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Sprachwandel: Wie und wieso verändert sich die Sprache?

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Lesende oder liebe Leserschaft, heute geht es um unsere Sprache. Genau genommen um den Sprachwandel. Dass sich Sprache ändert, ist kein Geheimnis. Damit wurden wir schon in unserer Schulzeit konfrontiert, zumindest als Lessing, Goethe und Co. auf dem Programm standen. Schnell war zu erkennen, dass das dort Geschriebene nicht mehr viel mit unserer heutigen Sprache zu tun hat. Wenn Goethe also etwas merkwürdig fand, dann war es für ihn nicht seltsam oder komisch, sondern einfach nur etwas, das man sich merken sollte. Also würdig, es sich zu merken. Sprache hat sich schon immer geändert und wird es auch immer tun – ob wir es wollen oder nicht.

Und der Sprachwandel betrifft uns alle – bewusst und unbewusst. Natürlich passiert das nicht von heute auf morgen. Es entwickelt sich mit der Zeit, mit den neuen Gegebenheiten, Anforderungen, Bedürfnissen und Erfindungen. Wie oft haben wir das Wort „Handy“ vor 20 Jahren verwendet? Und plötzlich hatte jeder ein Handy. Mittlerweile ist daraus ein Smartphone geworden. Und wie sieht es mit dem Internet aus? Jetzt ist jeder im Internet unterwegs, aber vor noch nicht allzu langer Zeit war das Internet noch ein Mysterium. Sprachwandel geschieht auf verschiedenen Ebenen: Manche Wörter ändern ihre Bedeutung oder gehen gar völlig verloren, manche Wörter entstehen neu. Wie wandelt sich unsere Sprache?

„Shift Happens“
© Unsplash

Sprachwandel auf der Ebene der Semantik

Auch wenn sich das Wort an sich nicht ändert, sondern nur die Bedeutung, ist es trotzdem ein Sprachwandel. Bestes Beispiel hierfür ist der Begriff „Jungfrau“. Mittelalterliche Lyriker schwärmten noch von einer Jungfrau, also von einer jungen und unverheirateten Frau – damals auch Fräulein genannt. Ein junges Mädchen oder eine nichtverheiratete Frau würde man aber heutzutage nicht mehr als „Jungfrau“ bezeichnen oder ansprechen. Der Sprachwandel zieht sich durch viele Wortbedeutungen. So war auch das Wort „gemein“ früher ein Synonym für „gewöhnlich“. Heute findet es sich auch noch in „Allgemeinheit“. Dennoch verbinden wir damit alle eher „böswillig“. Ebenso hat das Wort „billig“ seine ursprüngliche Bedeutung verloren. Denn der Begriff war früher positiv besetzt und bedeutete „gerecht“. Übrigens heißen wir heute noch etwas gut, wenn wir es billigen. Der Preis war dementsprechend nicht preiswert, sondern gerecht. Die Industrialisierung veränderte schließlich die Bedeutung. Häufig minderwertige Artikel wurden nicht nur zu billigen (also eigentlich gerechten) Preisen angeboten, sondern so auch intensiv beworben. Dadurch bekam billig schnell eine negative Wertung.

Sprachwandel auf der Ebene der Grammatik

Auch die gute, alte Grammatik ist vom Sprachwandel betroffen. Die Jugend! Ja, die Jugendlichen sprechen nicht mehr richtig. Und was war noch mal der Genitiv? Das war wohl die liebste Aussage eines jeden Deutschlehrers: „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod.“ Passiert das wegen dem Wandel? Richtig, wegen des Wandels. Und noch besser: des Wandels wegen. Am Ende rutscht einem doch der liebe Dativ raus, der Genitiv klingt sowieso hochgestochen. Aber jetzt ist Schluss mit der Schuldzuweisung. Der Dativ kann nun auch nichts dafür. Und ganz nebenbei, er ist sowieso nicht der einzige Verlust in der Grammatikgeschichte. Es gab mal mehr als vier Fälle. Der Vokativ und Instrumental sind schon lange in Vergessenheit geraten und wurden auch nicht mehr beachtet. Und wenn man noch weiter zurückgeht, dann finden sich sogar noch Ablativ und Lokativ. Tja, da waren es nur noch vier. Und bald vermutlich nur noch drei.

