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Das Haltbarkeitsdatum von Foodtrends – Strohfeuer oder Begleiterscheinung?

Kokoswasser, Kokosöl, Acai-Beere, Haskap-Beere, Goji-Beere, Smoothies, Bowls, Smoothie-Bowls, Noats und Proats, Cronuts und Cruffins, Streetfood, Foodpairing, fermented Food, Detox, Low-Carb, Paleo oder Primal Eating, Clean Eating, Intervall-Fasten, erst regional, dann lokal, Heimatküche, aber bitte international und mit Shakshuka.

Die Liste der Foodtrends des vergangenen Jahrzehnts ist lang. Essen war schon immer Moden unterworfen. Es gab mal eine Zeit, da durften Krabben-Cocktail, Mett-Igel und Käse-Weintrauben-Spieße auf keiner Party fehlen. Heute undenkbar. Aber wehe es gibt keinen Gin-Tonic und in der Kürbis-Süßkartoffel-Suppe fehlt der Ingwer! Genau wie bei unserem Kleidungsstil, ändert sich der Zeitgeist unserer Kulinarik. Nur: Er ändert sich immer schneller. Was mal ein langsamer, schleichender und daher kaum wahrnehmbarer Prozess war, ändert sich heute ruckartig von Jahr zu Jahr, manchmal sogar von Monat zu Monat.

Woran man kurzlebige Foodtrends erkennt

Wie bei so vielen Entwicklungen spielt auch bei der steigenden Anzahl kurzlebiger Foodtrends das Aufkommen der sozialen Medien eine entscheidende Rolle. Der schnelle Informationsfluss ermöglicht die lauffeuerartige Verbreitung eines Trends, auf den in kürzester Zeit immer mehr Menschen aufspringen und ihn weiter teilen, bis kurz darauf der nächste daherkommt. In der bildgetriebenen, virtuellen Welt haben es diejenigen Foodtrends besonders einfach, die in erster Linie fotogen sind. Mit ein Grund dafür, weshalb sich die Bowls recht hartnäckig halten.

Dass es sich um einen Trend mit kurzem Mindesthaltbarkeitsdatum handelt, kann man meist anhand ein paar einfacher Parameter erkennen: Es ist ein einzelnes Lebensmittel oder Gericht, von dem man vorher nie etwas gehört hat, und von dem von heute auf morgen gefühlt die ganze Welt spricht. Dann kann man sich relativ sicher sein, dass das Ganze übermorgen auch schon wieder out ist oder gar als ungesund verteufelt wird. Vorsicht ist auch geboten bei neuen Diätformen, die traditionell ab Januar durch die Gegend geistern. So ein Zufall, dass gerade zu der Zeit, zu der Winterspeck und gute Vorsätze aufeinandertreffen, die bahnbrechende Entdeckung gemacht wurde, wie Abnehmen jetzt doch ganz einfach geht.

Welche Foodtrends wirklich nachhaltig sind

Nachhaltige Foodtrends sind in ihren Anfängen schwerer zu erkennen, da sie sich über einen längeren Zeitraum langsam anbahnen, man sie vielleicht zu Beginn gar nicht richtig wahrnimmt. Im Gegensatz zu den kurzlebigen ist ihnen gemein, dass es sich eher um übergeordnete, „ganzheitliche“ Themen mit mehr Substanz handelt, und nicht um einzelne „Wundermittel“. Zukunftsforscherin Hanni Rützler spricht in diesem Zusammenhang auch von Megatrends. Ein Charakteristikum dieser Megatrends ist die Ubiquität, das heißt, sie ziehen sich durch alle gesellschaftlichen Bereiche. Dazu zählen etwa Gesundheit und Neo-Ökologie. Letztere nahm beispielsweise schon mit der Bio-Bewegung ihren Anfang, damals noch von vielen belächelt. Heute ist Umweltbewusstsein Thema Nummer eins, laut Hanni Rützler werden Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Qualität zukünftig in der Lebensmittelbranche kein „nice to have“ mehr sein, sondern eine Grundvoraussetzung.

Schaut man sich die kurzlebigen Foodtrends der letzten Jahre an, kann man tatsächlich feststellen, dass sie kleine Ableger darüberstehender, größerer Bedürfnisse sind. Allen voran Gesundheit, oder naja, sein wir mal ehrlich: eigentlich eher Schönheit, beides geht ja einher, den wahren Beweggrund will nur niemand so gerne zugeben. Mit veganer Ernährung, Zero Waste, saisonal, regional und so weiter spiegelt sich aber auch das gestiegene Umweltbewusstsein wider, und das Bedürfnis, in einer sicheren Welt zu leben, die nicht fortwährend von Naturkatastrophen heimgesucht wird.

Aber es lässt sich noch ein weiteres Bedürfnis aus dem ablesen, was in letzter Zeit alles als Foodtrend galt: Genuss. Die manchmal auch als „FoodPorn“ bezeichneten Leckereien treffen unseren Wunsch, uns zu belohnen, uns etwas zu gönnen, uns zu trösten, unsere Seelen zu wärmen. Die Lust auf Genuss ist nicht kurzlebig und wird uns immer begleiten. Sie nicht als Widerspruch zu Gesundheit und Nachhaltigkeit zu sehen, sondern alle drei miteinander in Einklang zu bringen, wird das Motiv der Foodtrends der nächsten Jahre sein.

Wir haben uns schon häufiger die Frage gestellt, was eigentlich aus einem bestimmten Foodtrend geworden ist. Wer mehr wissen will, kann hier nachlesen: Was ist eigentlich aus Bubble Tea geworden? Was ist eigentlich aus Bowls geworden?


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Autorin: Sarah Fischer
Datum: 27.11.2020



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