Im Dschungel der unzähligen Diäten, die mittlerweile existieren und die nicht selten eher zu Frust als zu Lust am Essen und im ungünstigsten Fall auch noch zum Jo-Jo-Effekt führen, gibt es eine Form der Ernährung, die einen entspannten Umgang mit dem Thema verspricht: intuitives Essen. Ein gutes Gefühl vermittelt der Ausdruck allemal, da in keiner Weise die Worte Diät oder Abnehmen fallen. So weit, so gut. Doch was genau bedeutet intuitives Essen überhaupt?
Intuitive Esser – von Geburt an
Beeinflusst vom (angeblichen) Schönheitsideal, das uns munter durch Werbung und Magazine tagtäglich präsentiert wird, verändert sich unser Selbstbild. Kleine Fettpölsterchen werden kritisch beäugt, das Stück Schokolade am Abend verschmäht und an die kommende Bikini-Saison denken wir eher mit Schrecken denn mit Freude. Mit dem Ergebnis, dass wir Frust entwickeln und das Thema Essen einen faden Beigeschmack erhält.
Dabei könnte es so einfach sein, denn wir alle kommen als intuitive Esser zur Welt. Babys wissen ganz genau, ob sie hungrig sind und wann ihr Hunger gestillt ist. Ein Kleinkind füttern, das keinen Hunger hat – schier unmöglich. Sie nehmen nur so viel Nahrung zu sich, wie ihr Körper ihnen als ausreichend signalisiert. Und das darf mengenmäßig mal mehr, mal weniger sein. Sprüche wie „Iss deinen Teller leer!“ oder „Nachtisch gibt es erst, wenn du dein Gemüse aufgegessen hast!“ sorgen dafür, dass sich das Essverhalten bereits in Kindertagen verändert, aus intuitiven Essern werden, drastisch formuliert, konditionierte Esser. Mit der Konsequenz, dass wir in der Regel mehr essen, als der Körper braucht, und folglich zunehmen. Eine Diät soll dann häufig Abhilfe schaffen und die überflüssigen Pfunde purzeln lassen. Doch so einfach ist das nicht …
Auf den eigenen Körper hören
Ein großer Nachteil von Diäten besteht für viele darin, dass das Essen zu sehr in den Mittelpunkt des Lebens rückt und dieses entsprechend (häufig negativ) beeinflusst und bestimmt. Strenge Regeln machen es oft schwierig, eine derart drastische Umstellung der eigenen Ernährung überhaupt angemessen in den Alltag zu integrieren. Die Bedürfnisse des eigenen Körpers werden hintangestellt, da man sich bei Diäten nur auf deren Vorgaben konzentriert.
Die intuitive Ernährung setzt genau hier an: Ihr Ziel ist es, ein gesundes Bewusstsein dafür zu entwickeln, was dem eigenen Körper guttut. Weg von geregelten Essenszeiten, lästigem Kalorienzählen und Verzicht, hin zu Genuss nach Bauchgefühl. Es geht nicht um ein Idealgewicht, sondern das individuelle Wohlfühlgewicht. Denn sind wir morgens wirklich hungrig oder sind es nur die Worte der besorgten Eltern, die auch Jahre später noch nachklingen: „Ohne Frühstück geht man nicht aus dem Haus.“
Man sollte vielmehr einfach mal auf beziehungsweise in den eigenen Körper (hinein)hören und erst beim Magenknurren und nicht „weil es jetzt Zeit für das Mittagessen ist“ genussvoll essen. Genussvoll ist hierbei das entscheidende Adjektiv. Denn bei der Auswahl der Lebensmittel sollte man sich frei nach dem Appetit richten und nach dem, was sich gerade richtig für einen anfühlt, was dem Körper gut bekommt, und keinesfalls Verbote im Hinterkopf haben. Beim intuitiven Essen gibt es keine verbotenen Lebensmittel. Ein Stück Schokolade, weil es sich gerade richtig anfühlt – warum nicht? Hat man erst einmal wieder sein Hungergefühl bewusst wahrgenommen und genussvoll gegessen, dann setzt das angenehme Sättigungsgefühl ganz automatisch ein.
Weg von der Gewohnheit hin zum bewussten Genießen
Mit Sicherheit ist es nicht ganz leicht, aus seinen Ernährungsgewohnheiten auszubrechen und sich alleine von seinem Hungergefühl leiten zu lassen. Das funktioniert nicht von heute auf morgen. Wir Menschen sind „Gewohnheitstiere“. Eine Zimtschnecke zum Kaffee ist etwas Feines. Wenn man diese allerdings regelmäßig beim Bäcker seines Vertrauens kauft, damit der Kaffee am Nachmittag (vermeintlich) doppelt so gut schmeckt, tut man dies wohl eher aus Gewohnheit denn aus einem Hungergefühl heraus. Eine grundlegend veränderte Einstellung gegenüber den Themen Essen und Lebensmitteln kann einen dabei unterstützen, dass man sich in seinem Körper wieder wohlfühlt, ihn so akzeptiert wie er ist, mit Genuss und vor allem bewusst isst und vielleicht auch das ein oder andere Pfund dabei verliert. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist, dass, wenn man sich die selbst als verboten eingestuften Lebensmittel, wie zum Beispiel Süßigkeiten, ab und an gönnt, der Wunsch nach diesen (im Sinne des intuitiven Essens dann erlaubten) Lebensmitteln gar nicht mehr so groß ist wie zuvor. Einen Versuch ist es in jedem Fall wert.
Wollen Sie mehr darüber erfahren, wie es um unsere Ernährung steht und was Nudging in diesem Zusammenhang bedeutet? Wissenswertes haben wir in unserem Blogbeitrag „Nudging in der Ernährung“ zusammengestellt.