In unserer Kategorie „k.pur testet“ nehmen wir regelmäßig für euch verschiedene Dinge unter die Lupe, probieren Produkte und Dienstleistungen aus, überprüfen spezielle Ernährungsweisen sowie neue Lifestyles im Selbstversuch und berichten von unseren Erfahrungen. Heute im Test: FoodHub, der Mitmach-Supermarkt.
Im Juli hat Münchens erster solidarischer Mitmach-Supermarkt eröffnet. Einkaufen darf nur, wer Mitglied ist und für das Projekt arbeitet. Städte wie New York (Park Slope Food Coop) und Paris (Coop La Louve) machen es mit ähnlichen Konzepten sehr erfolgreich vor. Auch in Berlin (Supercoop) oder Köln (Köllektiv) gibt es bereits vergleichbare Initiativen.
Was ist FoodHub?
FoodHub ist ein solidarischer Mitmach-Supermarkt, der gemeinschaftlich getragen wird und nicht renditeorientiert ist. Kundinnen und Kunden im eigentlichen Sinne sucht man hier vergeblich. Einkaufen dürfen nur Mitglieder, die sich jeden Monat freiwillig verpflichten, drei Stunden für den Laden zu arbeiten und die zuvor fünf Genossenschaftsanteile im Wert von insgesamt 180 € gekauft haben. Die Aufgabenbereiche für den monatlichen Dienst reichen vom Einräumen der Waren, der Sortimentsauswahl bis hin zu Verwaltungsaufgaben. Der finanzielle und zeitliche Einsatz zahlt sich jedoch aus, denn auf jedes Produkt, das es im Supermarkt zu kaufen gibt, wird ein pauschaler Aufschlag von 30 Prozent erhoben. Herkömmliche Supermärkte schlagen häufig deutlich mehr auf ihre Waren. Durch die Pauschale ist die Preisgestaltung transparent und für alle nachvollziehbar. Neben fairen Preisen gegenüber teilnehmenden Höfen und Lebensmittelbetrieben sind die Themen Nachhaltigkeit und Regionalität wichtige Säulen des Konzepts. In der Einkaufsgemeinschaft gibt es ausgewählte, frische, regionale und überwiegend biologische Lebensmittel zu kaufen. Ziel ist es, so viele Waren wie möglich regional und direkt von den Erzeugerinnen und Erzeugern zu erhalten. So konnten bereits 80 kleine Erzeuger gefunden werden, die mit ihren geringen Liefermengen und Preisen beim Bio-Großhandel normal keine Chance gehabt hätten. Alle restlichen Produkte werden über einen Bio-Großhändler bezogen. So wird auf den etwa 350 Quadratmetern ein Komplettsortiment angeboten, mit dem Ziel, dass alle Produkte des täglichen Bedarfs mit nur einem Einkauf erworben werden können.
Mein Fazit
Das Konzept von FoodHub ist absolut zeitgemäß, das zeigen auch die erfolgreichen Initiativen in anderen Ländern. Besonders die Pandemie hat den Wunsch von Verbraucherinnen und Verbrauchern nach mehr Informationen über die Herkunft, Produktion, Qualität sowie die Inhaltsstoffe von Lebensmitteln weiter verstärkt. 68,6 Prozent bevorzugen Produkte aus der Region, 47 Prozent kaufen, wenn möglich, Produkte aus fairem Handel und 41,1 Prozent achten beim Kauf auf Nachhaltigkeit.[1] Auf alle diese Faktoren zahlt FoodHub ein. Zudem haben Menschen, die sich Produkte aus Bio-Supermärkten sonst nicht leisten können, die Möglichkeit, hochwertige Bio-Lebensmittel zu einem erschwinglichen Preis zu erhalten. Ein weiterer schöner Aspekt ist, dass hier Mitglieder aus verschiedensten Bereichen der Gesellschaft und jeden Alters zusammenkommen und zu einer bunten Community zusammenwachsen. Und auch wenn es mir manchmal schwerfällt, morgens aufzustehen und vor dem normalen Job bereits drei Stunden im Laden zu stehen, ist die Arbeit für mich eine schöne Abwechslung, bei der ich viele Gleichgesinnte kennenlerne und das Gefühl habe, etwas Gutes für mich, die Landwirtinnen und Landwirte sowie die Umwelt zu tun.
Falls ihr jetzt neugierig geworden seid, könnt ihr euch unter www.foodhub-muenchen.de weiter informieren und selbst Teil des Mitmach-Supermarkts werden.
Gerade während der Corona-Pandemie gab es einen regelrechten Bio-Boom, in unserem Beitrag „Essen in Coronazeiten“ erfahrt ihr, wie sich unser Essverhalten seither geändert hat.
[1] Hanni Rützler (2021): Food Report 2022