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Künstliche Intelligenz im Supermarkt

Ob Siri, DeepL oder Flickr – künstliche Intelligenz (KI) lauert bereits an jeder Ecke und integriert sich fast unsichtbar in unseren Alltag. Viele Systeme wie die Spracherkennung Siri, der Übersetzer DeepL oder die Bilderkennung Flickr nutzen wir wie selbstverständlich und hinterfragen gar nicht deren Funktionsweise.

Sie alle basieren auf künstlicher Intelligenz und erleichtern uns damit oftmals erheblich den Alltag. Auch in Supermärkten werden bereits erste Systeme, die auf künstlicher Intelligenz basieren, eingesetzt und die Branche geht von einem enormen Potenzial von KI in diesem Bereich aus.

Was ist künstliche Intelligenz?

Unter künstlicher Intelligenz oder auch artifizieller Intelligenz (AI) versteht man laut Gabler Wirtschaftslexikon „die Erforschung ,intelligenten‘ Problemlösungsverhaltens sowie die Erstellung ,intelligenter‘ Computersysteme. Künstliche Intelligenz (KI) beschäftigt sich mit Methoden, die es einem Computer ermöglichen, solche Aufgaben zu lösen, die, wenn sie vom Menschen gelöst werden, Intelligenz erfordern.“ Bereits 1955 wurde der Begriff der künstlichen Intelligenz im Rahmen eines Forschungsprojektes durch den US-amerikanischen Informatiker John McCarthy geprägt. Heute begegnet uns künstliche Intelligenz ständig im Alltag und wird immer mehr genutzt. Zu den Anwendungsgebieten zählen beispielsweise Suchmaschinen, Textgenerierung, Musikstreaming, Navigation, menschliche Roboter, Zeichen-, Bild-, Handschrift- und Gesichtserkennung, Deepfakes, Computerspiele oder selbstfahrende Autos. Selbst in der Medizin oder Juristik wird die künstliche Intelligenz genutzt.

Wie können Supermärkte künstliche Intelligenz nutzen?


Auch der Einzelhandel kann von den Möglichkeiten, die künstliche Intelligenz bietet, profitieren. Das Einkaufserlebnis soll durch den Einsatz künstlicher Intelligenz für die Einkaufenden bequemer, flexibler und personalisierter werden und der Handel selbst erhält wichtige Daten, um effektiver zu wirtschaften und die Kundschaft zufriedenzustellen. Erste Systeme haben sich bereits etabliert und Technik-Start-ups warten nur darauf, weitere implementieren zu dürfen. Dem gegenüber stehen jedoch die Skepsis der Verbraucher und der Datenschutz der Konsumierenden.

Für Supermärkte gibt es zahlreiche Optionen, um künstliche Intelligenz zu nutzen. Wir stellen euch einige Möglichkeiten vor, samt ihrer Vor- und Nachteile, die vor allem aus Sicht der Konsumierenden besonders interessant sein könnten.

1. Bestandsüberwachung

Bei dem sogenannten Smart Shelf System werden die Regale im Supermarkt mit Kameras und Sensoren versehen, welche den Bestand und die Interaktion in Echtzeit wiedergeben. Dadurch können Mitarbeiter Warenbestände schneller erfassen und aufstocken, sodass die Kundschaft seltener leere Regale vorfindet. Allerdings fühlen sich Konsumierende in Gegenwart der hohen Anzahl an Kameras vermutlich nicht sonderlich wohl, sondern eher überwacht und beobachtet.

2. Supermarkt-Navi

Mithilfe des Smart Shelf Systems in Kombination mit dem Smartphone der Kunden sowie der persönlichen Kundendaten ist es möglich, Kunden anhand ihrer Einkaufsliste durch den Supermarkt zu lotsen. Die Kunden erhalten dadurch Vorschläge für individuelle Routen entlang der für sie als interessant eingestuften Produkte und Displays. Durch diese Art der Navigation findet sich die Kundschaft besser zurecht, kann direkter angesprochen werden und erhält personalisierte Produktempfehlungen. Allerdings müssen die Kunden damit einverstanden sein, ein Kundenkonto zu eröffnen und ihre Daten darin preiszugeben.

3. Kassenlos Bezahlen

Ein von der Supermarkt-App generierter QR-Code in Kombination mit Kameras, Sensoren und Algorithmen macht es möglich, dass die Kundschaft im Supermarkt die gewünschten Produkte in den Einkaufswagen legt und ohne an der Kasse anzustehen den Supermarkt wieder verlässt. Durch die Kameras und Sensoren wird erfasst, was aus dem Regal genommen, eventuell auch wieder zurückgelegt und per App abgerechnet wird. Somit entfällt das lästige Warten an der Kasse, das Auflegen der Waren auf das Band, der Bezahlvorgang sowie die Waren wieder in den Wagen zurückzulegen. Jedoch ist auch hier wieder ein Kundenkonto sowie die App Voraussetzung, was zu Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes führen kann. Zudem kann es zu Fehlern im System kommen, wenn zum Beispiel eine Kamera verdeckt ist.

