen einen guten Wein anbietet, so bietet man auch einen hochwertigen Gin Tonic an. Gleichzeitig merken wir in der Bar, dass das Thema Gin Tonic abgeflaut ist. Gin-Drinks sind aber weiterhin sehr beliebt.

Welche Spirituose wird den Gin womöglich ablösen?

Sven Goller: Wenn ich dies wüsste, wäre ich wahrscheinlich bald sehr reich. Nein, Spaß beiseite, ich denke, der Gin-Hype ist kaum nachzuahmen. Ich würde mich freuen, wenn Agavenspirituosen wie Tequila und Mezcal etwas mehr in den Fokus rücken würden.

Einige Stimmen lassen verlauten, dass Rum „das nächste Ding“ ist. Wie ist Ihre Einschätzung hierzu?

Sven Goller: Wenn man sich ansieht, dass mittlerweile auch in Deutschland hervorragender Rum hergestellt wird (Revolte Rum von Felix Kaltenthaler), dann ist das natürlich ein erfreulicher Schritt. Wir bieten gerade in unserer Winterkarte eine Reihe von Drinks mit Rum an, nichtsdestotrotz kann ich bei Rum kaum großes Hypepotenzial erkennen.

Viele Trends aus dem Foodbereich kommen aus den USA. In welches Land sollte man schauen, um nach Spirituosentrends Ausschau zu halten, die uns in Deutschland erwarten?

Sven Goller: Das ist schwer zu beantworten. Ich denke, der Gin-Hype begann zuerst in Spanien. Für kommende Trends sind natürlich internationale Metropolen wie Singapur, London, Paris und New York spannend zu beobachten.

Was tut sich 2018 in der Barszene? Welche Drinks werden im kommenden Jahr eine wichtige Rolle spielen?

Sven Goller: Allgemein gesprochen wird der Fokus auf Nachhaltigkeit in der Barszene und das Farm-to-Glass-Konzept hoffentlich immer wichtiger werden. Drinktechnisch ist aber die deutsche Barszene so großartig divers, dass ich mir hinsichtlich allgemeiner Drinktrends keine Vorhersage erlauben mag.

Fazit

Wir sind alle nicht schlauer als vorher und sollten es einfach auf uns zukommen lassen. Eindeutiger Trend ist für mich, experimentierfreudig zu sein, auf gute Qualität zu achten und lokale Unternehmen zu unterstützen. Geht in gute Cocktailbars, wo Experten wie Sven Goller euch geile und einmalige Drinks zaubern, anstatt den XL-0815-Cocktail für 5 Euro zu schlürfen. Ob Gin, Rum oder Mezcal, probiert aus, was euch schmeckt!


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