Wer Hanf hört, denkt wahrscheinlich sofort an die Pflanze und den eher weniger guten Ruf. Kein Wunder, wenn wir uns so an die Geschichten von Oma und Opa erinnern, die uns von wilden Hippie-Partys und langen berauschenden Nächten in Kommunen erzählten. Da galt Hanf natürlich nicht als Superfood, sondern eher als super aufputschend. Und wer sich schon einmal Dokumentationen über die Flower-Power-Zeit aus den 1960er-Jahren angeschaut hat, weiß sicher, wovon ich rede. Da hätte wahrscheinlich im Traum keiner daran gedacht, dass wir uns, ein halbes Jahrzehnt später, Hanf ins Gesicht schmieren, Kleidung daraus herstellen und ganze Kuchen damit backen. Verrückt! Wobei wir uns vorstellen können, dass Letzteres sicherlich auf der Wunschliste ganz oben stand. Wie auch immer, wer es noch nicht getan hat, wirft alle Klischees über Bord und läutet das Comeback feierlich ein – Bühne frei für das Superfood 2021: Hanf.
Sicherlich ist der eine oder andere schon im Supermarkt auf die fragwürdige Verpackung von Hanfsamen, Hanfölen und Hanfmehlen gestoßen. Die Liste lässt sich natürlich noch endlos ergänzen. Von Nudeln bis hin zu Tee und Aufstrichen ist alles dabei. Eigentlich kaum zu übersehen, da jedes Produkt bereits auf der Verpackung auffällig groß mit der Pflanze wirbt. Da stellt sich uns die Frage, woher kommt überhaupt der Hype? Ist die Nachfrage berechtigt oder sind wir hier nur einem kurzweiligen Trend auf der Spur, der kurze Zeit später sowieso wieder im Sand verläuft? Was kann Hanf, was unsere herkömmlichen Nudeln, Mehle usw. nicht können? Nur nach den Preisen zu urteilen, scheinbar einiges. Wir klären euch auf.
Mystischer Import aus Asien
Im Volksmund als Cannabis bekannt, stammt die Pflanze ursprünglich aus Asien. Dort ist sie als Heil- und Nutzpflanze äußerst beliebt und findet beispielsweise in alternativen Medizinverfahren wie Ayurveda täglich Anwendung. Schon vor Jahrhunderten von Jahren galten die kleinen unscheinbaren Blätter beziehungsweise Samen und Wurzeln der Pflanzen als geheimes Mittel gegen die Linderung von Stress und Leid. Sogar bekannte Persönlichkeiten wie Shakespeare waren dem Kraut zu seiner Zeit sehr zugetan. Hier in Europa war der Hanfanbau aufgrund der unerforschten rauschartigen Wirkung auf die Psyche der Menschen lange Zeit verboten. Nachdem man sich aber Ende des 20. Jahrhunderts über die vielen nützlichen Eigenschaften für die Herstellung von Lebensmitteln, Möbeln und Kleidung bewusst wurde, ließ der erste eigene Anbau in Deutschland nicht lange auf sich warten. Seither kann der Hanf ohne weitere Bedenken von uns verzehrt werden, da der berauschende Inhaltsstoff Cannabinoid THC fast vollständig herausgezüchtet wurde.
Geballte Pflanzenpower
Aber kommen wir jetzt zu der Frage, was Hanf an sich so besonders macht. Wie schon bereits erwähnt, gilt er als das neue Superfood. Wie wir wissen, ist der Titel heiß begehrt und erfordert einiges an Superkräften. Nun ja, klein, aber oho trifft es ganz gut. Obwohl es wissenschaftlich noch nicht nachgewiesen wurde, deklariert die deutsche Verbraucherzentrale Hanfprodukte durchaus als Lebensmittel mit wertvollen Nährstoffen. Ob und wie genau sie gesundheitsfördernd wirken, darf so ohne Studienergebnisse nicht kommuniziert werden. Eines ist aber sicher, wer sich die Nährwerttabelle auf den Produkten genauer anschaut, dem fällt bestimmt der hohe Proteingehalt auf. Besonders das aus Hanfsamen gewonnene Öl ist hier ein wertvoller Eiweißlieferant. Daher schwören vor allem Vegetarier und Veganer auf eine extra Dosis Hanfsamen auf der Frühstücksbowl oder der Portion Ofengemüse. Wo wir auch schon beim nächsten wichtigen Argument sind. Wer sich rein pflanzlich ernährt, kommt schwer auf seinen täglichen Omega-3-Bedarf. Auch hier verhelfen die kleinen Power-Samen zu mehr essenziellen Omega-3- und Omgea-6-Fettsäuren auf dem Teller und verleihen jedem Gericht einen hohen Anteil an Linolsäure (80%) und a-Linolensäure (20%). Beide gelten als ungesättigte Fettsäuren und müssen von uns verzehrt werden, da der Körper sie nicht selbst herstellen kann. Als maßgeblicher Bestandteil unserer Haut fördern sie vor allem unsere Hautgesundheit und finden sich in der Beauty-Industrie vorwiegend in Hautpflegeprodukten wieder. Wer denkt, das sei schon genug, darf sich noch einmal kurz warm anziehen. Die Liste lässt sich noch um einen hohen Ballaststoffgehalt und eine Reihe wichtiger Nährstoffe ergänzen. Neben den lebensnotwendigen B-Vitaminen für einen funktionstüchtigen Stoffwechselhaushalt, glänzt das Kraut auch mit einer Vielzahl von Mineralstoffen wie Calcium, Magnesium und Zink. Nicht zuletzt enthält es auch eine Menge des E-Vitamins, das zusätzlich noch unser Herz schützt. Was will man mehr? Wer spätestens jetzt Lust bekommen hat, dem Hype zu folgen, findet mittlerweile sogar ganze Läden und Online-Shops mit ausschließlich Hanf-Produkten. Wir müssen zugeben, Hanf-Schokolade, die nicht nur lecker schmeckt, sondern auch noch Vitamine verspricht, klingt schon verlockend!
Wer seinen Geldbeutel lieber schonen möchte und auf Nährstoffbomben aus dem eigenen Anbau setzt, findet im Beitrag zu Heilkräutern von der Fensterbank passende Inspiration.