Ein Bier, das den Proteinshake ersetzen soll, das machte mich stutzig. Unverzüglich traten viele Fragen auf: Warum soll ein Bier ein Proteinshake ersetzen? Wer will ein Proteinbier trinken? Ist da Alkohol drin? Wie hoch ist der Proteingehalt? Und natürlich die spannendste Frage: Wie funktioniert das? Als Brauer, Biersommeliers und Ernährungswissenschaftler haben wir es uns natürlich nicht nehmen lassen, der Sache auf den Grund zu gehen, und das Proteinbier von Joybräu für euch verkostet.
Wie kam es zu der Idee?
Die Idee des Proteinbieres wurde von den beiden Freunden Tristan und Eric 2015 in Südostasien geboren. Eric war dort auf einem Auslandseinsatz und im Fitnessmodus, er trainierte jeden Tag, die Nächte verbrachte er im Anschluss in den Bars Singapurs. Auch Tristan war beruflich in Südostasien und besuchte Eric regelmäßig über das Wochenende in Singapur. Bei dem gemeinsamen Feierabendbier stellte Eric fest, dass es eine gute Sache wäre, nach dem Training ein Bier ohne schlechtes Gewissen trinken zu können, wie ein Proteinshake quasi. Die Idee war da, zurück in Deutschland versuchten sich die beiden als Heimbrauer und taten so die ersten Schritte.
Was ist drin im Proteinbier?
Gleich vorweg – was nicht drin ist, sind künstliche Aromen, Farbstoffe, Süßungsmittel und Alkohol. Dafür enthält das „weltweit erste, alkoholfreie Proteinbier“ 21 Gramm Protein und zehn Gramm BCAA (Branched-Chain Amino Acids). Die Rohstoffe sind ansonsten für den Brauprozess übliche. So nutzen sie Malze wie beispielsweise Pilsener oder Cara Malz und zur Hopfung verwenden sie einen Mix aus verschiedenen Sorten, unter anderem Magnum und Cascade.
Wie wird das Proteinbier hergestellt?
Das alkoholfreie Proteinbier wurde nicht von heute auf morgen gebraut, und da Tristan und Eric keine Brauer sind, brauchten sie Hilfe von außen. Dafür wandten sie sich an die TU Berlin. In einem Entwicklungsprozess von sage und schreibe zwei Jahren entstand dann das erste Joybräu Proteinbier. Die besondere Herausforderung des Proteinbiers waren die Schaumstabilität und die Trübung, auf beides wirkt sich ein hoher Proteingehalt negativ aus. Die ersten Biere waren milchig-trüb und besaßen quasi keinen Schaum, auch die Kohlensäure war äußerst schlecht gebunden. Als weiterer Knackpunkt stellte sich die Haltbarkeit heraus, da das proteinhochprozentige Bier ein perfekter Nährboden für eine Vielzahl von Bakterien war. Letztlich konnten die Probleme gelöst werden, und ein erfrischendes, leichtes Bier entstand. Das Proteinbier ist alkoholfrei, wurde aber weder entalkoholisiert noch wurde die Gärung gestoppt, das Geheimnis lag in einer besonderen Hefe. Diese Hefe wurde von der TU Berlin entwickelt und patentiert, sie ist maltose-negativ, d.h., sie kann keine Maltose verstoffwechseln, und somit wird während der Gärung nur in verschwindend geringen Mengen Alkohol produziert. Mit dem kleinen Helferlein konnte ein vollmundiges, alkoholfreies Bier mit hohem Proteingehalt produziert werden.
Wie schmeckt das Proteinbier?
Wir haben uns des Proteinbiers von Joybräu angenommen, unser Verkostungspanel war dabei durchaus bunt gemischt: Brauerin, Bier-Sommelière, Ernährungswissenschaftlerinnen, überzeugte sowie unerfahrene Biertrinkerinnen, aber nun ja, durchgängig weiblich. Beim Einschenken ging ein Raunen durch die Gruppe, wow, das sieht aus wie richtiges Bier: tolle goldene Farbe, total klar und mit einer weißen, festen Schaumkrone. Auch der malzige, leicht fruchtige Geruch wurde durchweg als sehr ansprechend empfunden. Der erste Schluck löste dann Überraschung aus: Das äußere Erscheinungsbild ließ den Gaumen etwas dem Hellen oder dem Pils Ähnliches erwarten, es war dann jedoch fruchtig-sauer bei einer präsenten Bitterkeit. Als Servierempfehlung könnten wir uns das Proteinbier sehr gut eisgekühlt mit einer Scheibe Zitrone vorstellen. Das Proteinbier ist eine sehr spannende Idee, aber es sollte nicht mit einem klassischen Bier verglichen werden, sondern einen eigenen Platz einnehmen. Schließlich gibt es dafür auch eine Verzehrsempfehlung von maximal zwei bis drei Joybräu Proteinbieren pro Tag.
Wer soll das Proteinbier trinken?
Die Zielgruppe für das Proteinbier ist sehr klar definiert. Der Joybräu-Trinker ist fitnessaffin und sportlich. Dabei liegt mit dem Proteingehalt von 21 Gramm und zehn Gramm BCAA (Branched-Chain Amino Acids) der Schwerpunkt auf Sportarten mit Muskelaufbau. Das Proteinbier fällt somit in die Kategorie der Nahrungsergänzungsmittel und zählt zu den glücklichen Gewinnern des „FIBO Innovation & Trend Award 2018“. Dementsprechend gestalten sich auch die Absatzkanäle; so wollen sich Tristan und Eric zukünftig auf Fitnessstudios, Nahrungsergänzungsmittelshops und Sportevents konzentrieren – zunächst national, dann international. Da die Fitnessszene nach wie vor stark boomt, wollen die beiden einen Vertrieb über den Einzelhandel nicht ausschließen. Ein Tipp von uns: Könnte dabei nicht eine „proteinreiche“ Health-Claim-Auszeichnung von Vorteil sein?
Mein Fazit: Das Proteinbier von Joybräu ist eine tolle Alternative zum klassischen Proteinshake, sowohl im Hinblick auf den Geschmack als auch auf die Trinkbarkeit. Eine Alternative zum Bier sollte man allerdings nicht erwarten. Als Brauerin ziehe ich auch meinen Hut vor der gelungenen technischen Umsetzung!
Wer jetzt Lust auf Sport bekommen hat, für den gibt es hier ein paar Läufer-Tipps vom Profi.