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Auf die krumme Tour: Spreewaldgurken-Variationen im Selbsttest

Spreewaldgurken

Knapp 100 Kilometer südlich von Berlin, im Südosten des Bundeslandes Brandenburg gelegen, befindet sich der Spreewald. Eine Gegend, die geprägt ist durch die natürliche Flusslaufverzweigung der Spree, die im Verlauf der Zeit durch angelegte Kanäle deutlich erweitert wurde. Früher waren ein paar der Dörfer dort nur auf dem Wasserwege zu erreichen, und auch heute ist der Kahn noch ein wichtiges Verkehrsmittel, um von A nach B zu gelangen. Die Ernte mancher Äcker muss nach wie vor per Kahn abtransportiert werden; eine durchaus personal- und zeitintensive Angelegenheit. Die Kultur und auch die traditionellen Gerichte, die man im Spreewald kredenzt bekommt, wurden entschieden durch die Sorben, manchmal auch als Lausitzer Serben bezeichnet, die vorwiegend in der Lausitz im östlichen Deutschland leben, geprägt.

Im kulinarischen Bereich wird der Spreewald national in erster Linie mit Gurken in Verbindung gebracht, die dort traditionell angebaut werden. Nach der Wende hat die Spreewälder Gurke im wahrsten Sinne des Wortes erst einmal eine „Saure-Gurken-Zeit“ erlebt, aber im Lauf der folgenden Jahre hat man den Anbau und die nationale Vermarktung der regionalen Spezialität wieder forciert. Dazu hat die Arbeit des Spreewaldvereins e.V. maßgeblich beigetragen, der sich intensiv für den Gebietsschutz des landwirtschaftlichen Produkts eingesetzt hat. Mit Erfolg: Seit 1999 darf die Spreewälder Gurke das blaue EU-Siegel „geschützte geografische Angabe (g.g.A.)“ tragen und damit werben. Mit dem Siegel sind bestimmte Auflagen verbunden. Beispielsweise müssen mindestens 70 Prozent der verarbeiteten Gurken in einem Produkt aus dem Spreewald stammen und von einem dort ansässigen Betrieb verarbeitet werden.

Spreewaldgurke als kulinarische Tagesaufgabe

Ich esse sehr gerne Gurken, in allen Variationen, und daher war ein Vor-Ort-Check für mich eine spannende Angelegenheit. Ich habe mich im Vorfeld natürlich ein wenig schlau gemacht und mit Personen gesprochen, die dem Spreewald schon einen Besuch abgestattet haben, und fühlte mich so bestens vorbereitet. Was es dann alles vor Ort zu verkosten gab, damit hatte ich nicht gerechnet. Die Gurke ist omnipräsent; man kann ihr im Spreewald nicht entkommen: Gurkenvariationen als Vorspeisenteller, Gurken-Bockwurst, Gurkenbrot, Gurken-Frischkäseaufstrich, Gurkensuppe kalt und warm, Schmorgurke als konstante Beilage zu allen Fisch- und Fleischgerichten, Gurken-Kartoffel-Salat, Gurken zum Naschen als Dill-, Senf- und Gewürzgurke für den kleinen Hunger zwischendurch, Gurkendekoration auf allen Gerichten, Gurkeneis, Gurkenlimo, Gurken-Radler, die Liste ist gefühlt endlos gewesen. Mir war nach einer Woche ganz schummerig, was man mit und aus Gurken so machen kann. Selbst bei einer geführten Kahnfahrt auf der Spree hat man einen Zwischenhalt an kleinen Ständen am Ufer machen können, wo einem Gurkenhäppchen auf Papptellern ins Boot gereicht wurden.

O’zapft is auf Spreewälder Art

Erfreulicherweise ist mein Aufenthalt zudem genau in die Erntezeit im Spreewald gefallen, und ich konnte die komplette Bandbreite der Kultur rund um die Gurke der neuen Saison miterleben. So auch den offiziellen Festakt in Golßen, bei dem das Gurken-Königspaar vom letzten Jahr aus seinem Amt entlassen wurde, nicht ohne zuvor, und zwar um genau 11 Uhr an einem Samstag im August, das erste Gurkenfass der Saison angezapft und daraus die ersten Salzgurken zum Verkosten ans Publikum verteilt zu haben. Und so kam auch ich in den Genuss eine der Ersten zu sein, die sich vom tollen Geschmack und der Knackigkeit der neuen Ernte überzeugen konnten; mein Geschmacksurteil des sauren Erlebnisses: „Knackiger Anbiss, deutliche Salznote und ein kompaktes, fleischiges Mundgefühl mit einer schönen Gurkennote im Nachhall.“ Leider hat der Verein in diesem Jahr keine Bewerbungen um das Amt des Gurkenkönigs und seiner -königin auf dem Tisch gehabt, und so muss die Spreewälder Gurke im kommenden Jahr ihren Weg ohne nationale Botschafter beschreiten. Aber der Geschäftsführer ist guter Dinge, dass zur neuen Erntesaison 2019 wieder hochkarätige Fürsprecher auf der Bühne stehen werden, um das Fass anzuschlagen. In diesem Sinne gönne ich mir nun eine Gurke als Appetithappen.

Mehr Wissen rund um Lebensmittel gefällig? Dann ist der Beitrag zu den Senf-Trends hier auf unserem Blog eine schöne Ergänzung.


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Datum: 05.09.2018


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