Alle lieben sie, die Nudel. Wer an Spaghetti, Tagliatelle und Co. denkt, denkt unweigerlich an Italien, denn schließlich stammt die Nudel ja auch von dort? Oder etwa nicht? Wir haben uns auf die Suche nach dem Ursprung der Nudel gemacht.
Die Geschichte der Nudel lässt sich weit zurückverfolgen. Lange wurde angenommen, dass der Entdecker Marco Polo im 13. Jahrhundert die Nudel bei einer seiner Reisen durch Asien mit nach Europa brachte. Mittlerweile gehen Historikerinnen und Historiker jedoch davon aus, dass die Nudelherstellung bereits in der Antike in Italien und Griechenland bekannt war. Ihren Ursprung scheint die Nudel jedoch nicht in Europa zu haben. 2005 fand ein Forschungsteam bei Ausgrabungen in China eine rund 4000 Jahre alte Schale mit den wohl ältesten Nudeln der Welt. Dies ist der Beweis, dass im Reich der Mitte vermutlich schon lange vor Italien die Teigwaren gegessen wurden. Die gefundenen Nudeln aus der Jungsteinzeit bestanden zwar aus Hirse, aber sie hatten mit einer Breite von 3 mm und einer Länge von 50 cm die Form einer Spaghetti. Der älteste Nudel-Fund in Italien geht auf das 4. Jahrhundert vor Christus zurück. Forschende entdeckten in etruskischen Gräbern Abbildungen verschiedener Utensilien für die Nudelherstellung. Doch nicht nur in China und Italien scheint die Nudel ein beliebtes Lebensmittel gewesen zu sein, auch in Indien und der arabischen Welt war die Teigware schon seit vielen Jahrhunderten bekannt. Letztere waren die ersten, die Nudeln auf Wäscheleinen trockneten und so haltbar machten. Zuvor mussten Nudeln direkt nach der Herstellung verzehrt werden. Diese Trocknungsmethode wurde mit der Besetzung Siziliens aus der arabischen Welt nach Süditalien gebracht und von dort begann der Siegeszug der Nudel durch ganz Europa. Zur Pasta-Hauptstadt wurde im 18. Jahrhundert Neapel gemacht und noch heute werden die Einwohnerinnen und Einwohner „Mangiamaccheroni“ (dt. Nudelesser) genannt. Aber auch in Genua erfreute sich die Nudel großer Beliebtheit. 1825 wurde dort an der Riviera die erste Pastafabrik der Welt gegründet. Ab 1950 verhalfen Gastarbeitende sowie Urlauberinnen und Urlauber der Nudel in Deutschland zu zunehmender Popularität und sie landete immer häufiger auf deutschen Tellern. Zunächst jedoch nur als reine Sättigungsbeilage. Erst ein Zusammenschluss der deutschen Teigwarenhersteller in den 1990er-Jahren rückte die Nudel vom Tellerrand in die Tellermitte. Unter dem Slogan „Nudeln machen glücklich“ wurde intensiv für sie geworben und Nudelgerichte waren schließlich als Hauptmahlzeit en vogue. Heute gibt es weltweit über 600 Nudelsorten, rund 100 allein hierzulande. Mit einem Pro-Kopf-Nudelkonsum von etwa 8 kg im Jahr liegen wir allerdings nur im Mittelmaß. An der Spitzenposition, wie könnte es anders sein, sind die Italienerinnen und Italiener mit einem jährlichen Verzehr von über 26 kg Nudeln pro Kopf.
Ihr wollt mehr über die Geschichte von beliebten Lebensmitteln erfahren? Dann kann ich euch unsere Beiträge über die Geschichte des Speiseeises oder die Geschichte des Honigs empfehlen.