Die bestimmten Artikel im Genitiv
© Unsplash

Sprachwandel auf der Ebene des Wortschatzes

Anglizismen
Kommen wir nun zu dem Sprachwandel, der wohl am meisten zu Stirnrunzeln führt. Sozusagen die ganz schlimmen Eindringlinge unserer Sprache, unseres Wortschatzes. Damit ist nicht nur das Erschaffen neuer Wörter gemeint, sondern auch das Entlehnen aus Fremdsprachen – vor allem aus dem Englischen. Anglizismen sind die Influencer unter diesen Fremdlingen, denn sie haben definitiv die meisten Follower. Und hier wird natürlich schnell klar, wieso das so ist. Egal ob aus Fremdsprachen ausgeliehen oder selbst kreiert: Der Wandel ist nötig, um Innovationen zu beschreiben. Also Neuerungen in der Welt, die ansonsten nicht beschrieben werden könnten. Und selbst einzelne Neuerungen haben mittlerweile sich erneuert. Siehe das Konzept „Handy“. Der Begriff war irgendwann für die vielen Funktionen des Handys selbst nicht mehr ausreichend. Das Wort „Smartphone“ musste her. Eine Armbanduhr kannten wir alle, aber nun laufen wir mit Smart Watches herum. Wörter ändern sich aber auch der Innovation wegen. Es würde ja keinen Sinn machen, wenn die junge Generation etwas „hip“ finden würde, wenn die ältere Generation schon lange „hip“ benutzt. Man will sich abgrenzen. Cool wurde das neue hip. Und während man selbst cool längst in seinen alltäglichen Sprachgebrauch eingebunden hat, ist es wieder uncool geworden. Denn nice ist das neue cool. Echt cringe, oder? Ja, bei den vielen neuen Wörtern ist man manchmal etwas lost. Also chillt mal alle, Fremd- und Lehnwörter sind offensichtlich notwendig, sonst gäbe es sie wohl nicht. Auch durch Corona sind neue Wörter entstanden oder zumindest in den Fokus gerückt. Plötzlich sind wir im Homeoffice, jeder spricht von Social Distancing und Bildung gibt es als Homeschooling. Aber Heimbüro, sozialer Abstand oder Hausunterricht klingen ja auch nicht so fancy wie die englischen Varianten.

Abkürzungen
Auch die Digitalisierung hat unsere Sprache verändert. Oder kürzer gemacht. Oder fast verschluckt. Na ja, zumindest ein paar Buchstaben. Die Klassiker sind wohl LOL, LG, VG und HDL. Auch davon sind noch manche aus der Schulzeit bekannt. Mittlerweile sind natürlich noch viele mehr dazu gekommen. Denn es muss schnell gehen. Also beim Simsen. Halt, nein. Simsen war früher. Wer schreibt heutzutage noch eine SMS? Heute findet unsere Kommunikation bei WhatsApp statt. Mit den Fingern auf den kleinen virtuellen Tasten tippen ist aufwendig, meist macht man das auch nebenbei oder wenn man unterwegs ist (siehe Smombies). Wer hat da schon Zeit und die Muse, alles Buchstabe für Buchstabe einzutippen? Schnell wird aus „Danke“ ein „THX“, aus „Okay“ ein „K“ oder „Ich weiß es bereits“ wird „ik“. Doch auch im geschäftlichen Sprachgebrauch macht sich die Verkürzung bemerkbar. So ist man entweder OOO oder muss etwas bis EOD fertig machen. FYI, der Sprachwandel ist überall.

Gendern
Bis in die 70er-Jahre war „Fräulein“ die förmliche Anrede für eine unverheiratete Frau, unabhängig von ihrem Alter. Als die Frauenbewegung aufkam, stand die Verkleinerungsform von „Frau“ schnell in der Kritik. Wenig später wurde festgelegt, dass eine erwachsene weibliche Person mit „Frau“ und nicht mehr „Fräulein“ angeredet werden soll. 50 Jahre später wandelt sich die Ära „Herr/Frau“ erneut. Die Zweiteilung der Geschlechter oder gar die Nennung nur eines Geschlechts bildet die bunte Gesellschaft nicht mehr ab. Gendergerechte beziehungsweise genderneutrale Formulierungen bahnen sich einen Weg durch die Sprache – zunächst in der geschriebenen Sprache, aber mittlerweile auch in der gesprochenen. So ist die Rede von Mitarbeitenden, von SchülerInnen, von Journalist*innen, von Student:innen oder von Zuhörerinnen und Zuhörern. Auch hier verändert sich die Sprache. Und auch hier sieht man, was Sprache alles kann. Denn Sprache beeinflusst unser Denken und unsere Vorstellung der Welt. Sprache spiegelt unsere (empfundene) Realität wider. Und Sprache kann ausschließen oder miteinbeziehen, Rollenbilder aufheben, Stereotypen entgegenwirken. Sprache wandelt sich, wie auch wir uns verändern.

