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Personalisierte Ernährung: Essen auf das Individuum abgestimmt

Drei Äpfel in verschiedenen Farben: grün, gelb-rot, rot

Es gibt unzählige Ernährungstrends. Manche davon sind schneller vergessen, als sie aufgetaucht sind. Andere von ihnen sind hartnäckiger und entwickeln sich stetig weiter. Dazu zählt auch die personalisierte Ernährung. Mithilfe einer Befragung von 107 Ernährungsexperten und Ernährungsexpertinnen hat Nutrition Hub im Januar die zehn TOP Ernährungstrends 2022 veröffentlicht. Wie auch im Jahr zuvor hat es das Thema „personalisierte Ernährung“ in die Hitliste geschafft. Es wird also höchste Zeit, dieses Phänomen genauer unter die Lupe zu nehmen. Wir geben hier allerdings keine Ernährungsempfehlungen und der Besuch bei einer Ernährungsfachkraft ist immer sinnvoll.

Was ist personalisierte Ernährung?

Personalisierte Ernährung ist Essen, das unseren Genen schmeckt. Aber woher können wir wissen, welche Art von Ernährung unsere Gene wollen? Eine DNA-Analyse, die verschiedene Anbieter bewerben, reicht aus, um in der Theorie zu erfahren, was unser Körper benötigt. Auch das Mikrobiom spielt dabei eine große Rolle. Unter dem Begriff Mikrobiom werden alle auf und in einem Organismus beheimateten Bakterien bezeichnet. Ein Großteil dieser Bakterien, die unseren Stoffwechsel beeinflussen, sind in der Darmflora zu finden. Mit den Ergebnissen der Analysen von DNA und Darmflora können anschließend individuelle Ernährungspläne erstellt werden, die auf den jeweiligen Stoffwechsel zugeschnitten sind.

Von der DNA-Analyse zur individuellen Ernährung

Mithilfe unserer Gene können also Ernährungsempfehlungen ausgesprochen werden. Das hört sich sehr abstrakt an? Hier ein Beispiel zur Veranschaulichung: Beim Cholesterin- und Fettstoffwechsel spielt das Eiweiß Apolipoprotein E (ApoE) eine Rolle. Dieses Protein kann in drei Varianten vorliegen: ApoE2, -E3 oder -E4. ApoE4 kann zu hohen Cholesterinspiegeln im Blut führen, was ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist. Für Menschen, die Träger von ApoE4 sind, ist es daher besonders wichtig, Lebensmittel auszuwählen, die cholesterinarm und reich an ungesättigten Fettsäuren sind. Noch mehr als für andere würde die Empfehlung daher lauten: weg von Burgern und Würstchen mit einem hohen Anteil gesättigter Fettsäuren, hin zu gesünderen Fetten aus magerem Fleisch und Fisch.

Personalisierte Ernährung ohne Gentest

Einfacher als die Genanalyse ist eine Variante, bei der Blutzuckerspiegel nach verschiedenen Mahlzeiten gemessen und miteinander verglichen werden. Hierzu müssen Teilnehmer und Teilnehmerinnen über einen Zeitraum von 14 Tagen alle verzehrten Mahlzeiten notieren und abwiegen, dazu zählen auch vordefinierte Testmahlzeiten. Durch die regelmäßige Messung des Blutzuckers – ähnlich wie bei Diabetes-Patientinnen und -Patienten – werden die Reaktionen auf die Lebensmittel aufgezeichnet. Wer dabei wie stark auf ein Lebensmittel reagiert, ist sehr individuell. Am Ende des Zeitraums bekommen die Teilnehmenden eine Auswertung, in der beispielsweise die folgenden Fragen beantwortet werden: Wie bleibt mein Blutzuckerspiegel stabil? Sind Kohlenhydrate morgens oder abends besser für mich? Wie sieht das optimale Frühstück für meinen Körper aus? Wie viel Fett und Eiweiß brauche ich? Lebensmittel wirken auf jeden Menschen unterschiedlich. So konnte gezeigt werden, dass manche Personen selbst nach dem Verzehr von Vollkornprodukten oder Tomaten mit unüblich hohen Blutzuckerwerten antworten. Anhand dieser Untersuchungen konnten Forscherinnen und Forscher dennoch verschiedene Ernährungstypen definieren, durch die vorhergesagt werden soll, wie einzelne Personen auf Lebensmittel reagieren werden.

Tische mit aufgebautem Buffet aus verschiedenen Lebensmitteln
© Pexels

Personalisierte Ernährung & Biohacking

Einen ähnlichen Selbstoptimierungsweg, wie die personalisierte Ernährung, schlägt Biohacking ein. Aber was genau ist Biohacking? Bei Biohacking geht es um eine ganzheitliche Selbstoptimierung. Ziel ist es, Körper und Geist besser zu verstehen, Zusammenhänge zu erkennen, um anschließend neue Werkzeuge zu finden, die Gesundheit, Leistung und Wohlbefinden beeinflussen. Ähnlich wie PC-Hacker, die in Computersysteme eindringen, wollen Biohacker in den menschlichen Organismus eingreifen. Unser biologisches System wird dazu zerlegt, verstanden und wiederaufgebaut. Hier machen wir uns die Erkenntnisse aus Biologie und Umweltwissenschaften für persönliche Zwecke zunutze. Man könnte es also auch als Do-it-yourself-Biologie bezeichnen.

Personalisierte Ernährung: Zukunft unserer Essgewohnheiten?

Dass wir in einigen Jahren ausschließlich das essen werden, was unsere Gene auf dem Speiseplan sehen möchten, bleibt unwahrscheinlich. Fakt ist jedoch, dass die personalisierte Ernährung nicht nur im Bereich des Profisports genutzt wird, denn auch für „Otto Normalverbraucher“ ist dieser Weg der Selbstoptimierung interessant. Darüber hinaus ist es spannend zu erfahren, inwieweit wir uns wissenschaftliche Erkenntnisse im Alltag zunutze machen können, um eine (etwas) bessere Version unserer selbst zu erschaffen.

Wer noch nicht genug von den diesjährigen Trends hat, für den haben wir die Food Trends 2022 entdeckt.


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Autorin: Simone John
Datum: 22.03.2022



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