4. Auditive Preisschilder

Für Personen mit visuellen Einschränkungen oder Leseschwierigkeiten sind Preisschilder oder klein gedruckte Angaben auf den Produkten oft nicht lesbar. Abhilfe schaffen barrierefreie, elektronische Preisschilder, die beim Berühren zur Sprachausgabe auf dem eigenen Smartphone führen. Für die Kundschaft, besonders diejenigen, die Probleme mit dem Sehen oder Lesen haben, bedeutet dies eine deutliche Erleichterung bei der Kaufentscheidung.

5. Individuelle Angebote

Personalisierte Produkte und Angebote lassen sich über eine Vorhersage des Kundenverhaltens umsetzen, welches mithilfe von künstlicher Intelligenz mittels Kundensegmentierungen und Warenkorbanalysen geprüft wird. Infolgedessen erhalten Kunden auf sie zugeschnittene Produktangebote zu personalisierten Preisen oder Coupons per Push-Nachrichten via Smartphone oder E-Mail. Dadurch werden Kunden individuell angesprochen und ihnen werden genau die Produkte präsentiert, für die sie sich interessieren. Allerdings stehen auch hier wieder die Datenschutzbedenken auf der Contra-Seite.

6. Personalisierte Produktlupe

Um der Kundschaft die Kaufentscheidung bei der enormen Auswahl an Produkten zu erleichtern, wurde ein mobiles Assistenzsystem entwickelt, welches hilft, das passende Produkt zu finden. Dabei werden in einer Augmented Reality-App, welche sich auf dem Smartphone der Kunden befindet, alle relevanten Kriterien, die ein Produkt erfüllen soll, wie zum Beispiel Präferenzen hinsichtlich Regionalität oder Nachhaltigkeit, aber auch Allergien oder Unverträglichkeiten angegeben. Im Supermarkt werden die Produkte entweder mit dem Smartphone oder einer Augmented Reality-fähigen Brille betrachtet und folglich wird den Kunden nach Abgleich mit ihren persönlich hinterlegten Daten eine Produktempfehlung ausgesprochen. Mit diesem System fällt das zeitaufwendige Vergleichen von Produkten weg, allerdings müssen vorab zahlreiche Daten in das System eingepflegt werden und die App muss sich auf dem Smartphone befinden.

Fazit

Es gibt noch viele weitere Systeme und Prozesse, wie KI sowohl die Kundschaft als auch die Händler unterstützen kann. Es sind beispielsweise selbstfahrende Einkaufswagen in Planung und KI kann für die Erkennung von Kundenbedürfnissen, die Standortoptimierung, Absatzprognosen oder Prognosen von Bestell- und Retourenmengen genutzt werden.

Alles nur Hokuspokus oder der Blick in unsere Zukunft?

Blick in einen Supermarkt

Eine Studie aus dem Jahr 2021 hat untersucht, wie deutschsprachige Handelsunternehmen den Einsatz von künstlicher Intelligenz im Supply-Chain-Management des Handels einschätzen. Dabei hat sich gezeigt, dass die Befragten das größte Potenzial für KI im Bereich der Erhöhung der Warenverfügbarkeit sowie der Bestandsoptimierung sehen. Etwa drei Viertel der Teilnehmenden empfinden künstliche Intelligenz als sehr wichtig oder wichtig und fast 70 Prozent haben großes oder potenzielles Interesse, KI in ihrem Unternehmen umzusetzen. Aktuell steckt die Umsetzung jedoch noch ganz am Anfang, wobei KI bisher am meisten für Absatzprognosen genutzt wird. Die hohen Investitionskosten, der Mangel an qualifizierten Fachkräften sowie Akzeptanzprobleme der Mitarbeiter stellen für die Befragten die größten Hürden bei der Einführung von KI im Unternehmen dar.

Es steckt also viel Potenzial im Einsatz künstlicher Intelligenz für Supermärkte. So könnte KI auch dazu beitragen, den vorherrschenden Fachkräftemangel im Handel aufzufangen und den Kunden wieder mehr Service zu bieten. Dem gegenüber existieren aber auch noch einige Bedenken – etwa ob die Supermärkte sorgsam mit den gesammelten Informationen umgehen oder Datenschutzrichtlinien eingehalten werden. Die Möglichkeiten scheinen auf jeden Fall sehr groß zu sein und wir können gespannt in die Zukunft blicken, ob, wie und wann KI die Supermärkte revolutionieren wird.


Interessant ist in diesem Zuge auch, warum wir im Supermarkt oft so viel mehr in den Einkaufswagen packen, als eigentlich auf unserem Einkaufszettel steht. Welche psychologischen Fallen beim Einkaufen lauern und wie ihr diese umgehen könnt, erfahrt ihr in unserem Beitrag zur Supermarkt-Psychologie.



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