Ein Kommentar zum Gendern: unsere Empfehlung für Pressetexte und Co.

Wir empfehlen möglichst eine geschlechtsneutrale Wortwahl, also das substantivierte Adjektiv (z. B. Medienschaffende) oder die Nennung beider Geschlechter (z. B. Journalistinnen und Journalisten). Bei Texten mit limitierter Zeichenzahl kann, zugunsten von Informationen, die sonst keinen Platz hätten, auf das Gendern verzichtet werden. Dann empfiehlt sich jedoch ein Inklusionsverweis in der Fußnote, dass sich die entsprechenden Wörter auf beide Geschlechter beziehen. Bei Erstnennung eines Begriffs wie Journalist wird eine Fußnote eingefügt.

Eine goldene Waage
© Unsplash

Sprachwandel: Pros and Cons?

Egal ob wir es gut oder schlecht finden, wir können den Sprachwandel nicht aufhalten. Müssen wir auch nicht. Unsere Sprache hat sich schon immer verändert. Und das ist auch gut so. Denn so haben wir Platz für Innovationen, Veränderungen und Abwechslung in unserem Sprachgebrauch. Und auch wenn es manchmal wehtun kann, über besondere Kreationen oder grammatikalische Abweichungen oder sprachliche Eindringlinge zu stolpern, heilt die Zeit alle Wunden – auch die sprachlichen.

Sprachwandel vs. Sprachverfall: Ja was nun?

Für manche kann der Sprachwandel schnell zu einem Sprachverfall werden. Allerdings ist das nicht ganz richtig. Das sind nämlich zwei komplett unterschiedliche Erscheinungen. Während sich der Sprachwandel auf die gesamte Sprache einer Sprachgemeinschaft bezieht, ist beim Sprachverfall nur ein kleiner Teil der Bevölkerung betroffen. Also kurz gesagt: Wenn sich nur ein paar Menschen fehlerhaft ausdrücken, ist noch lange nicht die Sprache der ganzen Gemeinschaft verfallen. Schließlich hält sich die Mehrheit noch an die jeweiligen Regeln der Sprache. Erst, wenn die Sprache aller Sprechenden mangelhaft ist, kann von einem Sprachverfall ausgegangen werden. Das ist jedoch kaum wahrscheinlich und kam bisher so gut wie noch nie vor. Darüber hinaus führt der Sprachwandel nicht dazu, dass eine Sprache ausstirbt. Das passiert nur dann, wenn die Sprache von keiner Sprachgemeinschaft mehr gesprochen wird. Da sich beim Sprachwandel aber nur einzelne Aspekte einer Sprache verändern und der Rest gleichbleibt, kann nicht von einem Aussterben der Sprache die Rede sein – auch nicht bei einem Sprachverfall.

Eine bunte Sprechblase
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Wie man sieht, ist Sprache und die Art und Weise, wie wir schreiben oder miteinander sprechen, sehr vielfältig und im ständigen Wandel. Auch wir als Food-PR Agentur haben es tagtäglich mit Sprache – egal ob als geschriebenes oder gesprochenes Wort – zu tun. Denn Kommunikation ist der wesentliche Bestandteil unserer Arbeit. Und damit auch die Veränderungen, die der (wichtige) Sprachwandel mit sich bringt. Wir wollen nicht nur bei den Themen Food, Beverages und Lifestyle auf dem neuesten Stand bleiben, sondern verfolgen auch aktiv alle Entwicklungen in der Kommunikation, PR und in der Welt der sozialen Medien. Nur so können wir unsere Kundinnen und Kunden am besten beraten und ihre Botschaften wirkungsvoll nach außen an die verschiedenen Multiplikatoren und Multiplikatorinnen bringen. Das heißt ebenfalls, die sich verändernde Sprache mit einzubeziehen. Schließlich betrifft der Sprachwandel alle Sprechenden dieser Sprache – und findet immer und überall statt.


Sprache begleitet uns immer und überall. Aber es vergeht auch kein Tag, ohne dass wir etwas schreiben müssen. Wer hat eigentlich die Schrift erfunden? Das erfahrt ihr in diesem Beitrag.



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