Als Oecotrophologin und Brot-Sommelière nehme ich in unserer Kolumne Brotkrümel Ernährungsmythen über Brot unter die Lupe.
„Dumm wie Brot“ sagt der Volksmund ja schon lange. Warum ausgerechnet diesem Lebensmittel ein so niedriger Intelligenzquotient zugeschrieben wird, ist völlig unverständlich. Schließlich erfreut sich Brot in Deutschland größter Beliebtheit. Nun, wie auch immer die Redensart entstanden ist, sie erfuhr neue Aufmerksamkeit, als vor einigen Jahren Dr. David Perlmutter mit der vermeintlichen Dummheit des Brotes sein Buch betitelte und dieses sogleich zum Bestseller avancierte. Ihm ging es aber weniger um die geistigen Kapazitäten des Brotes an sich als vielmehr um die der Konsumenten. Brot ist also nicht dumm, es macht dumm. Da fragt man sich doch, wie wir Deutschen es überhaupt noch schaffen, uns morgens die Schuhe anzuziehen. Und die Franzosen erst … bei all dem Baguette! Aber um fair zu bleiben: Herr Dr. Perlmutter schert nicht alle Brote über einen Kamm. Enthält es kein Gluten, sind sowohl Brot als auch Konsument rehabilitiert, keiner muss sich vor dem nächsten IQ-Test fürchten. Handelt es sich allerdings um glutenhaltiges Brot aus modernen Getreidesorten wie Weizen … dann sieht es düster aus. Wie Weizen schleichend unser Gehirn zerstört warnt der Untertitel des Buches. Angeblich sollen nämlich moderne Getreide Demenz auslösen. Wissenschaftliche Belege gibt es dafür nicht, diskutiert wird lediglich ein Zusammenhang zwischen Demenzrisiko und Typ-2-Diabetes. Der Grund hierfür liegt vermutlich beim erhöhten Blutzuckerspiegel, der auf Dauer die Blutgefäße im ganzen Körper schädigt. Typ-2-Diabetes ist eine klassische Folgeerkrankung von Übergewicht. Wenn man also so viel Brot in sich hineinschlingt, dass man stark übergewichtig wird, Diabetes entwickelt und einen chronisch erhöhten Blutzuckerspiegel hat, DANN könnte man tatsächlich sagen, Brot macht dumm. Es drängt sich in diesem Fall allerdings schon die Frage auf, ob das nicht schon vorher so war. Oder ob es nicht doch eher Kuchen, Kekse – oder gar völlig weizenfreie Currywurst – waren, die das Übergewicht verursacht haben. Von purem Vollkornbrot wird man jedenfalls nicht so schnell dick. Und die letzte Frage, die ich mir in diesem Zusammenhang noch stelle: Wie soll unsere Weltbevölkerung ohne Getreide eigentlich satt werden? Brot ist immer noch eines unserer wichtigsten Grundnahrungsmittel.
Wer noch weitere Fragen rund um ernährungswissenschaftliche Aspekte im Hinblick auf Brot hat, die in der Kolumne mal besprochen werden sollten, kann diese gern an branchentreff@kommunikationpur.com schicken.
Dieser Beitrag erschien erstmalig im BÄKO-magazin.
Es gibt sehr viele Ernährungsmythen rund um das Thema Brot. Wer sich weiter in die Thematik einlesen will, dem empfehle ich den Beitrag, in dem ich die sogenannten leeren Kalorien in hellem Mehr hinterfrage.