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Biertrends 2022: Warum das bayerische Helle und alkoholfreie Biere wieder gefeiert werden

Höher, schneller, weiter sprich charaktervoller, intensiver, kantiger, so konnte man noch vor drei, vier Jahren die Biertrends auf einen Punkt bringen. Dann setzte die Gegenbewegung ein und der Wunsch nach ein wenig Erholung für Nase und Geschmacksnerven war und ist nach wie vor vorhanden. Sinnbild für die neue Vorliebe der Verbraucherinnen und Verbraucher ist das bayerische Helle. Ein ausbalancierter Bierstil, der mild, rund und durch einen deutlichen Malzkörper geprägt ist, im Abgang eine verhaltene, feine und sehr dezente Hopfennote mit geringer Bittere mitbringt und aktuell ganz hoch in der Verbrauchergunst rangiert. Und ein gefälliger Bierstil, der den Geschmack von vielen trifft, unkompliziert, unprätentiös und sehr vielfältig mit Speisen zu kombinieren ist.

Trend 1: Bayerisches Helles – der Umkehrschwung: Deutschland im hellen Freudentaumel

Getrieben von der Craftbier-Bewegung wurden in den vergangenen zehn Jahren auch viele klassische Bierstile in Deutschland neu interpretiert und mit besonderen Malzkombinationen, Aromahopfen und einer ausgeklügelten Hefeauswahl neue aromatische Akzente gesetzt. Alles zu seiner Zeit und nun ist die Ära der Einfachheit, die Zeit der Rückbesinnung in der Bierwelt angebrochen. Das bayerische Helle war, ein wenig überspitzt gesagt, fast schon ein vom Aussterben bedrohter Bierstil, der sich noch im Freistaat Bayern auf niedrigem Niveau gehalten hat und von treuen Anhängern zelebriert wurde. Nun hat es seinen Siegeszug in ganz Deutschland erfolgreich angetreten und die Brauereien reagieren. Denn in einem stagnierenden, besser gesagt sinkenden Biermarkt hat das Helle still und leise immer mehr Anteile der nach wie vor mengenmäßig wichtigsten Kategorie, dem Pils, abgezwackt und auch das Weißbier erleidet in letzter Zeit einen Mengenschwund. Daher ist es kein Wunder, dass sich selbst klassische Ein-Sorten-Brauereien umbesinnen und ein Helles in ihr Sortiment aufnehmen. Die Entwicklung bleibt spannend, aber eine Trendwende ist vermutlich nicht so schnell zu erwarten.

Trend 2: Alkoholfreies Bier – Autofahrerbier war gestern, die Zukunft gehört neuen alkoholfreien Bierspezialitäten

Nicht überraschend, sondern in allen Medien bejubelt und darf daher auch hier nicht fehlen: alkoholfreies Bier. Eine Kategorie, die seit Jahren, noch auf einem überschaubaren, einstelligen Level,kontinuierlich dazu gewonnen hat. Braumeister, je nach Region und Vertriebsausrichtung, berichten zwar von einem corona-bedingten Rückschritt, aber insgesamt wird das nur ein vorübergehendes Phänomen sein und werden alkoholfreie Bierspezialitäten weiter Fahrt aufnehmen. Und auch hier haben die Brauereien reagiert und tolle neue Varianten aufgelegt. Neben den Klassikern wie alkoholfreies Pils, Helles und helles Weißbier finden interessierte Konsumenten auch Randsorten in einer alkoholfreien Auflage in den Regalen: Pale Ale, India Pale Ale, Stout, Alt, Kölsch und dunkles Weißbier. Der Branchenverband Deutscher Brauer-Bund hat im vergangenen Jahr von 7.000 Biermarken in Deutschland mehr als 700 alkoholfreie Biere und Biermischgetränke bei seinen Mitgliedern identifiziert und bezeichnet, anders als stichprobenartig befragte Braumeisterinnen und Braumeister, die positive Entwicklung bei alkoholfreien Bieren als kleinen Lichtblick in der Corona-Situation. Wichtig in der Kommunikation ist es, den Konsumentinnen und Konsumenten klarzumachen, dass ein Getränk, das vor 50 Jahren als Notnagel für Autofahrende auf den Markt gebracht wurde, heute als eigenständige Getränke-Kategorie zu betrachten ist. Das betont auch der Deutsche Brauer-Bund in einer Pressemeldung: „Alkoholfreie Biere sind ein Lifestyle-Getränk für Menschen, die Bier lieben und sich gesund und bewusst ernähren möchten. Weil viele alkoholfreie Biere mineralisch und isotonisch sind, erfreuen sie sich auch bei Sportlern wachsender Beliebtheit.“

Wie geht es weiter? – Die Ära der Einfachheit

Natürlich gibt es in der Branche weitere Strömungen, die aber noch nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind. So entdecken viele Brauereien vergessene, alte Bierstile wieder und interpretieren sie neu mit modernen Einflüssen und Akzenten. Genauso wie eine Rückbesinnung auf Tradition, seien es Bierstile, aber auch Designelemente, die von Dachböden oder Kellern hervorgezogen und bei Licht betrachtet eine Marktrelevanz haben. Die Ära der Einfachheit wird uns daher noch ein wenig länger in der Bierszene begleiten.

Grundsätzlich interessiert an Trendgeschichten? Dann schnell mal rübergeschaut auf den Bericht, welches Wort 2022 als Trend auserkoren wurde.


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