Von kleinen Tellern essen wir kleinere Portionen als von großen Tellern. Warum? Auf großen Tellern wirken Portionen kleiner, und wir bekommen das Gefühl, nur wenig gegessen zu haben. Verwenden wir allerdings kleine Teller, haben wir automatisch das Gefühl, eine größere Menge gegessen zu haben, obwohl die Portionen gleich groß sind. So weit, so gut. Und irgendwie auch logisch. Aber wie steht es um die Farbe der Teller? Kann die Geschirrfarbe auf unser Essverhalten „abfärben“?
Wenn wir rot sehen
Das Auge isst bekanntlich mit. Das heißt, wenn Gerichte appetitlich angerichtet sind, schmecken sie uns besser. Unsere Ernährung ist jedoch weitaus mehr durch die Optik beeinflusst, als wir vielleicht annehmen. Am Institut für Psychologie der Universität Basel wurden Studien zur Farbe von Tellern und Bechern durchgeführt. Bei einer Studie zum Thema Trinken fanden die Forscher heraus, dass Probanden, die zuvor ihren Durst mit Wasser gestillt hatten, aus roten Bechern rund 40 Prozent weniger Süßgetränke als aus blauen Bechern tranken. Ein unterschiedliches Geschmacksempfinden, das die Studie beeinflusst hätte, konnte hierbei nicht festgestellt werden.
Eine Studie zum Essverhalten zeigte ähnliche Ergebnisse. Teilnehmer mussten einen Fragebogen ausfüllen, der nichts mit der Studie zu tun hatte und nur zur Ablenkung diente. In direkter Reichweite stand ein blauer, roter oder weißer Teller mit Salzbrezeln für die Studienteilnehmer bereit. Das Resultat war deutlich: Von den roten Tellern wurden nur halb so viele Brezeln wie von den anderen Tellern gegessen. Laut Forschern hatte die Farbe keinerlei Einfluss auf das Geschmacksempfinden, wohl aber auf die konsumierte Menge.
Roter Teller ein Warnsignal?
In den Versuchen wurde gezeigt, dass rotes Geschirr – zumindest unterbewusst – unser Ess- und Trinkverhalten manipuliert. Grund dafür kann eine erlernte Assoziation mit der Farbe Rot sein. Denken wir zum Beispiel an den Straßenverkehr: Hier stehen rote Schilder als ein Warnsignal für ein Verbot oder wenn besondere Vorsicht geboten ist. Bei Kindern hingegen konnte diese Farbassoziation bisher nicht nachgewiesen werden. Das ist möglicherweise ein Grund dafür, weshalb Kinder bunte Lebensmittel wie eingefärbte Kuchen oder blaues Eis bevorzugen. Erwachsene sind diesen Lebensmitteln gegenüber eher skeptisch, da es in der Natur eigentlich keine himmelblauen Lebensmittel gibt.
Farben, die das Geschmackserlebnis beeinflussen
Auch die Forscher der Universität Oxford haben unsere Geschirrfarbe genauer unter die Lupe genommen. Sie bestätigten die Zurückhaltung bei roten Tellern und kamen zu weiteren Resultaten: Getränke aus blauen Gläsern schmecken erfrischender als aus grünen. Essen wir Joghurt mit einem weißen Löffel, schmeckt er süßer. Zudem wirken Knabbereien in einer blauen Schale salziger. Eine mögliche Erklärung für diese Phänomene haben die Forscher ebenfalls: Lange bevor das Essen unseren Mund berührt, hat unser Gehirn bereits ein Urteil über den Geschmack gefällt, das unser wirkliches Geschmackserlebnis prägt. In anderen Studien konnte gezeigt werden, dass Kakao aus orangefarbenen Bechern am besten schmeckt. Erdbeermousse sollte auf weißen Tellern serviert werden, dann ist der Geschmack süßer. Hier hebt sich die Farbe des Lebensmittels von der des Geschirrs ab, was scheinbar zu einer intensiveren Wahrnehmung führt.
Augen auf beim Geschirrkauf!
Wenn der nächste Einkauf von Geschirr ansteht, lohnt es sich also, auf Farbe und Größe von Tellern und Schüsseln zu achten. Wer abnehmen möchte, der sollte – gemäß der aktuellen Studienlage – auf kleine, rote Teller setzen. Demnach sollten sommerliche Getränke in blauen Gläsern und salzige Snacks in blauen Schalen serviert werden. Für einen intensiveren Geschmack sollten die Farbe des Tellers und die Farbe des Lebensmittels stark voneinander abweichen. Auch in der Gastronomie bietet es sich also an, die Farbe der Teller je nach Menü zu variieren, um seinen Gästen ein ganz besonderes Geschmackserlebnis zu ermöglichen.
Dieser Artikel wurde überprüft und aktualisiert, ursprüngliche Veröffentlichung am 28.08.2018.
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